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  • Frank Schölch
    Registrierter Benutzer
    • 22.04.2002
    • 368

    #31
    Das partitionierte Falten zur Reduktion der Latenz klappt ganz universell, also mit linearphasigen Filtern genauso wie mit minimalphasigen Filtern. Brutefir macht da keinen unterschied. Hierbei wird allerdings nur die IO-Latenz reduziert, nicht die inhäränte Verzögerung durch den eingesetzten Filter. Bei langen Filtern ist die IO-Latenz in Brutefir allerdings dominant, da sie das Doppelte der Filterlänge beträgt. Mit der Partitionierung lässt sie sich je nach Rechenleistung gegen Null reduzieren, mit dem Raspberry auf 85ms bei zwei 65536er Filtern mit 32 Partitionen. Für 64 Partitionen fehlt die Rechenleistung.

    Bei minimalphasigen Filtern lässt sich die Energie meist auf den Anfang der Filterkoeffizienten konzentriert, so dass eine Verzögerung nahe Null erreicht werden kann. Linearphasige Filter haben symmetrische Koeffizienten und die Maximalenergie in der Mitte des Koeffizientensatzes. Damit ist die unüberwindbare Verzögerung linearphasiger Filter 0,5*Filterlänge/Abtastrate. Bei mir aktuell 0,5*65536/48000=0,68s. Zur Lösung gibt es drei Ansätze:

    ->Bei DRC kann mit dem Parameter PSFilterType mit L ein linearphasiger Filter und mit T ein minimalphasiger Filter (Nullen am Anfang werden entfernt, minimalste Verzögerung) erstellt werden. Beide Filter können auf dem Rechner abgelegt werden. Wie beim AudioVolver ist es dann möglich, im Betrieb zwischen minimalphasigem Filter (nur Amplitudengang korrigiert, dafür unhörbare Latenz) und linearphasig (auch Phasengang korrigiert, Latenz zusätzlich 0,68s)umzuschalten. Der Erfahrung nach bringt schon der minimalphasige Filter gut 75% des Ergebnisses.

    ->Reduktion der Filterlänge auf 8192 Punkte. Hierbei geht allerdings die Frequenzauflösung verloren.

    ->Verzögerung des Videos, was bei <1s weder bei der Bedienung stört, noch unmögliche Pufferspeicher verlangt.

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    • ropf
      Registrierter Benutzer
      • 03.12.2013
      • 841

      #32
      Der Typ schreit mir aus dem Herzen
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      • blaueelise
        Registrierter Benutzer
        • 23.10.2012
        • 549

        #33
        Hallo Frank,
        beschäftige mich soeben mit REW MEssungen. Euren technischen Details ist als laie schwer zu folgen. Da ich noch einen Atomrechner hier stehen habe, möchte ich Dich nun mal bitten mir ein paar paar Hinweise zur Installation zu geben bzw. zu der benötigten Software. Acourate möchte ich vorerst nicht kaufen.
        Was kann ich Deiner Meinung nach am besten einsetzen? Win 7 ist installiert. Linux: Habe nur mal ubuntu und Knopppix getestet.
        Welche weitere Software würdest Du empfehlen ausser acourate (die ich vieleicht später kaufen könnte) Wie gross sind die klanglichen Unterschiede in den einzelnen Stufen bis hin zu acourate?
        Vielen Dank vorab
        Michael

        Kommentar

        • Frank Schölch
          Registrierter Benutzer
          • 22.04.2002
          • 368

          #34
          1. Installiere Ubuntu mit ALSA (sollte standardmäßig dabei sein) und GCC (auch der sollte dabei sein). Alsa kann getestet werden wenn eine 44,1kHz Stereo Wavedatei test.wav mittels USB-Stick auf den Rechner gebracht wird:

          aplay -f cd test.wav

          Während die Datei abspielt, kann auf einer zweiten Konsole (STRG-ALT-F2) mit alsamixer die Lautstärke maximal, aber ohne Übersteuerung eingestellt werden. Abbruch der Wiedergabe geht mit STRG-C.

          In ähnlicher Weise kann die Aufnahme getestet werden. Externe Signalquelle wie CD Player an Line In anschließen und starten, dann die Aufnahme am Rechner starten:

          arecord -f cd testrec.wav

          Nach ca. 20s Aufnahme mit STRG-C abbrechen und mit aplay -f cd test.wav prüfen, ob die Aufnahme korrekt ist. Falls nicht, im Alsamixer unter Aufnahme die korrekte Quelle auswählen und weit genug aussteuern. ERs kann etwas läszig sein, im Alsamixer die korrekte Quelle zu wählen: bei Soundkarten mit umschaltbaren Eingängen können diese mit der Leertaste umgeschaltet werden. Gemutete Eingänge werden mit der Taste m freigeschaltet. Faklls die Aufnahme und Wiedergabe funktioniert, ist das Grundsystem bereit.

          Mit aplay -l bzw. arecord -l lässt sich anzeigen, welche Soundgeräteim rechner erkannt wurden. Normalwerweise sollte die erste Soundkarte hw0 sein.

          2. Einrichtung von BRUTEFIR:
          Lade die Bibliothek FFTW aus dem Internet http://www.fftw.org/fftw-3.3.4.tar.gz und speichere sie im Homeverzeichnis ~/ ab. Entopackt wird sie mit:
          tar xfv fftw-3.3.4.tar.gz
          wechsle in den entpackten Ordner und compiliere / installiere FFTW:
          ./configure --enable-float
          make install

          Lade Brutefir aus dem Internet http://www.ludd.luth.se/~torger/file...ir-1.0m.tar.gz und speichere es auch im Homeverzeichnis. Entpackt wird es genauso mit
          tar xfv brutefir-1.0m.tar.gz
          Wechsle in das entpackte Verzeichnis und compiliere Brutefir:

          make

          Evtl. müssen die Pakete alsa-plugins and libsamplerate über den Paketmanager von Ubuntu installiert werden, damit das compilieren klappt. Es werden entsprechende Meldungen angezeigt, wenn Headerdateien oder Bibliotheken fehlen.

          3. Konfiguration von brutefir:
          Im Homeverzeichnis ~/ gibt es zwei Konfigurationsdateien, die ich nachfolgend anfüge:

          Kommentar

          • Frank Schölch
            Registrierter Benutzer
            • 22.04.2002
            • 368

            #35
            ~/.brutefir_config:

            ## GENERAL SETTINGS ##
            ## Alsa Mixer: Out: Master -6dB, PCM 0dB. In: Line_ selected, Capture: 15dB.

            sampling_rate: 48000; # sampling rate in Hz of audio interfaces
            filter_length: 2048,32; # length of filters, default is 65536, alternatives 32768, 16384, 8192
            overflow_warnings: true; # echo warnings to stderr if overflow occurs


            coeff "DRC-FilterL" {
            filename: "/home/pi/FilterL.pcm";
            format: "FLOAT_LE";
            };


            coeff "DRC-FilterR" {
            filename: "/home/pi/FilterR.pcm";
            format: "FLOAT_LE";
            };

            input "leftin", "rightin" {
            device: "alsa" { device: "hw:0"; ignore_xrun: true; };
            sample: "S16_LE";
            channels: 2/0,1;
            };

            output "leftout", "rightout" {
            device: "alsa" { device: "hw:0"; ignore_xrun: true; };
            sample: "S16_LE";
            channels: 2/0,1;
            };

            filter "left speaker path" {
            inputs: "leftin";
            outputs: "leftout";
            process: 0;
            coeff: "DRC-FilterL";
            };


            filter "right speaker path" {
            inputs: "rightin";
            outputs: "rightout";
            process: 0;
            coeff: "DRC-FilterR";
            };

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            • Frank Schölch
              Registrierter Benutzer
              • 22.04.2002
              • 368

              #36
              .brutefir_defaults:


              ## DEFAULT GENERAL SETTINGS ##

              float_bits: 32; # internal floating point precision
              sampling_rate: 48000; # sampling rate in Hz of audio interfaces
              filter_length: 65536; # length of filters, default is 65536, alternatives 32768, 16384, 8192
              config_file: "~/.brutefir_config"; # standard location of main config file
              overflow_warnings: true; # echo warnings to stderr if overflow occurs
              show_progress: true; # echo filtering progress to stderr
              max_dither_table_size: 0; # maximum size in bytes of precalculated dither
              allow_poll_mode: false; # allow use of input poll mode
              modules_path: "."; # extra path where to find BruteFIR modules
              monitor_rate: false; # monitor sample rate
              powersave: false; # pause filtering when input is zero
              lock_memory: true; # try to lock memory if realtime prio is set
              sdf_length: -1; # subsample filter half length in samples
              safety_limit: 20; # if non-zero max dB in output before aborting
              convolver_config: "~/.brutefir_convolver"; # location of convolver config file

              ## COEFF DEFAULTS ##

              coeff {
              format: "TEXT"; # file format
              attenuation: 0.0; # attenuation in dB
              blocks: -1; # how long in blocks
              skip: 0; # how many bytes to skip
              shared_mem: false; # allocate in shared memory
              };

              ## INPUT DEFAULTS ##

              input {
              device: "file" {}; # module and parameters to get audio
              sample: "S16_LE"; # sample format
              channels: 2/0,1; # number of open channels / which to use
              delay: 0,0; # delay in samples for each channel
              maxdelay: -1; # max delay for variable delays
              subdelay: 0,0; # subsample delay in 1/100th sample for each channel
              mute: false,false; # mute active on startup for each channel
              };

              ## OUTPUT DEFAULTS ##

              output {
              device: "file" {}; # module and parameters to put audio
              sample: "S16_LE"; # sample format
              channels: 2/0,1; # number of open channels / which to use
              delay: 0,0; # delay in samples for each channel
              maxdelay: -1; # max delay for variable delays
              subdelay: 0,0; # subsample delay in 1/100th sample for each channel
              mute: false,false; # mute active on startup for each channel
              dither: false; # apply dither
              };

              ## FILTER DEFAULTS ##

              filter {
              process: -1; # process index to run in (-1 means auto)
              delay: 0; # predelay, in blocks
              crossfade: false; # crossfade when coefficient is changed
              };

              Kommentar

              • Frank Schölch
                Registrierter Benutzer
                • 22.04.2002
                • 368

                #37
                Die defaults Datei enthält dir Grundeinstellungen während die config Datei die speziellen Anpassungen vornmimmt.

                Brutefir wertet zuerst die defaults aus, danach die config. Wenn Angaben in beiden Dateien unterschiedlich gemacht sind, gilt daher die Einstellung der config, da sie zuletzt ausgewertet wird und somit Einstellungen der defaults überschreibt.

                Wichtig sind u.a. folgende Einstellungen:

                1. Filter: Der Eintrag
                coeff "DRC-FilterL" {
                filename: "/home/pi/FilterL.pcm";
                format: "FLOAT_LE";
                };

                gibt an, wo die Filterdatei für den linken Kanal zu suchen ist. Beim rechten Kanal geht es genauso. Diese von meinem Raspberry entnommenen Zeilen sind anzupassen auf den aktuellen Bentzer, also /home/Benutzername/Filterdateiname.

                2. Filterlänge: Die Zeile filter_length: 2048,32; gibt an, dass ein Filter von 65536 Taps aufgeteilt in 32 Filter mit je 2048 taps eingesetzt wird. Mit dem Atom sollten auch 1024, 64 möglich sein.

                3. Sapmplerate: Die Zeile sampling_rate: 48000; gibt an, dass eine Samplerate von 48kHz genutzt werden soll. Das macht Sinn, da 99% aller Soundkarten nativ mit dieser samplerate laufen. Die Nutzung von 44.1kHz würde unnötige Resampleprozesse verursachen.

                Einen Beispielfilter der Alto habe ich angefügt, dieser muss einmal mit dem namen FilterL.pcm und einmal mit FilterR.pcm im Userverzeichnis ~/ abgelegt werden, um Brutefir zu testen. In jedem Fall handelt es sich um Rohdaten mit 32 bit float. Der Filterinhalt kann mit Audacity betrachtet werden.

                Der einfachste Weg zur Erstellung von Korrekturfiltern ist das Programm DRCDesigner: http://www.alanjordan.org/DRCDesigne...ignerHelp.html

                Hiermit können die Filter mit einer graphischen Oberfläche erstellt werden.

                Es bietet sich an, die Impulsantwort des Raums mitb der selben Soundkarte zu messen, die auch später zum Falten benutzt wird. dann heben sich krumme Frequenzgänge der Karte auf. Zum Test kann aber auch mit dem DRCDesigner und einem Notebook der Filter erstellt werden.

                Als Messmikrofon ist das ECM8000 von Behringer geeignet, als Mikrofonverstärker z.B. der MPA-102 von Monacor.
                Angehängte Dateien

                Kommentar

                • GabbaGandalf
                  Registrierter Benutzer
                  • 22.10.2004
                  • 1851

                  #38
                  Den MiniDSP hatte ich vor allem deswegen vorgeschlagen, weil er in Verbindung mit REW relativ "idiotensicher" ist und viele Leute keine Lust haben, sich mit Linux auseinanderzusetzen (weitere kleiner Pluspunkt: die Startzeit liegt deutlich unter der einer PC-Lösung).
                  Natürlich ist ein PC deutlich leistungsfähiger - aber eben auch komplexer.
                  Ich würde trotzdem jedem empfehlen sich mal mit BruteFIR zu beschäftigen - es lohnt sich.

                  PS: Weiß eigentlich irgendjemand, ob es inzwischen Mehrkanal-Soundkarten für den Pi gibt? Habe bisher immer nur die Stereo-Platine mit dem Wolfson-Chip gesehen.
                  Zuletzt geändert von GabbaGandalf; 28.11.2014, 00:28.
                  wer rechtschreibefehler findet darf sie behalten!

                  Kommentar

                  • ropf
                    Registrierter Benutzer
                    • 03.12.2013
                    • 841

                    #39
                    @GabbaGandalf: da kann ich nur zustimmen :-)

                    Ich hab brutefir unter Ubuntu 14.04 (abschaltbar) zum Spielen am laufen - bis das (einigermaßen) funktionierte hat es doch einige Abende und etliche graue Haare gekostet.

                    Die gute Nachricht ist: alsa läuft sowieso schon standardmäßig, brutefir (vorletzte Version) und alle abhängigen Pakete sind in den einschlägigen Repositories verfügbar - selbstcompilieren, Haederpakete nachziehen usw. muss echt nicht sein - zumindest für Linuxnoobs.

                    Die weniger gute: Alsa ist unter Ubuntu so sehr pulseaudio verbundelt, das der Durchblick wirklich schwerfällt. Deshalb wird von vielen Seiten empfohlen, das System zu "entpulsen", was ein eigenes Kapitel ist.

                    Ich finde aber, das Gespann macht seine Arbeit im Alltag wirklich hervorragend. Irgendein Sounfinterface anstöpseln - geht (fast immer). Bluetooth mit Kopfhörer koppeln - Sound geht automatisch drüber. Laptop an Dockingstation - Musik kommt via Spdif aus der Soundanlage. Tablet via Bluetooth an Laptop - Musik kommt ebenfalls aus der Soundanlage ... und wenn mal etwas Anderes gewüscht wird, ist mit 2..3 gut erreichbaren Mausklicks zu haben.

                    Eine reine brutefir-Kiste ist leicht aufzusetzen, brutefir auf einem Alltagsrechner bei Erhalt dieser Paarung von Flexibilität und Komfort aber nicht.

                    Im Gegensatz zu den meisten jack-basierten Lösungen, die im Internet rumgeistern, hab ich es mit dem aloop-device gemacht (virtuelle Soundkarte) - nicht noch ein Soundsystem und nicht noch mehr Komplexität.

                    brutefir wird bei Bedarf von Hand gestartet und ist so konfiguriert, das er den Stream von der virtuellen Soundkarte abholt und an Spdif ausgibt, also: aloop -> brutfir -> Spdif

                    Die virtuelle Soundkarte ist normal in pulseaudio als Ausgabegerät wählbar. Von Haus aus sind auch Alsa-Defaultgeräte über Pulse geroutet, das automatisch alle notwendigen Formatumrechnungen übernimmt - in dieser Konfiguratin arbeitet brutefir also sytemweit.

                    Für Experimentalzwecke ist das stabil genug. Bei der Wiedergabe mit Rythmbox gibt es Störgeräusche zwischen den Titeln und beim Beenden bricht brutefir manchmal mit einer Fehlermediung ab (io-device in invalid state oder so).

                    Beim Rumfummeln am System geht manchmal aus irgendwelchen Gründen gar nix, auch nach 10maligem Nachprüfen. Selbst ein reboot hilft nicht - aber ein komplettes Aus- und Wiedereinschalten heilt auf wundersame Weise das System.

                    Eine Weiche würde ich damit nicht bauen - aber die DRC-Docs lesen - die vielen Zwischenschenergebnisse der Filtergenerierung anschauen und verstehen - mit den mitgeliferten Oktavescripts auch visuell - eine Ahnung bekommen, was korrigierbar ist und was nicht - was auf den gesamten Raum wirkt und wo die Verbesserung für einen bestimmten Platz zu dessen Lasten geht - diese Aha-Erlebnisse machen die Wirkung guter Musik mit sauberem Klang doppelt erhebend :-)

                    Plötzlich fällt einem auch wie Schuppen vor die Augen, wieso sich das mit bestem Willen unkorrigierbar scheinende Loch zwischen Sub und Mains einer 2.1 PC-Anlage durch ein leichtes Verrücken in Wohlgefallen auflöst ...

                    @Pansen: ja, einen Minidsp 2x4 hab ich auch. Hätte keine Bedenken, dem meine Hochtöner anzuvertrauen und samt Endstufe in eine Box einzubauen. Aber da es kaum Endstufen mit i2s Eingang gibt, ist die volldigitale Lösung nach pitsche noch viel besser.

                    puh - das war wieder ne Menge Text - sollte jetzt wirklich mal schlafen gehen ...
                    ropf

                    Kommentar

                    • ropf
                      Registrierter Benutzer
                      • 03.12.2013
                      • 841

                      #40
                      @blaueelise - um auf deine ursprüngliche Frage zurückzukommen, würde ich dir Folgendes vorschlagen:

                      1. Bau die Boxen erstmal mechanisch auf
                      Soweit schon passive Weichen fertig bzw. Teile vorhanden sind - rein damit. Um es später für eine evtl. Aktivierung einfacher zu haben, Weichenausgänge und Chassiseingänge herausführen und je nach gewünschter Funktion zusammenstecken. Dazu eignen sich ganz hervorragend einfache Bananenbuchsen - zuverlässig, billig, und einfach einzubauen.

                      2. DSP-Weiche
                      Wenn wir von DSP reden, meinen wir die funktionelle Arbeitsweise, die "aktive Analogfilter" nachahmt (mehr oder weniger). Funktionell bestehen sie aus mehreren sogenannten Biquads, deren Koeffizienten festlegen, ob sie als Hochpass oder Tiefpass oder Notchfilter (~ Sperrkreis) oder whatever wirken.

                      Minidsp hat davon eine ganze Palette im Programm. Ich schlage vor, du bestellst dir erstmal den kleinsten Minidsp 2x4 (ca 100€), damit kannst du 2 Zweiwege-Weichen aufbauen oder 1x3-Wege.

                      Die "Programmierung" erfolgt grafisch am PC - Spaß und Lernfaktor sind enorm. Änderungen kannst Du kannst direkt in Echtzeit hören, oder (wenn eine Messsoftware mitläuft) auch sehen. Einmal eingestellt, machen die Teile ihren Job ganz ohne PC.

                      Natürlich hat die DSP-Technik ihre eigenen Herausforderungen (Quantisierungsrauschen, Grenzzyklen usw), was sich evtl. durch leises Rauschen aus dem Hochtöner bemekbar macht, da die Lautstärkeregelung idR. vor der Weiche erfolgt. Hier kann man durch geschickte Filtereihenfolge und einen guten Pegelplan sehr viel machen.

                      Wenn das etwas für dich ist, kannst du ein größeres/teureres oder auch mehrere kleine Modelle nachordern, ansonsten wird man die Dinger auch wieder gut los.

                      3. Messungen - um die kommst du nicht herum
                      Dazu brauchst du ein Mikrofon + Software. Ich bin ein Fan von REW (Room Equalizer Wizard). Kostenlos, läuft als Java-Programm unter Windows und Linux - und es schägt dir direkt Korrekturfilter für die Minidsp vor.

                      Als Mikro finde ich das UMic von Minidsp (ca 70€) sehr cool - einfacher Anschluss über USB statt zusätzliche Vorverstärker mit Phantomspeisung plus hochwertige DA-Wandler ... vereinzelt kamen Zweifel an der Qualität der mitgelieferten Kalibrierungsdaten auf - im Zweifel_auf_hohem_Niveau kann man die natürlich messen lassen (zB. bei Hobbyhifi)

                      4. Raumkorrektur einfach
                      Hier bietet die klassische DSP-Technik gegenüber einfachen grafischen Equalizern ganz erhebliche Verbesserungen. Die Minidsp bieten genügend freie Funktionseinheiten, um z.B Bafflestep, Wandeinflüsse und einzelne Raummoden zu kompensieren. Alternativ geht das über seperate Geräte wie zB. Behringer DCX 2496. Hier spielt wiederum REW seine Stärke aus, da für viele Geräte direkte Schnittstellen Gräten bietet.

                      5. Raumkorrektur durch Impulsfaltung - MUSS man probiert haben
                      Die Grundidee ist sehr einfach. Das digitale Audiosignal stellt eine Kette verschieden starker Impulse dar. Nun schickt man einen einzelnen Imuls durch den den Raum und misst am Hörplatz was ankommt, inklusive aller Reflektionen, Resonanzen usw. Die ungewollten Anteile zieht man künftig von vorneherein von den Originalimpulsen ab...

                      Praktisch ist es etwas komplizierter. Da man in einem einzelnen Impuls nicht genügend Energie unterbringen kann, verwendet man spezielle Messignale und errechnet die Impulsantwort auf mathematischem Wege.

                      Das Korrektursignal ist ebenfalls eine Impulsantwort. Die Verrechnung von Original- und Korrektursignal ist im mathematischen Sinne eine Faltung (engl. Convolution). Da diese Faltung einem Filterprozess emtspricht, bezeichnet man die Korrektursignale auch als Filter.

                      Du brauchst also zwei Sachen - eine Convolution-Engine und geeignete Korrekturfilter.

                      5a - die Faltungsmaschine
                      Welche Convolution-engine du verwendest, ist im Prinzip egal - das ist ein rein mathematisches Prinzip. Es gibt jede Menge freie (brutefir, JConvolver) und kostenpflichtige Implementationen.

                      Für den Anfang ist vielleicht eine in einen Player integrierte Lösung (foobar) einfacher. Später soll es vielleicht eine dedizierte Faltungskiste werden, wie bei Pansen oder Frank Schölch. Ähnliches gibt es auch als Fertiggerät (zB OpenDRC von minidsp). Worauf man achten muss, das die Kiste genügend lange Filter verarbeiten kann und genügend Power für die gewünschte Anzahl von Kanälen bietet.

                      5b - die Korrekturfilter
                      Die Errechnug ist etwas kompliziert, da manche Störungen prinzipiell nicht korrigierbar sind - dazu braucht man spezielle Software wie DRC-FIR, DRC-Designer (läuft unter Linux nur auf 32bit Systemen) oder eben Accourate - plus eine gehörige Portion Experimentierfreude.

                      Das Besondere der Faltungsmtehode ist, das sie nicht nur den Amplitudengang
                      über Alles (inkl. weniger geglückte Weichen) geradeziehen kann (minimalphasige Filter) - sondern auch Zeitfehler, die durch die Auftrennung auf verschiedene Chassis zwangsläufig entstehen (linearphasige Filter)

                      Letzere bezahlt man allerdings mit Artefakten (zB. Preringing) die man wiederum mit besonderen Methoden unterdrücken muss ... Dr. Uli Brüggemann, der Autor von Accourate und zweifellos eine Koryphäe, bezeichnet die Erstellung solcher Filter zurecht als Kunst.

                      Ob und wieweit zeitliche Fehler aber überhaupt hörbar sind, ist hochumstritten - hier spielt es immer eine Rolle, was mit dem Stand der Technik gerade machbar ist - Ideologie - und oft auch kommerzielle Interessen.

                      6. Faltungsweichen
                      Die Frage liegt nahe - warum soll ich mir durch passive oder klassische DSP-Weichen Zeitfehler einhandeln, um sie nachträglich aufwendig wieder geradezuziehen, wenn ich das alles mit einer Kiste haben kann?

                      Für die Erstellung von "Faltungsweichen" eignet sich neben Accourate auch das kostenlose rephase.

                      Die Antwort - meine persönliche - Weichen sind ein funktionales Herzstück, die zB. auch die Hochtöner vor tieffrequenten Signalen schützen, die sie locker zerstören würden. Raumkorrektur und Zeitkorrektur durch Faltung hingegen ist nur ein Goodie, und ein Experimentierfeld noch dazu ... Denk an den Verpeilfaktor, wenn deine Freundin etwas Gutes zu rauchen mitbringt ...

                      7.Was wird morgen?
                      Die Sinnhaftigkeit ener konkreten Lösung steht und fällt immer mit der Integration ins Gesamtsystem.

                      Heute stellst du die Vielleicht 10 Endstufen is Rack und ein entspechendes DSP für die Weichen - morgen möchtest du vielleicht doch lieber 3-Weger - übermorgen die Integration von Bluetooth und Wlan ... und in einem halben Jahr deinen Audiostream via Powerlan ins Stromnetz speisen und dienen Boxenn nur sagen: du bist Front links, du bist Center, du bist Rear - zieht euch raus was ihr braucht ...

                      En Faltrechner mit analogen Ein und Ausgängen ist - mit Verlaub - in der heutigen Zeit schon eine Anachronismus.

                      Uff, blaueelise - jetzt hast du erstmal einen Überblick über die vielen verwirrenden Begriffe - weisst, wie du mit den Lautsprechern erstmal zugange kommst - und dich gleichzeitig den spannenden Themen Aktivtechnik und Raumentzerrung ohne große Fehlinvestitionen nähern kannst.

                      Der große Schuss - alles aufeinmal und perfekt - ist eine teure und zeitraubende Illusion. Wenn wir uns mal begegnen, schuldest du mir ein Bier

                      Noch eine Empfehlung an alle, die FIR Raumkorrekturfilter einsetzen
                      Unter Hifipuristen ist es verpönt, Lautsprecher an die Wand oder gar in die Ecken zu setzen - probiert das mal mit Enzerrung - hört - und vergleicht die entstehenden Filter in einem Audioeditor. Ich verspreche euch eine Überraschung ...

                      /ropf
                      Zuletzt geändert von ropf; 29.11.2014, 12:35.

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                      • blaueelise
                        Registrierter Benutzer
                        • 23.10.2012
                        • 549

                        #41
                        So, ein Minidsp liegt ja seit einer Woche bei mir, Messmicro habe ich ein MCE2500, habe mich nun heute mit REW beschäftigt, morgen wird die erste Messung durchgeführt mit bestehendem System.
                        Wie führe ich denn am esten die Messung des 2 Wegers durch (mit Minidsp ) ohne direkt etwas zu "himmeln"?
                        Lautsprechergehäuse und Wg ist aufgebaut, als terminal habe ich ein Biwireing eingebaut, Hochtöne roben, TmT unten..
                        Vielen Dank erstmals an alle, Frank, Ropf und Gabba.
                        Zuerst wird das Minidsp aktiviert, anschliessend mit Rew alles angepasst.
                        Der Rechner wird anschliessend installiert und auch ausprobiert.
                        @ Frank, kann man eine Installationsdatei zu dem von Dir beschriebenen Konfiguration bekommen?
                        Gruss

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                        • ropf
                          Registrierter Benutzer
                          • 03.12.2013
                          • 841

                          #42
                          Zitat von blaueelise Beitrag anzeigen
                          Wie führe ich denn am esten die Messung des 2 Wegers durch (mit Minidsp ) ohne direkt etwas zu "himmeln"?
                          Na - ich würd mit einem Boxsimmodell anfangen. Mit etwas Glück gibt es schon Daten für deine Chassis - ansonsten TSPs, Xmax usw eintragen.

                          Da siehst du gleich sehr schön, bei welcher Frequenz die Chassis wie stark belastbar sind. In diesem Rahmen misst du dann die Chassis in eingebautem Zustand, aber noch ohne Weiche. Dann legst du Weichentyp und Trennfrequenz fest, zB Linkwitz-Riley 4.Ordnung bei 2000Hz.

                          Um die weitere Arbeit einfacher zu machen lädst du dir außer den realen noch 2 Idealchassis (50db Voltmeter) an einer ensprechende Idealweiche in Boxsim.

                          Das sollen dir eine graphische Orientierung geben, wo du mit deinen realen Chassis hinwillst - denn bei denen ist die elektrische Weichenfunktion ja noch mit der Übertragungsfunktion der Chassis selbst überlagert.

                          Dann spielst du mit den Parametern der Aktivfilter so lange rum, das die Kurven denen der Idealchassis möglichst nahe kommen, den Gesamtschallpegel beachtest du erstmal nicht.

                          Wenn du soweit bist, schaltest du die Idealchassis ab und polst den Hochtöner virtuell um - bei übergangsfrequenz muss jetzt ein tiefer scharfer Einbbruch zu sehen sein.

                          Unter Chassis/Einbau und Position kannst du einen Versatz nach vorne oder hinten eingeben - hier variierst du so lange, bis der Einbruch an der richtigen Stelle und möglichst tief ist.

                          Wenn du den Hochtöner wieder zurückpolst, sollte der Übergang schnurgerade sein.

                          Die erhaltenen Filter trägst du in die minidsp ein, ebenso den Versatz, den du natürlich in ein Delay umrechnen musst

                          Hört sich jetzt alles komplizierter an als es ist - wenn du so vorgehst hast du nicht nur einen ersten sehr guten Weichenprototyp, sondern auch schon ein Gefühl entwickelt, welche Parameter wie wirken, und woran du noch schrauben musst.

                          Ja - und dann wird werden die Chassis über die Weiche gemessen und korrigiert.

                          Alternativ gibt es diverse Software, um Aktivweichen zu entwickeln. Auf der minidsp-Seite wird u.A. ACD (Active Crossover Designer, Ecxel-Sheet) promotet, was ein Community-Projekt ist, mit dem ich aber keine Erfahrung habe.

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                          • yoogie
                            Registrierter Benutzer
                            • 16.03.2009
                            • 5817

                            #43
                            Hallo,

                            In der HH von Dez/Jan ist passend dazu ein Artikel über das Mini DSP. Leider nur eine Doppelseite.
                            Angehängte Dateien
                            Viele Grüße aus dem Bergischen Land
                            Jörg

                            Ab jetzt auch wieder Yamaha, ohne Kickstarter und breitem Lenker

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                            • Frank Schölch
                              Registrierter Benutzer
                              • 22.04.2002
                              • 368

                              #44
                              Zum Test auf dem Atom: Das Verzeichnis mit allen benötigten Komponenten ist überschaubar und könnte als tgz hochgeladen werden. Die gesamte Linux-Installation hat allerdings knapp 18GB und ist dafür zu groß.

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                              • incoggnito
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                                • 05.04.2013
                                • 2

                                #45
                                Hallo zusammen,

                                ich möchte mir seit geraumer Zeit so einen kleinen Faltpc basteln...
                                und mir daraus eine aktive box mit Raumentzerrung bauen.
                                Der Thread ist nun schon relativ alt, was hat sich Neues getan?
                                Ist es möglich sich so ein 5.2 System aufzubauen?

                                hier kurz zu meinem Stand:
                                ich habe REW, und kann damit umgehen.
                                Linux habe ich auch seit einiger Zeit immer mal wieder am laufen.
                                Soundkarte habe ich eine Asus Xonar STX.

                                Was ist an kleinen Rechnern momentan zu empfehlen,
                                geht auch ein Odroid?

                                Nun hätte ich auch gerne Grundlagen, zu dem ganzen Signalgedöns,
                                wo ist hier der Einstieg am besten (hab leider kein E-technik Studium)?
                                Aus der Reglungstechnik ist mir noch ein bisl was hängen geblieben...
                                ...ist es noch notwendig sich mit passiven Frequenzweichen zu befassen?

                                grüße Inco
                                Zuletzt geändert von incoggnito; 09.09.2015, 21:07.

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