Aus:
http://www.linkwitzlab.com/Recording...cs-hearing.htm
von Siegfried Linkwitz
- The Modulation Transfer Functions between loudspeakers and listener must be minimally degraded by the presence of the room.
Most of the information for the brain is carried in the ever changing envelope of the signal, not in its steady-state behavior.
A Modulation Transfer Function can of course be calculated from the impulse response, but the perceptually significant
modulation rate should be investigated first.
- The first lateral reflections should not be intentionally diffused or absorbed, but delayed by at least 6 ms. They are
characteristics of the room. The reflections should be symmetrical in order not pull the phantom stereo scene to one side.
- The sound spectrum radiated towards the first reflection area should be identical to the on-axis, free-field spectrum and only
differ in amplitude. This requires a loudspeaker with frequency independent response over a wide emission angle.
Ich glaube inzwischen, dass u.a. aus diesen Zeilen von Siegfried Linkwitz
eine Reihe geläufiger Fehlinterpretationen und Mythen hoher Verbreitung
entstanden sind, die besonders in Foren dazu geeignet sind, differenziertes
und wissenschaftlich gesichertes Wissen über die Rolle früher Reflexionen im
Hörraum zu überdecken und sogar zu unterdrücken.
Mit gesundem Menschenverstand und der Reihen nach:
- SL betont die Wichtigkeit der Modulations Transfer Funktion für die
Schallübertragung in Räumen. Das ist anerkannt und dafür gibt es im Bereich
der Bewertung von Spachverständlichkeit Maße wie STI oder RASTI.
- Die ersten (schallstarken) Seitenreflexionen sollen weder diffusiert noch
absorbiert werden, aber mind. 6ms nach dem Direktschall eintreffen
(Begründung ?, Quellen ?).
Zum auf der Zunge zergehen lassen: Egal wie die Seitenreflexionen (spektral)
aussehen, solle man sie lassen wie sie sind, denn sie gehörten zur
"Charaktistik des (Hör-)Raums"(!).
- Trotzdem soll aber der Lautsprecher diese Flächen im Raum - von denen
die ersten Reflexionen in Richtung Hörplatz ausgehen - mit dem
gleichen(!) Amplitudenspektrum (Frequenzgang) anstrahlen, welches
er auch auf seiner Hauptabstrahlachse aufweise: Nur der Pegel dürfe insgesamt
geringer sein.
Also benötigen wir einen echten Constant Directivity (CD) Lautsprecher, um
damit z.B. eine Seitenreflexion anzuregen, die dann aber spektral aussehen
darf wie sie will, wenn sie am Hörplatz ankommt. Lediglich sollen linke und
rechte Seite des Raums einigermaßen gleich sein.
Wir müssen (sollen!) bei diesen frühen Reflexionen nichts absorbieren oder
diffusieren, egal wie selektiv das baulich bedingte Absorptionsspektrum oder
die Diffusivität der relevanten Wandflächen
( z.B. verantwortlich für die 1. Seitenreflexion) auch sein mögen.
-----------------------------------------------------------------------------------------------------
>> Dazu gängige Fehl- und Überinterpretationen, welche oft in Foren zu lesen sind:
1) Ein Lautsprecher müsse in alle Richtungen den gleichen Amplitudenfrequenzgang
haben, nur der Pegel darf sich in Abhängigkeit vom Winkel ändern
(> idealisiertes 'Costant Directivity' Kriterium).
und gleichzeitig
2) Sollen alle Reflexionen im Raum ein flaches Spektrum haben, damit Direktschall
und Raumanteil sich perfekt entsprächen.
-----------------------------------------------------------------------------------------------------
zu 2) mit Bezug zu 1): Linkwitz schreibt das aber so nicht (s.o.):
Im Gegenteil sagt er sogar explizit, dass das Spektrum auch der ersten
schallstarken Reflexionen im Hörraum (ihm) vollkommen egal ist und es
solle so belassen werden, wie es baulich und ausstattungsbedingt eben ist.
zu 2): Dieses Verhalten eines Raums ist prinzipiell nicht möglich:
Insbesondere Kurzzeitspektren von Reflexionen weichen vom Direktschall ab,
das ist eine unabdingbare Folge aus der begrenzten Modulationstiefe
verschiedener Übertragungswege im Raum. Selbst SL bräuchte sonst die
Modulations Transfer Funktion (MTF) nicht zu erwähnen:
Er weiß um diese Unmöglichkeit aufgrund seiner Kenntnisse in
Raumakustik und hat deshalb auch an keiner Stelle so etwas behauptet.
Eines erklärt SL nicht: Warum ist es seiner Auffassung nach so wichtig,
dass der Lautsprecher auch weit außerhalb der Konstruktionsachse einen
flachen Amplitudenfrequenzgang identisch zum Frequenzgang auf Achse
( ... er sagt nicht "ähnlich", wie es z.B. Toole tut, der auf umfangreiche
eigene Forschungsarbeit zu dem Thema zurückblicken kann)
haben soll, wenn doch die Reflexionen (wie sie beim Hörer ankommen) spektral
aussehen können, wie sie wollen ?
Dazu ein Beispiel als Anregung zum Nachdenken.
Was ist "negativer" zu bewerten
a) Ein Hochtonabfall von -3 dB bei 8Khz im 60 Grad Frequenzgang des LS
(und auch nur auf den 60 Grad Frequenzgang bezogen), der bei geg.
Abhörsituation für eine erste seitliche Reflexion maßgeblich sei (?)
oder
b) eine Hochtonabsorption der in Frage kommenden reflektierenden Wandfläche
von -20 dB im gleichen Frequenzbereich gegenüber nur -2 dB im
Mittenbereich z.B. aufgrund der Ausstattung der Fläche mit einem
Wandteppich (?)
Nach Linkwitz ist b) "völlig OK", a) hingegen ist "böse" !
Welcher Unterschied ergibt sich jedoch für den Hörer bezüglich
Direktschall und besagter Seitenreflexion jeweils aus den Situationen
a) und b) ?
b) ist übrigens nach SL nur dann "böse", wenn man z.B. einen Wandteppich
oder einen Diffusor absichtlich und nachträglich im Hinblick auf die
Lautsprecherwiedergabe aufhängt: Hingen z.B. Wandteppich oder ein
ausstattungsbedingter Diffusor "schon immer da", dann ist es wieder völlig
OK und die Sachen dürfen hängenbleiben.
Bei Verwirrung: Bitte bei Siegfried Linkwitz direkt und genau
nachlesen. Es steht dort sinngem. so und ich bin für diese Argumentation
nicht verantwortlich. Daher bitte auch keinesfalls auf die Idee kommen, etwa
mit mir hier diesbezüglich herumzustreiten.
Diese Forderungen sind bei SL weder in ihrer Logik noch in der
Absolutheit der Wortwahl - welche nach Stand der Erkenntnisse s.u.
zudem unangemessen ist - nachvollziehbar.
Man könnte - um SL's Forderungen zu rechtfertigen - bestenfalls
argumentieren, der Lautsprecher "bewahre" damit die "Charakteristik des
Hörraums" auch dann, wenn man ihn in verschiedene Räume stelle:
Es ist hier aber nicht meine Aufgabe, Argumente für ganz offensichtlich
schlecht begründete Forderungen und Annahmen zu stellen, denn um mehr
handelt es sich nicht.
Ich halte mich in der Frage der Relevanz von frühen - insbesondere
seitlichen - Reflexionen lieber an andere Quellen wie z.B.
"Loudspeakers and Rooms for Sound Reproduction — A Scientific Review"
von Floyd E. Toole, J. Audio Eng. Soc., Vol. 54, No. 6, 2006 June
Downloads:
http://www.harman.com/EN-US/OurCompa...20Publications
http://www.aes.org/tmpFiles/elib/20140112/13686.pdf
Hier sind neben Literatur und raumakustischen Ergebnissen auf aktuellem
Wissensstand auch eigene Studien aus dem Harman Umfeld eingeflossen.
Die Aussagen bezüglich der genannten Reflexionen unterscheiden sich sehr von
denen SL's, die m.E. bestenfalls als "Pauschalaussagen (auch) auf Basis
persönlicher Vorlieben" zu sehen sind.
Die im Harman Umfeld herangezogenen und gewonnenen Daten zu frühen
Reflexionen führen zu wesentlich differenzierteren Aussagen, weil u.a.
- bevorzugte Verzögerungen (gegenüber Direktschall)
- Einfallswinkel und Interaurale Korrelationsmaße (IACC)
- unterschiedliches Programmmaterial (Sprache, Musik)
aus Untersuchungen mit Probanden unter nachvollziehbaren Bedingungen
berücksichtigt werden.
Natürlich ist auch die Anwendung und Überprüfung von Aussagen aus der
Literatur im Wechselspiel mit der Praxis immer wieder interessant für
eine konkrete Lautsprecher-Raum Situation bzw. deren (Neu-) Gestaltung.
http://www.linkwitzlab.com/Recording...cs-hearing.htm
von Siegfried Linkwitz
- The Modulation Transfer Functions between loudspeakers and listener must be minimally degraded by the presence of the room.
Most of the information for the brain is carried in the ever changing envelope of the signal, not in its steady-state behavior.
A Modulation Transfer Function can of course be calculated from the impulse response, but the perceptually significant
modulation rate should be investigated first.
- The first lateral reflections should not be intentionally diffused or absorbed, but delayed by at least 6 ms. They are
characteristics of the room. The reflections should be symmetrical in order not pull the phantom stereo scene to one side.
- The sound spectrum radiated towards the first reflection area should be identical to the on-axis, free-field spectrum and only
differ in amplitude. This requires a loudspeaker with frequency independent response over a wide emission angle.
Ich glaube inzwischen, dass u.a. aus diesen Zeilen von Siegfried Linkwitz
eine Reihe geläufiger Fehlinterpretationen und Mythen hoher Verbreitung
entstanden sind, die besonders in Foren dazu geeignet sind, differenziertes
und wissenschaftlich gesichertes Wissen über die Rolle früher Reflexionen im
Hörraum zu überdecken und sogar zu unterdrücken.
Mit gesundem Menschenverstand und der Reihen nach:
- SL betont die Wichtigkeit der Modulations Transfer Funktion für die
Schallübertragung in Räumen. Das ist anerkannt und dafür gibt es im Bereich
der Bewertung von Spachverständlichkeit Maße wie STI oder RASTI.
- Die ersten (schallstarken) Seitenreflexionen sollen weder diffusiert noch
absorbiert werden, aber mind. 6ms nach dem Direktschall eintreffen
(Begründung ?, Quellen ?).
Zum auf der Zunge zergehen lassen: Egal wie die Seitenreflexionen (spektral)
aussehen, solle man sie lassen wie sie sind, denn sie gehörten zur
"Charaktistik des (Hör-)Raums"(!).
- Trotzdem soll aber der Lautsprecher diese Flächen im Raum - von denen
die ersten Reflexionen in Richtung Hörplatz ausgehen - mit dem
gleichen(!) Amplitudenspektrum (Frequenzgang) anstrahlen, welches
er auch auf seiner Hauptabstrahlachse aufweise: Nur der Pegel dürfe insgesamt
geringer sein.
Also benötigen wir einen echten Constant Directivity (CD) Lautsprecher, um
damit z.B. eine Seitenreflexion anzuregen, die dann aber spektral aussehen
darf wie sie will, wenn sie am Hörplatz ankommt. Lediglich sollen linke und
rechte Seite des Raums einigermaßen gleich sein.
Wir müssen (sollen!) bei diesen frühen Reflexionen nichts absorbieren oder
diffusieren, egal wie selektiv das baulich bedingte Absorptionsspektrum oder
die Diffusivität der relevanten Wandflächen
( z.B. verantwortlich für die 1. Seitenreflexion) auch sein mögen.
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>> Dazu gängige Fehl- und Überinterpretationen, welche oft in Foren zu lesen sind:
1) Ein Lautsprecher müsse in alle Richtungen den gleichen Amplitudenfrequenzgang
haben, nur der Pegel darf sich in Abhängigkeit vom Winkel ändern
(> idealisiertes 'Costant Directivity' Kriterium).
und gleichzeitig
2) Sollen alle Reflexionen im Raum ein flaches Spektrum haben, damit Direktschall
und Raumanteil sich perfekt entsprächen.
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zu 2) mit Bezug zu 1): Linkwitz schreibt das aber so nicht (s.o.):
Im Gegenteil sagt er sogar explizit, dass das Spektrum auch der ersten
schallstarken Reflexionen im Hörraum (ihm) vollkommen egal ist und es
solle so belassen werden, wie es baulich und ausstattungsbedingt eben ist.
zu 2): Dieses Verhalten eines Raums ist prinzipiell nicht möglich:
Insbesondere Kurzzeitspektren von Reflexionen weichen vom Direktschall ab,
das ist eine unabdingbare Folge aus der begrenzten Modulationstiefe
verschiedener Übertragungswege im Raum. Selbst SL bräuchte sonst die
Modulations Transfer Funktion (MTF) nicht zu erwähnen:
Er weiß um diese Unmöglichkeit aufgrund seiner Kenntnisse in
Raumakustik und hat deshalb auch an keiner Stelle so etwas behauptet.
Eines erklärt SL nicht: Warum ist es seiner Auffassung nach so wichtig,
dass der Lautsprecher auch weit außerhalb der Konstruktionsachse einen
flachen Amplitudenfrequenzgang identisch zum Frequenzgang auf Achse
( ... er sagt nicht "ähnlich", wie es z.B. Toole tut, der auf umfangreiche
eigene Forschungsarbeit zu dem Thema zurückblicken kann)
haben soll, wenn doch die Reflexionen (wie sie beim Hörer ankommen) spektral
aussehen können, wie sie wollen ?
Dazu ein Beispiel als Anregung zum Nachdenken.
Was ist "negativer" zu bewerten
a) Ein Hochtonabfall von -3 dB bei 8Khz im 60 Grad Frequenzgang des LS
(und auch nur auf den 60 Grad Frequenzgang bezogen), der bei geg.
Abhörsituation für eine erste seitliche Reflexion maßgeblich sei (?)
oder
b) eine Hochtonabsorption der in Frage kommenden reflektierenden Wandfläche
von -20 dB im gleichen Frequenzbereich gegenüber nur -2 dB im
Mittenbereich z.B. aufgrund der Ausstattung der Fläche mit einem
Wandteppich (?)
Nach Linkwitz ist b) "völlig OK", a) hingegen ist "böse" !
Welcher Unterschied ergibt sich jedoch für den Hörer bezüglich
Direktschall und besagter Seitenreflexion jeweils aus den Situationen
a) und b) ?
b) ist übrigens nach SL nur dann "böse", wenn man z.B. einen Wandteppich
oder einen Diffusor absichtlich und nachträglich im Hinblick auf die
Lautsprecherwiedergabe aufhängt: Hingen z.B. Wandteppich oder ein
ausstattungsbedingter Diffusor "schon immer da", dann ist es wieder völlig
OK und die Sachen dürfen hängenbleiben.
Bei Verwirrung: Bitte bei Siegfried Linkwitz direkt und genau
nachlesen. Es steht dort sinngem. so und ich bin für diese Argumentation
nicht verantwortlich. Daher bitte auch keinesfalls auf die Idee kommen, etwa
mit mir hier diesbezüglich herumzustreiten.
Diese Forderungen sind bei SL weder in ihrer Logik noch in der
Absolutheit der Wortwahl - welche nach Stand der Erkenntnisse s.u.
zudem unangemessen ist - nachvollziehbar.
Man könnte - um SL's Forderungen zu rechtfertigen - bestenfalls
argumentieren, der Lautsprecher "bewahre" damit die "Charakteristik des
Hörraums" auch dann, wenn man ihn in verschiedene Räume stelle:
Es ist hier aber nicht meine Aufgabe, Argumente für ganz offensichtlich
schlecht begründete Forderungen und Annahmen zu stellen, denn um mehr
handelt es sich nicht.
Ich halte mich in der Frage der Relevanz von frühen - insbesondere
seitlichen - Reflexionen lieber an andere Quellen wie z.B.
"Loudspeakers and Rooms for Sound Reproduction — A Scientific Review"
von Floyd E. Toole, J. Audio Eng. Soc., Vol. 54, No. 6, 2006 June
Downloads:
http://www.harman.com/EN-US/OurCompa...20Publications
http://www.aes.org/tmpFiles/elib/20140112/13686.pdf
Hier sind neben Literatur und raumakustischen Ergebnissen auf aktuellem
Wissensstand auch eigene Studien aus dem Harman Umfeld eingeflossen.
Die Aussagen bezüglich der genannten Reflexionen unterscheiden sich sehr von
denen SL's, die m.E. bestenfalls als "Pauschalaussagen (auch) auf Basis
persönlicher Vorlieben" zu sehen sind.
Die im Harman Umfeld herangezogenen und gewonnenen Daten zu frühen
Reflexionen führen zu wesentlich differenzierteren Aussagen, weil u.a.
- bevorzugte Verzögerungen (gegenüber Direktschall)
- Einfallswinkel und Interaurale Korrelationsmaße (IACC)
- unterschiedliches Programmmaterial (Sprache, Musik)
aus Untersuchungen mit Probanden unter nachvollziehbaren Bedingungen
berücksichtigt werden.
Natürlich ist auch die Anwendung und Überprüfung von Aussagen aus der
Literatur im Wechselspiel mit der Praxis immer wieder interessant für
eine konkrete Lautsprecher-Raum Situation bzw. deren (Neu-) Gestaltung.
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