Beim letztjährige Dezembertreffen in Hallein bei Bernd/lanime konnte ich die Visaton Bijou 170 hören. Auffällig war für mich in erster Linie die klangliche Unauffälligkeit. Im besten Sinne langweilig, ohne Effekthascherische Eigenheiten, die beim ersten Hinhören gefallen, aber nach einiger Zeit nerven würden.
Im Zusammenhang mir der Bekanntgabe des Termins zum Karlsruher Treffen bei Timo reifte so der Entschluss, die Bijou 170 in einer Light-Version aufzubauen. Mich hatte es eh schon gewundert, dass der Trend, Visaton-Bausätze aus der Höherpreis-Liga in einer günstigeren Version zu kopieren, bei diesem Bausatz noch nicht zugeschlagen hatte.
Das Ergebnis sieht als spielfertiger Prototyp dann in etwa so aus:
Da ein weiteres Projekt für das Treffen bei Timo nicht so recht klappen wollte, hab ich auch gleich noch eine Standboxenvariante dazuentwickelt, die ich aber nicht einfach Bijou 170 light Standbox taufte (das würde dem Namen „Bijou” nicht so wirklich gerecht werden), sondern die Bezeichnung BBBB erhielt (Blue Box Black Bass).
Dazu ein Serviervorschlag (Aufstellung bei Timos Treffen, Bijou 170 light gemeinsam mit der Bijou 170 von Yoogie/Jörg und der BBBB):
Zur Entwicklung:
Bei der oberflächlichen Analyse des Originalbausatzes fiel eine relativ unüblich hohe Trennfrequenz zwischen Tiefmittel- und Hochtöner auf. Das widerspricht der weit verbreiteten Meinung, die Trennfrequrenz solle wegen besserem Rundstrahlverhalten so niedrig wie möglich liegen, was nur durch die Fähigkeiten des Hochtöners begrenzt ist. Bei etwas näherer Betrachtung scheint aber genau diese etwas höhere Trennfrequenz das Geheimnis der Bijou 170 zu sein.
Wenn man die Winkelfrequenzgänge einer 25er Kalotte im Bijou 170 Gehäuse betrachtet, fällt auf, dass im Bereich zwischen 2 und 4 kHz die Winkelfrequenzgänge teils sogar noch bei 60° höher liegen, als der axiale Frequenzgang (Winkelfrequenzgänge relativ zur axialen geraden 0 dB-Linie):
Da scheint es doch sinnvoll, diesen Bereich axial abzusenken, damit die zahlreichen Winkelfrequenzgänge das klangentscheidendere Energieverhalten nicht versauen.
Oder ein anderer Weg: diesen Bereich genau in die Trennfrequenz legen. An der Trennfrequenz wird der Hochtöner schon 6 dB leiser spielen, als der Summenfrequenzgang. Der Tiefmitteltöner bündelt durch seine Membrangröße an dieser Stelle aber schon beträchtlich. Unter Winkel, wenn der TMT stark abfällt, wird das Energieverhalten bzw. die Winkelfrequenzgänge durch den quasi „stehen gebliebenen” Hochtönerpegel aber auf einem vertretbaren Niveau gehalten. Somit gelingt es mit diesem kleinen Trick, einen relativ ausgewogenen axialen Frequenzgang mit verhältnismäßig gleichmäßigen Winkelfrequenzgängen zu verbinden, ohne dass axiale Einbrüche oder drastische Überhöhungen unter Winkel in Kauf zu nehmen wären. Dass dies nicht 100%ig funktioniert, liegt an dem großen Durchmesserunterschied der beiden beteiligten Membranen.
Die Vorgabe von gut 3 kHz Trennfrequenz des Originalbauvorschlages konnte ich leider mit der Light-Version nicht erreichen. Der Frequenzgang des W 170 S machte mir da einen Strich durch die Rechnung, denn der zeigt eine Sprungstelle um etwa 1 kHz. Diese zu egalisieren wäre ohne eine aufwändigere und teurere Weichenvariante für mich nicht zu schaffen gewesen. Da aber auf dem Pflichtenheft nicht nur eine möglichst gute Annäherung an den Originalbausatz stand, sondern auch ein finanziell und technisch vertretbarer Aufwand, habe ich mich für den Mut zur Lücke entschlossen.
Eine niedrigere Trennfrequenz scheint auch noch aus einem anderen Grund nicht angebracht:
Der verwendete SC 10 N ist bekannt dafür, dass der Frequenzgang um die Resonanzfrequenz serienbedingt um mehrere dB streuen kann. Folgende Messung zeigt das Verhalten meiner 4 Exemplare:
Um diesen Bereich auszublenden, muss ganz einfach höher getrennt werden. Wenn das Ding in diesem Bereich nicht spielt, ist die Konstruktion auch nicht besonders anfällig für auftretende Fertigungsschwankungen.
Die Gehäusemaße:
Bei der Regalbox habe ich mich bis auf zwei kleine Abweichungen exakt an die Vorgaben des Originalbauvorschlages gehalten.
Die erste Abweichung war der Oberflächenbehandlung der Schallwand geschuldet. Diese wollte ich mit Kunstleder beziehen, weshalb ich auch an der oberen und der unteren Kante Fasen in Brettstärke angebracht habe, so dass sich der Bezug faltenfrei aufbringen ließ.
Die zweite Abweichung ist ein um 1 cm tieferes Gehäuse. Der Originalbauvorschlag beinhaltet keinerlei Verstrebungen zur Beruhigung der Gehäusewände. Dies wollte ich anders machen und gab in die Tiefe einen entsprechenden Zuschlag, um auf ein identisches Volumen zu kommen.
Die Auswirkungen der zusätzlichen Fasen messen sich so (rot mit allen Fasen, blau mit Fasen laut Bauvorschlag, zur besseren Übersichtlichkeit wurden die horizontalen Winkelfrequenzgänge jeweils um 3 dB nach unten versetzt axial bis 60° in 15°-Schritten):
Die Maße der Standbox richten sich in der Schallwandbreite und in den Chassisabständen zur Gehäuseoberkante auch nach dem Bauvorschlag. Die Gehäusetiefe und Höhe ist frei wählbar, nur das Volumen von etwa 50 l sollte für einen potentiellen Nachbauer als Zielwert gelten.
Die Standbox ist in Bassreflex-Bauweise ausgeführt, abgestimmt auf etwa 31 Hz. In meiner Box habe ich das durch ein HT-Rohr mit der Nennweite 70 mm und einer Länge von 15 cm erreicht. Die Höhe Bassreflexrohres sollte knapp oberhalb der Mitte sein, damit die Wirkung durch das exakt mittig angebrachte Bedämpfungsmaterial zur Unterdrückung der Gehäuselängsresonanz nicht zu stark beeinträchtigt wird. Auch eine Platzierung in der Nähe der Gehäuseenden (Boden oder Deckel= sollte man vermeiden, da hier die Druckmaxima der Gehäuselängsresonanz zu finden sind und sich bei einer solchen Platzierung stärker nach draussen drängen als bei einer Platzierung nahe des Schnellemaximums in der Gehäusemitte.
Die beiden beim karlsruher Treffen mitgebrachten Boxen waren jeweils mit anderen Versionen des W 170 S bestückt.
Die Regalbox (die eigentliche Bijou 170 light) mit dem 4 Ohm-Modell, die BBBB mit Achtöhmern.
Da mich Yoogie auf dem Treffen seine Bijou 170 messen ließ, kann ich Euch auch den direkten Vergleich der axialen Frequenzgänge zeigen. Rot das Original, blau die Bijou 170 light, grün die BBBB (die oberen Kurven entsprechen der tatsächlichen Empfindlichkeit, die Kurven um 65 dB sollen die Unterschiede im grundsätzlichen Verlauf zeigen, die beiden Regalboxen wurden mit nach unten verlängerter Schallwand gemessen):
Die Bijou 170 und die Bijou 170 light zeigen untehalb 1 kHz ein derart gleiches Verhalten, dass dies auch bei zwei mit dem gleichen Bausatz bestückten Boxen so gemessen werden könnte. Zwischen 1 und knapp 2 kHz zeigt sich die bereits weiter oben erwähnte Senke der Light-Version. Zwischen 3,5 und gut 6 kHz zeigt sich ebenfalls ein etwas niedrigerer Pegel bei der Light-Version. Dies war die einzige vorsätzliche Abweichung in der Entwicklung, da hier das Abstrahlverhalten etwas aufgeweitet ist. Der Originalbauvorschlag zeigt genau hier eine angedeutete Überhöhung, was bei einigen Aufstellungen ein Nachteil gegenüber der Light-Version sein kann. Die Unterschiede oberhalb 7 kHz waren für mich während der Entwicklung mangels Messmuster nicht absehbar, jedoch wäre die Abstimmung auch bei vorhandenen KE 25 SC kaum anders ausgefallen. Glück gehabt, gut geschätzt…
Die BBBB zeigt einen äußerst ähnlichen Frequenzgang wie die Regalbox, jedoch mit deutlich niedrigerem Wirkungsgrad (nicht nur Spannungsempfindlichkeit!) und stark erweiterten Tieftonbereich mit wirksamer Abstrahlung bis unter 30 Hz.
Im Zusammenhang mir der Bekanntgabe des Termins zum Karlsruher Treffen bei Timo reifte so der Entschluss, die Bijou 170 in einer Light-Version aufzubauen. Mich hatte es eh schon gewundert, dass der Trend, Visaton-Bausätze aus der Höherpreis-Liga in einer günstigeren Version zu kopieren, bei diesem Bausatz noch nicht zugeschlagen hatte.
Das Ergebnis sieht als spielfertiger Prototyp dann in etwa so aus:
Da ein weiteres Projekt für das Treffen bei Timo nicht so recht klappen wollte, hab ich auch gleich noch eine Standboxenvariante dazuentwickelt, die ich aber nicht einfach Bijou 170 light Standbox taufte (das würde dem Namen „Bijou” nicht so wirklich gerecht werden), sondern die Bezeichnung BBBB erhielt (Blue Box Black Bass).
Dazu ein Serviervorschlag (Aufstellung bei Timos Treffen, Bijou 170 light gemeinsam mit der Bijou 170 von Yoogie/Jörg und der BBBB):
Zur Entwicklung:
Bei der oberflächlichen Analyse des Originalbausatzes fiel eine relativ unüblich hohe Trennfrequenz zwischen Tiefmittel- und Hochtöner auf. Das widerspricht der weit verbreiteten Meinung, die Trennfrequrenz solle wegen besserem Rundstrahlverhalten so niedrig wie möglich liegen, was nur durch die Fähigkeiten des Hochtöners begrenzt ist. Bei etwas näherer Betrachtung scheint aber genau diese etwas höhere Trennfrequenz das Geheimnis der Bijou 170 zu sein.
Wenn man die Winkelfrequenzgänge einer 25er Kalotte im Bijou 170 Gehäuse betrachtet, fällt auf, dass im Bereich zwischen 2 und 4 kHz die Winkelfrequenzgänge teils sogar noch bei 60° höher liegen, als der axiale Frequenzgang (Winkelfrequenzgänge relativ zur axialen geraden 0 dB-Linie):
Da scheint es doch sinnvoll, diesen Bereich axial abzusenken, damit die zahlreichen Winkelfrequenzgänge das klangentscheidendere Energieverhalten nicht versauen.
Oder ein anderer Weg: diesen Bereich genau in die Trennfrequenz legen. An der Trennfrequenz wird der Hochtöner schon 6 dB leiser spielen, als der Summenfrequenzgang. Der Tiefmitteltöner bündelt durch seine Membrangröße an dieser Stelle aber schon beträchtlich. Unter Winkel, wenn der TMT stark abfällt, wird das Energieverhalten bzw. die Winkelfrequenzgänge durch den quasi „stehen gebliebenen” Hochtönerpegel aber auf einem vertretbaren Niveau gehalten. Somit gelingt es mit diesem kleinen Trick, einen relativ ausgewogenen axialen Frequenzgang mit verhältnismäßig gleichmäßigen Winkelfrequenzgängen zu verbinden, ohne dass axiale Einbrüche oder drastische Überhöhungen unter Winkel in Kauf zu nehmen wären. Dass dies nicht 100%ig funktioniert, liegt an dem großen Durchmesserunterschied der beiden beteiligten Membranen.
Die Vorgabe von gut 3 kHz Trennfrequenz des Originalbauvorschlages konnte ich leider mit der Light-Version nicht erreichen. Der Frequenzgang des W 170 S machte mir da einen Strich durch die Rechnung, denn der zeigt eine Sprungstelle um etwa 1 kHz. Diese zu egalisieren wäre ohne eine aufwändigere und teurere Weichenvariante für mich nicht zu schaffen gewesen. Da aber auf dem Pflichtenheft nicht nur eine möglichst gute Annäherung an den Originalbausatz stand, sondern auch ein finanziell und technisch vertretbarer Aufwand, habe ich mich für den Mut zur Lücke entschlossen.
Eine niedrigere Trennfrequenz scheint auch noch aus einem anderen Grund nicht angebracht:
Der verwendete SC 10 N ist bekannt dafür, dass der Frequenzgang um die Resonanzfrequenz serienbedingt um mehrere dB streuen kann. Folgende Messung zeigt das Verhalten meiner 4 Exemplare:
Um diesen Bereich auszublenden, muss ganz einfach höher getrennt werden. Wenn das Ding in diesem Bereich nicht spielt, ist die Konstruktion auch nicht besonders anfällig für auftretende Fertigungsschwankungen.
Die Gehäusemaße:
Bei der Regalbox habe ich mich bis auf zwei kleine Abweichungen exakt an die Vorgaben des Originalbauvorschlages gehalten.
Die erste Abweichung war der Oberflächenbehandlung der Schallwand geschuldet. Diese wollte ich mit Kunstleder beziehen, weshalb ich auch an der oberen und der unteren Kante Fasen in Brettstärke angebracht habe, so dass sich der Bezug faltenfrei aufbringen ließ.
Die zweite Abweichung ist ein um 1 cm tieferes Gehäuse. Der Originalbauvorschlag beinhaltet keinerlei Verstrebungen zur Beruhigung der Gehäusewände. Dies wollte ich anders machen und gab in die Tiefe einen entsprechenden Zuschlag, um auf ein identisches Volumen zu kommen.
Die Auswirkungen der zusätzlichen Fasen messen sich so (rot mit allen Fasen, blau mit Fasen laut Bauvorschlag, zur besseren Übersichtlichkeit wurden die horizontalen Winkelfrequenzgänge jeweils um 3 dB nach unten versetzt axial bis 60° in 15°-Schritten):
Die Maße der Standbox richten sich in der Schallwandbreite und in den Chassisabständen zur Gehäuseoberkante auch nach dem Bauvorschlag. Die Gehäusetiefe und Höhe ist frei wählbar, nur das Volumen von etwa 50 l sollte für einen potentiellen Nachbauer als Zielwert gelten.
Die Standbox ist in Bassreflex-Bauweise ausgeführt, abgestimmt auf etwa 31 Hz. In meiner Box habe ich das durch ein HT-Rohr mit der Nennweite 70 mm und einer Länge von 15 cm erreicht. Die Höhe Bassreflexrohres sollte knapp oberhalb der Mitte sein, damit die Wirkung durch das exakt mittig angebrachte Bedämpfungsmaterial zur Unterdrückung der Gehäuselängsresonanz nicht zu stark beeinträchtigt wird. Auch eine Platzierung in der Nähe der Gehäuseenden (Boden oder Deckel= sollte man vermeiden, da hier die Druckmaxima der Gehäuselängsresonanz zu finden sind und sich bei einer solchen Platzierung stärker nach draussen drängen als bei einer Platzierung nahe des Schnellemaximums in der Gehäusemitte.
Die beiden beim karlsruher Treffen mitgebrachten Boxen waren jeweils mit anderen Versionen des W 170 S bestückt.
Die Regalbox (die eigentliche Bijou 170 light) mit dem 4 Ohm-Modell, die BBBB mit Achtöhmern.
Da mich Yoogie auf dem Treffen seine Bijou 170 messen ließ, kann ich Euch auch den direkten Vergleich der axialen Frequenzgänge zeigen. Rot das Original, blau die Bijou 170 light, grün die BBBB (die oberen Kurven entsprechen der tatsächlichen Empfindlichkeit, die Kurven um 65 dB sollen die Unterschiede im grundsätzlichen Verlauf zeigen, die beiden Regalboxen wurden mit nach unten verlängerter Schallwand gemessen):
Die Bijou 170 und die Bijou 170 light zeigen untehalb 1 kHz ein derart gleiches Verhalten, dass dies auch bei zwei mit dem gleichen Bausatz bestückten Boxen so gemessen werden könnte. Zwischen 1 und knapp 2 kHz zeigt sich die bereits weiter oben erwähnte Senke der Light-Version. Zwischen 3,5 und gut 6 kHz zeigt sich ebenfalls ein etwas niedrigerer Pegel bei der Light-Version. Dies war die einzige vorsätzliche Abweichung in der Entwicklung, da hier das Abstrahlverhalten etwas aufgeweitet ist. Der Originalbauvorschlag zeigt genau hier eine angedeutete Überhöhung, was bei einigen Aufstellungen ein Nachteil gegenüber der Light-Version sein kann. Die Unterschiede oberhalb 7 kHz waren für mich während der Entwicklung mangels Messmuster nicht absehbar, jedoch wäre die Abstimmung auch bei vorhandenen KE 25 SC kaum anders ausgefallen. Glück gehabt, gut geschätzt…
Die BBBB zeigt einen äußerst ähnlichen Frequenzgang wie die Regalbox, jedoch mit deutlich niedrigerem Wirkungsgrad (nicht nur Spannungsempfindlichkeit!) und stark erweiterten Tieftonbereich mit wirksamer Abstrahlung bis unter 30 Hz.
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