Was passiert an der Übernahmefrequenz z.B. eines typischen 2-Wege Lautsprechers ?
Potentiell hat man es mit folgenden Effekten zu tun
- das Bündelungsmaß sinkt an und oberhalb der Übernahmefrequenz ab, wenn die verwendeten Tief- bzw. Mitteltöner an der Übernahmefrequenz bereits deutlich bündeln, was bei der weit überwiegenden Mehrheit der LS der Fall ist: Das liegt daran, dass der Hochtöner übernimmt, dessen Membran üblicherweise klein gegen die abgestrahlte Wellenlänge der Übernahmefrequenz ist und der HT somit noch bündelungsfrei abstrahlen kann.
- infolge steigt der Energiefrequenzgang im Bereich der Übernahmefrequenz kräftig an, während im oberen Mittelton üblicherweise eine deutliche Senke vorhanden ist.
- je nach effektiver akustischer Filterordnung und räumlicher Anordnung der Treiber, kann die maximale Abstrahlung in der Umgebung der Übernahmefrequenz deutlich aus der 00-Grad Achse heraus verschoben werden. (In Vertikalrichtung, wenn TT und HT übereinander montiert sind.)
Es entsteht insgesamt durch diese Effekte eine Diskontinuität im Abstrahlverhalten, die man nur durch Angleichung der Bündelungsmaße der beteiligten Schallwandler (z.B. Tief-Mitteltöner und Hochtöner) deutlich vermindern kann.
Dazu müsste an der Übernahmefrequenz idealerweise sogar das Gesamtsystem aller abstrahlenden Membranen das gleiche Bündelungsmaß aufweisen, wie die Einzelmembranen jeweils unter- und oberhalb der Übernahmefrequenz: Das ist in dieser idealisierten Vorstellung nahezu unmöglich, es sei denn, man hält alle Membranen hinreichend klein gegen die Wellenlänge an der Übernahmefrequenz und legt das Bündelungsmaß an der Übernahmefrequenz durch eine geeignet dimensionierte Schallwand fest (Auch gemeinsame Waveguides aus Mittel- und HT Quelle sind denkbar und existieren > "Synergy Horn". Auch eine Korrektur des Rundstrahlverhaltens durch geschickte Absorption wäre denkbar.
Für die meisten Mehrwege-LS ist dies jedoch fernab jeder Realität. Es gibt jedoch vermehrt Systeme, die versuchen durch Waveguides das Bündelungsmaß des Hochtöners an den Tief-/Mitteltöner anzupassen. Die genannten Diskontinuitäten sind aber bei den meisten LS deutlich ausgeprägt, und sorgen für eine sehr frequenzabhängige Interaktion des LS mit dem Hörraum.
- In welchem Frequenzbereich liegen typische Übernahmefrequenzen zum Hochtöner bei üblichen 2- und auch 3 Wege Lautsprechern ?
- In welchem Frequenzbereich ist das Gehör am empfindlichsten ?
Hierzu kann man die Kurven gleicher Lautstärke heranziehen:
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Lindos1.svg
Die sog. "richtungsbestimmenden Bänder" sind beim Hören in der Medianebene (Schalleinfall von vorn, oben, hinten jeweils ohne seitlichen Versatz) gefunden worden.
Sie korrespondieren mit Anhebungsbereichen der menschlichen Ohrmuschel, deren vom Schalleinfallswinkel abhängige Übertragungsfunktion u.a. zur Feststellung des Erhebungswinkels einer Schallquelle herangezogen wird:
Ein spektraler Peak bei 8Khz würde z.B. bei einem ansonsten bekannten Klang oder Geräusch eine Lokalisation "oben" wahrscheinlicher machen. Das Gehirn ist also auf die Auswertung der richtungsbestimmenden Bänder zumindest beim Hören in der Medianebene ("Mittelebene" des Körpers) trainiert.
Und hier liegen sie:
http://commons.wikimedia.org/wiki/Fi...%C3%A4nder.svg
Das "Hinten" Band, spielt insofern eine Sonderrolle, als das "hinten" in Versuchen zum räumlichen Hören oft als Richtung angegeben wird, wenn die Lokalisation "unsicher" ist. Die Bänder "vorn" und "oben" korrespondieren jedoch rel. eng mit Anhebungsbereichen der Außenohr-Übertragungsfunktion.
_________________
Fragen:
Wenn ein System ein technisches Artefakt produziert
- sollte man dieses in der Ausprägung nicht so gering wie möglich halten ?
- sollte man das Artefakt nicht nach Möglichkeit gehörphysiologisch möglichst unauffällig gestalten, wenn man es techn. nicht eliminieren kann oder will (z.B. aus Kostengründen) ?
Ich will hier keinesfalls bestimmte Effekte der o.g. Artefakte auf die Lokalisation bei LS-Wiedergabe nahelegen, sondern einzig festhalten, daß der Energiegehalt bestimmter Frequenzbänder einer besonderen "Beobachtung" durch das menschliche Gehör unterliegt.
Ferner ist das Gehör insgesamt in seiner Empfindlichkeit stark frequenzabhängig und der Bereich von ca. 2...5 Khz spielt hier eine besondere Rolle. Ähnlich wie man z.B. auch eine Membranresonanz deutlich außerhalb des genutzten Übertragungsbereiches eines Systems oder gar außerhalb des Hörbereiches recht gut tolerieren kann, innerhalb aber nicht.
Meine Auffassung ist es, dass man Übernahmefrequenzen grundsätzlich nicht ohne eine vorherige gehörphysiologische Betrachtung festlegen kann, die bereits beim Entwurf des LS mit hohem Gewicht einfließen muss.
Das sehe ich ähnlich wie den Kauf von "Verschmutzungsrechten":
Wenn der Lautsprecher an seinen Übernahmefrequenzen theoretisch frei von den o.g. Artefekten wäre, dann dürfen die Übernahmefrequenzen liegen, wo sie wollen: Wie sollten sie stören ?
Sind aber Artefakte vorhanden (und das sind sie immer mehr oder weniger), dann sind nicht alle Frequenzbereiche "gleich teuer" in Bezug auf die zu erwerbenden Verschmutzungsrechte.
Ich bitte diejenigen, die an der gehörphysiologischen Gewichtung von Fehlergrößen grundsätzlich Interesse haben, über dieses Thema einmal ernsthaft nachzudenken ...
Potentiell hat man es mit folgenden Effekten zu tun
- das Bündelungsmaß sinkt an und oberhalb der Übernahmefrequenz ab, wenn die verwendeten Tief- bzw. Mitteltöner an der Übernahmefrequenz bereits deutlich bündeln, was bei der weit überwiegenden Mehrheit der LS der Fall ist: Das liegt daran, dass der Hochtöner übernimmt, dessen Membran üblicherweise klein gegen die abgestrahlte Wellenlänge der Übernahmefrequenz ist und der HT somit noch bündelungsfrei abstrahlen kann.
- infolge steigt der Energiefrequenzgang im Bereich der Übernahmefrequenz kräftig an, während im oberen Mittelton üblicherweise eine deutliche Senke vorhanden ist.
- je nach effektiver akustischer Filterordnung und räumlicher Anordnung der Treiber, kann die maximale Abstrahlung in der Umgebung der Übernahmefrequenz deutlich aus der 00-Grad Achse heraus verschoben werden. (In Vertikalrichtung, wenn TT und HT übereinander montiert sind.)
Es entsteht insgesamt durch diese Effekte eine Diskontinuität im Abstrahlverhalten, die man nur durch Angleichung der Bündelungsmaße der beteiligten Schallwandler (z.B. Tief-Mitteltöner und Hochtöner) deutlich vermindern kann.
Dazu müsste an der Übernahmefrequenz idealerweise sogar das Gesamtsystem aller abstrahlenden Membranen das gleiche Bündelungsmaß aufweisen, wie die Einzelmembranen jeweils unter- und oberhalb der Übernahmefrequenz: Das ist in dieser idealisierten Vorstellung nahezu unmöglich, es sei denn, man hält alle Membranen hinreichend klein gegen die Wellenlänge an der Übernahmefrequenz und legt das Bündelungsmaß an der Übernahmefrequenz durch eine geeignet dimensionierte Schallwand fest (Auch gemeinsame Waveguides aus Mittel- und HT Quelle sind denkbar und existieren > "Synergy Horn". Auch eine Korrektur des Rundstrahlverhaltens durch geschickte Absorption wäre denkbar.
Für die meisten Mehrwege-LS ist dies jedoch fernab jeder Realität. Es gibt jedoch vermehrt Systeme, die versuchen durch Waveguides das Bündelungsmaß des Hochtöners an den Tief-/Mitteltöner anzupassen. Die genannten Diskontinuitäten sind aber bei den meisten LS deutlich ausgeprägt, und sorgen für eine sehr frequenzabhängige Interaktion des LS mit dem Hörraum.
- In welchem Frequenzbereich liegen typische Übernahmefrequenzen zum Hochtöner bei üblichen 2- und auch 3 Wege Lautsprechern ?
- In welchem Frequenzbereich ist das Gehör am empfindlichsten ?
Hierzu kann man die Kurven gleicher Lautstärke heranziehen:
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Lindos1.svg
Die sog. "richtungsbestimmenden Bänder" sind beim Hören in der Medianebene (Schalleinfall von vorn, oben, hinten jeweils ohne seitlichen Versatz) gefunden worden.
Sie korrespondieren mit Anhebungsbereichen der menschlichen Ohrmuschel, deren vom Schalleinfallswinkel abhängige Übertragungsfunktion u.a. zur Feststellung des Erhebungswinkels einer Schallquelle herangezogen wird:
Ein spektraler Peak bei 8Khz würde z.B. bei einem ansonsten bekannten Klang oder Geräusch eine Lokalisation "oben" wahrscheinlicher machen. Das Gehirn ist also auf die Auswertung der richtungsbestimmenden Bänder zumindest beim Hören in der Medianebene ("Mittelebene" des Körpers) trainiert.
Und hier liegen sie:
http://commons.wikimedia.org/wiki/Fi...%C3%A4nder.svg
Das "Hinten" Band, spielt insofern eine Sonderrolle, als das "hinten" in Versuchen zum räumlichen Hören oft als Richtung angegeben wird, wenn die Lokalisation "unsicher" ist. Die Bänder "vorn" und "oben" korrespondieren jedoch rel. eng mit Anhebungsbereichen der Außenohr-Übertragungsfunktion.
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Fragen:
Wenn ein System ein technisches Artefakt produziert
- sollte man dieses in der Ausprägung nicht so gering wie möglich halten ?
- sollte man das Artefakt nicht nach Möglichkeit gehörphysiologisch möglichst unauffällig gestalten, wenn man es techn. nicht eliminieren kann oder will (z.B. aus Kostengründen) ?
Ich will hier keinesfalls bestimmte Effekte der o.g. Artefakte auf die Lokalisation bei LS-Wiedergabe nahelegen, sondern einzig festhalten, daß der Energiegehalt bestimmter Frequenzbänder einer besonderen "Beobachtung" durch das menschliche Gehör unterliegt.
Ferner ist das Gehör insgesamt in seiner Empfindlichkeit stark frequenzabhängig und der Bereich von ca. 2...5 Khz spielt hier eine besondere Rolle. Ähnlich wie man z.B. auch eine Membranresonanz deutlich außerhalb des genutzten Übertragungsbereiches eines Systems oder gar außerhalb des Hörbereiches recht gut tolerieren kann, innerhalb aber nicht.
Meine Auffassung ist es, dass man Übernahmefrequenzen grundsätzlich nicht ohne eine vorherige gehörphysiologische Betrachtung festlegen kann, die bereits beim Entwurf des LS mit hohem Gewicht einfließen muss.
Das sehe ich ähnlich wie den Kauf von "Verschmutzungsrechten":
Wenn der Lautsprecher an seinen Übernahmefrequenzen theoretisch frei von den o.g. Artefekten wäre, dann dürfen die Übernahmefrequenzen liegen, wo sie wollen: Wie sollten sie stören ?
Sind aber Artefakte vorhanden (und das sind sie immer mehr oder weniger), dann sind nicht alle Frequenzbereiche "gleich teuer" in Bezug auf die zu erwerbenden Verschmutzungsrechte.
Ich bitte diejenigen, die an der gehörphysiologischen Gewichtung von Fehlergrößen grundsätzlich Interesse haben, über dieses Thema einmal ernsthaft nachzudenken ...
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