Hallo zusammen,
vor Urzeiten (ich glaube so um 1992) hatte ich das Vergnügen, die Experiences (V13 bis V20) bei meinem Lieblingshändler ausgiebig probezuhören. Damals hatte ich aber nie und nimmer das Geld dafür.
Ohne jeden Sarkasmus: ich war tief beeindruckt - besonders eben von der V17. Die 13er war mir ein bischen zu "matt", die 20er eine Spur zu groß. Eigentlich schade, dass bis auf die V20 alle Expi´s aus dem Onlineangebot verschwunden sind.
Nachdem ich jetzt das vierte Paar AL170 verbaut hatte, fand ich, dass es an der Zeit wäre, mit diesem Chassis etwas zu bauen, was sich an der EV17 orientiert. (so ungefähr wie eine VOX 401 ohne Seitenbass )
Damit stand der erste Teil der Bestückung fest: 2 AL170 in D'Appolito-Anordnung. Der Hochtöner sollte auch 1500 Hz noch locker vertragen können. Bei Visaton ist aber leider nichts Derartiges im Programm (ich denke, die KE sollte doch bei frühestens 2kHz angekoppelt werden, oder?)
Ich habe mich schließlich für einen VIFA XT-25 TG30 (in Deutschland XT-300K) entschieden. Mit einer fr von 500 Hz und einem SPL von knapp 92 dB passte der einfach prima zu meinem Vorhaben. Den enormen Aufpreis für die angeblich bessere Version mit Metallfront habe ich mir nicht angetan.
Damit ist aber auch klar, dass dieser LSP kein absolutes Low-Budget-Projekt mehr ist.
Fast 400 Euro für die Tieftöner, 120 Euro für die Hochtöner (als selektiertes Paar mit Messprotokoll), ca. 100 Euro für Weichenbauteile und nochmal fast 120 Euro für das Baumaterial (inkl. Furnier, BR-Rohre, Dämmwolle, Anschlussterminal usw.) ergeben zusammen mit den Versandkosten ca. 750 Euro allein für das Material.
Die hohen Kosten der Frequenzweichenbauteile ergeben sich auch dadurch, dass ich den Messdaten, die ich vom HT habe (bereitgestellt von ILMAG) in der Simulation nicht so recht getraut habe. Stattdessen habe ich lieber 8 Paar Kondensatoren mit unterschiedlichen Werten bestellt und die Weiche glaube ich wenigstens doppelt so oft modifiziert, bis ich mit dem Hörergebnis wirklich zufrieden war.
Die endgütige Weiche (Boxsim-Datei) findet ihr hier:
http://www.kram-hochladen.de/download.php?id=NzM0MTU=
Ich muss aber darauf hinweisen, dass insbesondere der außeraxiale SPL und die Bündelung der Simulation nicht stimmen! Beide sind auf Basis der KE simuliert. Auch die in der Simulation angedeutete Überhöhung im Bereich zwischen 2 und 3 kHz tritt nach meinem Hörempfinden in der Realität so nicht auf.
Das Gehäuse war dagegen wirklich einfach. Es handelt sich um auf Stoß verleimte Bretter.
Die beiden AL´s arbeiten zusammen auf ein 66-Liter BR-Volumen. Die Abstimmung liegt bei 38 Hz - das Rohr ist demnach 14 cm lang und hat einen Innendurchmesser von 10 cm. Da es solche Rohre von vielen Herstellern gibt, habe ich nicht wie bei den VOXen einen BR-Kanal aus Brettern aufgebaut. Ich denke, der Querschnitt des BR-Rohres ist groß genug gewählt - Strömungsgeräusche höre ich jedenfalls nicht.
Zur Stabilisierung der großen Seitenwände sind asymmetrisch zwei Ringversteifungen von je 4cm Stärke eingebracht. Auf diese Weise ist auch die Gefahr kleiner, dass sich einzelne Bretter beim Leimen gegeneinander verschieben.
Der fertige Rohbau sieht dann so aus:
Für die Oberfläche habe ich mich wieder für Furnier (Padouk) entschieden. Ich kann einfach nicht anständig lackieren Die Front hat an den Seiten und oben eine jeweils 15*15 mm breite Fase erhalten.
Mit dem Ergebnis kann sogar meine bessere Hälfte leben:
Zum Klangeindruck:
BOAH!!!! Ich kann´s nicht anders sagen. Was vom ersten Ton an auffällt, ist die extreme Genauigkeit in der räumlichen Abbildung. Ich habe wirklich das Gefühl, in einem Livekonzert zu sitzen - vorausgesetzt, man befindet sich exakt in der Mitte zwischen den LSP.
Auf den zweiten Blick fällt der enorme Tiefgang auf. Die beiden AL´s langen im Bass ordentlich hin. Das soll nicht bedeuten, dass ein brutaler Tiefbass mit Magen-aufräum-Funktion vorhanden wäre. Am ehesten mache ich das an der "Körperhaftigkeit" großer Streichinstrumente (Cello und Kontrabass) fest. Auch bei geringer Lautstärke hört man eben nicht nur den Ton eines Instrumentes an sich, sondern auch den Klang seines Resonanzkörpers. Man kann es förmlich anfassen.
Erst auf den dritten Blick fiel mir dann das auf, was ich bei vielen Fertiglautsprechern und manchen meiner Selbstbau-Versuche bisher vermisst habe (genauer: nach mehr als 3 Stunden): das Hören ist herrlich entspannend. Nichts übertreibt, nichts ist verfärbt, kein Bereich drängelt sich vor. Ich höre die Boxen einfach nicht. Vielleicht ist die relativ starke Bündelung des HT mit seiner großen Membrane dafür mit verantwortlich.
Ebenfalls bestehen bislang keine Probleme mit verwirrten Fledermäusen oder permanent jaulenden Hunden wegen der messtechnisch deutlich vorhandenen Resonanz des HT bei 40kHz
Die tiefe Trennung (ca. 1750 Hz) macht dem HT anscheinend nichts aus. Auch Impulse kommen schnell und "echt", was prima zur Agilität der AL´s passt. Das lässt sich z.B. gut erkennen bei Dvoraks 9., 1. Satz - wenn im zweiten Motiv nach den Blechbläsern die Pauke ihren ersten Auftritt hat. Auch Orffs Carmina Burana musste für den Hörtest herhalten. Ich habe selten Röhrenglocken so voll und "schnell" klingen hören. In beiden Fällen gibt es ein klar definiertes Anschlaggeräusch und ein ebenfalls klar hörbares Ein- und Ausschwingen. (Sorry, Visaton. Aber ich finde den Vifa besser als vergleichbar "teure" HT´s von Euch. So, jetzt ist´s raus.)
Was im ersten Moment vielleicht etwas zu zurückhaltend klang, empfand ich spätestens bei Eric Claptons Frisco Bay Blues sehr angenehm. Bisher hat mich das Waschbrett meistens wegen seiner aggressiven Kratzgeräusche ziemlich genervt (genau so wie die Entenpfeife, oder was immer das für ein Blasinstrument ist). Mit meinen neuen Boxen höre ich auch diesen Song gerne so laut, dass die Nachbarn schonmal klopfen...
Die tiefe Trennung scheint aber auch den Al´s gut zu tun. Das, was ich bei meinem letzten hier vorgestellten Projekt noch als leichte nasale Verfärbung im oberen Mittelton zu bemeckern hatte, höre ich bei diesen hier nicht mehr.
Um es mit Hape zu sagen: ich bin dann mal (zum Weiterhören) weg.
Viele Grüße,
Alex
vor Urzeiten (ich glaube so um 1992) hatte ich das Vergnügen, die Experiences (V13 bis V20) bei meinem Lieblingshändler ausgiebig probezuhören. Damals hatte ich aber nie und nimmer das Geld dafür.
Ohne jeden Sarkasmus: ich war tief beeindruckt - besonders eben von der V17. Die 13er war mir ein bischen zu "matt", die 20er eine Spur zu groß. Eigentlich schade, dass bis auf die V20 alle Expi´s aus dem Onlineangebot verschwunden sind.
Nachdem ich jetzt das vierte Paar AL170 verbaut hatte, fand ich, dass es an der Zeit wäre, mit diesem Chassis etwas zu bauen, was sich an der EV17 orientiert. (so ungefähr wie eine VOX 401 ohne Seitenbass )
Damit stand der erste Teil der Bestückung fest: 2 AL170 in D'Appolito-Anordnung. Der Hochtöner sollte auch 1500 Hz noch locker vertragen können. Bei Visaton ist aber leider nichts Derartiges im Programm (ich denke, die KE sollte doch bei frühestens 2kHz angekoppelt werden, oder?)
Ich habe mich schließlich für einen VIFA XT-25 TG30 (in Deutschland XT-300K) entschieden. Mit einer fr von 500 Hz und einem SPL von knapp 92 dB passte der einfach prima zu meinem Vorhaben. Den enormen Aufpreis für die angeblich bessere Version mit Metallfront habe ich mir nicht angetan.
Damit ist aber auch klar, dass dieser LSP kein absolutes Low-Budget-Projekt mehr ist.
Fast 400 Euro für die Tieftöner, 120 Euro für die Hochtöner (als selektiertes Paar mit Messprotokoll), ca. 100 Euro für Weichenbauteile und nochmal fast 120 Euro für das Baumaterial (inkl. Furnier, BR-Rohre, Dämmwolle, Anschlussterminal usw.) ergeben zusammen mit den Versandkosten ca. 750 Euro allein für das Material.
Die hohen Kosten der Frequenzweichenbauteile ergeben sich auch dadurch, dass ich den Messdaten, die ich vom HT habe (bereitgestellt von ILMAG) in der Simulation nicht so recht getraut habe. Stattdessen habe ich lieber 8 Paar Kondensatoren mit unterschiedlichen Werten bestellt und die Weiche glaube ich wenigstens doppelt so oft modifiziert, bis ich mit dem Hörergebnis wirklich zufrieden war.
Die endgütige Weiche (Boxsim-Datei) findet ihr hier:
http://www.kram-hochladen.de/download.php?id=NzM0MTU=
Ich muss aber darauf hinweisen, dass insbesondere der außeraxiale SPL und die Bündelung der Simulation nicht stimmen! Beide sind auf Basis der KE simuliert. Auch die in der Simulation angedeutete Überhöhung im Bereich zwischen 2 und 3 kHz tritt nach meinem Hörempfinden in der Realität so nicht auf.
Das Gehäuse war dagegen wirklich einfach. Es handelt sich um auf Stoß verleimte Bretter.
Die beiden AL´s arbeiten zusammen auf ein 66-Liter BR-Volumen. Die Abstimmung liegt bei 38 Hz - das Rohr ist demnach 14 cm lang und hat einen Innendurchmesser von 10 cm. Da es solche Rohre von vielen Herstellern gibt, habe ich nicht wie bei den VOXen einen BR-Kanal aus Brettern aufgebaut. Ich denke, der Querschnitt des BR-Rohres ist groß genug gewählt - Strömungsgeräusche höre ich jedenfalls nicht.
Zur Stabilisierung der großen Seitenwände sind asymmetrisch zwei Ringversteifungen von je 4cm Stärke eingebracht. Auf diese Weise ist auch die Gefahr kleiner, dass sich einzelne Bretter beim Leimen gegeneinander verschieben.
Der fertige Rohbau sieht dann so aus:
Für die Oberfläche habe ich mich wieder für Furnier (Padouk) entschieden. Ich kann einfach nicht anständig lackieren Die Front hat an den Seiten und oben eine jeweils 15*15 mm breite Fase erhalten.
Mit dem Ergebnis kann sogar meine bessere Hälfte leben:
Zum Klangeindruck:
BOAH!!!! Ich kann´s nicht anders sagen. Was vom ersten Ton an auffällt, ist die extreme Genauigkeit in der räumlichen Abbildung. Ich habe wirklich das Gefühl, in einem Livekonzert zu sitzen - vorausgesetzt, man befindet sich exakt in der Mitte zwischen den LSP.
Auf den zweiten Blick fällt der enorme Tiefgang auf. Die beiden AL´s langen im Bass ordentlich hin. Das soll nicht bedeuten, dass ein brutaler Tiefbass mit Magen-aufräum-Funktion vorhanden wäre. Am ehesten mache ich das an der "Körperhaftigkeit" großer Streichinstrumente (Cello und Kontrabass) fest. Auch bei geringer Lautstärke hört man eben nicht nur den Ton eines Instrumentes an sich, sondern auch den Klang seines Resonanzkörpers. Man kann es förmlich anfassen.
Erst auf den dritten Blick fiel mir dann das auf, was ich bei vielen Fertiglautsprechern und manchen meiner Selbstbau-Versuche bisher vermisst habe (genauer: nach mehr als 3 Stunden): das Hören ist herrlich entspannend. Nichts übertreibt, nichts ist verfärbt, kein Bereich drängelt sich vor. Ich höre die Boxen einfach nicht. Vielleicht ist die relativ starke Bündelung des HT mit seiner großen Membrane dafür mit verantwortlich.
Ebenfalls bestehen bislang keine Probleme mit verwirrten Fledermäusen oder permanent jaulenden Hunden wegen der messtechnisch deutlich vorhandenen Resonanz des HT bei 40kHz
Die tiefe Trennung (ca. 1750 Hz) macht dem HT anscheinend nichts aus. Auch Impulse kommen schnell und "echt", was prima zur Agilität der AL´s passt. Das lässt sich z.B. gut erkennen bei Dvoraks 9., 1. Satz - wenn im zweiten Motiv nach den Blechbläsern die Pauke ihren ersten Auftritt hat. Auch Orffs Carmina Burana musste für den Hörtest herhalten. Ich habe selten Röhrenglocken so voll und "schnell" klingen hören. In beiden Fällen gibt es ein klar definiertes Anschlaggeräusch und ein ebenfalls klar hörbares Ein- und Ausschwingen. (Sorry, Visaton. Aber ich finde den Vifa besser als vergleichbar "teure" HT´s von Euch. So, jetzt ist´s raus.)
Was im ersten Moment vielleicht etwas zu zurückhaltend klang, empfand ich spätestens bei Eric Claptons Frisco Bay Blues sehr angenehm. Bisher hat mich das Waschbrett meistens wegen seiner aggressiven Kratzgeräusche ziemlich genervt (genau so wie die Entenpfeife, oder was immer das für ein Blasinstrument ist). Mit meinen neuen Boxen höre ich auch diesen Song gerne so laut, dass die Nachbarn schonmal klopfen...
Die tiefe Trennung scheint aber auch den Al´s gut zu tun. Das, was ich bei meinem letzten hier vorgestellten Projekt noch als leichte nasale Verfärbung im oberen Mittelton zu bemeckern hatte, höre ich bei diesen hier nicht mehr.
Um es mit Hape zu sagen: ich bin dann mal (zum Weiterhören) weg.
Viele Grüße,
Alex
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