Ankündigung

Einklappen
Keine Ankündigung bisher.

Absorber vs. Equalizer

Einklappen
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge
  • wiesonich
    Registrierter Benutzer
    • 21.06.2006
    • 152

    Absorber vs. Equalizer

    Moin,

    was unterscheidet einen akustischen Absorber eigentlich von einem elektronischen Equalizer mit IIR-Filtern?

    Für Reflektionen im mittel- und höherfrequenten Bereich liegt der Unterschied meiner Meinung nach ja noch auf der Hand: Ein poröser Absorber zum Beispiel, der links oder rechts an der Wand oder an der Decke montiert wird, dämpft im Wesentlichen den Schall, der von Wand oder Decke reflektiert wird, nicht jedoch den Schall, den der Lautsprecher auf direktem Wege in Richtung Hörplatz abstrahlt. So ein Absorber kann deshalb gezielt verwendet werden, um einen evtl. verwaschenen Klang wieder aufzulösen, der durch Vermischung des Direktschalls mit einer zeitlich ungünstig verzögerten Reflektion hervorgerufen wird. Ein elektronischer Equalizer kann das nicht. Ein EQ kann den Pegel einer störenden Reflektion nicht unabhängig vom Direktschall verändern, er verändert immer beide Schallanteile, so dass ein durch Reflektion verwaschener Klang auch mit EQ verwaschen bleibt.

    Nun scheint das obige Reflektionsmodell auf den tieffrequenten Bereich der Raummoden gar nicht anwendbar zu sein, vermutlich aufgrund der riesigen Wellenlängen. Hier fallen im Netz häufig Begriffe wie Schalldruck und Schallschnelle als Anhaltspunkte für die richtige Auswahl des Typs und der richtige Position eines akustischen Absorbers, wobei poröse Absorber in die Schallschnelle gehören, also weiter in den Raum hinein, und Plattenschwinger oder Helmholtzresonatoren dorthin, wo der Schalldruck am Größten ist, also am Besten an die Wand oder in die Ecke. Unabhängig von der Art eines Tieftonabsorbers frage ich mich, wie ein solcher Absorber an seiner bestimmungsgemäßen Position überhaupt unterscheiden kann zwischen dem – sagen wir – "guten Anregungsschall" aus den Lautsprechern und der zeitlich versetzten "schlechten Resonanz" zwischen zwei Raumwänden. Beide Schwingungen überlagern und vermischen sich doch, und sowohl der überhöhte Schalldruck als auch die (größere?) Schallschnelle sind das Ergebnis dieser Überlagerung. Hier kann ein Absorber meiner Meinung nach also gar nicht mehr selektiv auf die "schlechte Resonanz" einwirken, sondern nur noch auf das bereits verzerrte akustische Resultat, indem er lediglich den Pegel des betroffenen Frequenzbereichs ein wenig herabsetzt. So wie ein elektronischer EQ.

    Zudem bin ich vor einiger Zeit im Netz auf einen recht interessanten Standpunkt gestoßen (weiß leider nicht mehr wo), der mir in diesem Zusammenhang aber wieder eingefallen ist, nämlich, dass ein Filter, sei er nun elektronisch oder mechanisch aufgebaut, immer eine zusätzliche "Phasenschweinigelei" im akustischen Resultat verursache. Woraus ich in mutiger Naivität schließe, dass auch ein so simpler Absorber, wie zum Beispiel ein Steinwollepaket, ebenso an der Phase dreht, wie ein elektronischer EQ.

    In meiner laienhaften Ansicht erkenne ich deshalb im Moment keinen wesentlichen Unterschied im akustischen Resultat im Bereich der Raummoden zwischen einem Tieftonabsorber und einem elektronischen EQ. Ich fürchte, ein Absorber ist nichts weiter als ein mechanischer Saugkreis, quasi ein mechanischer EQ. Dann wäre gegenüber einem einfachen elektronischen EQ mit IIR-Filtern wohl nichts gewonnen.

    Zur Zeit experimentiere ich im Bereich der Raummoden mit den EQ der DCX2496 und bin ehrlich gesagt noch zu keinem überzeugenden Ergebnis gekommen. Deshalb wäre ich schon bereit, den einen oder anderen Absorber zu bauen, vielleicht einen Plattenschwinger, drücke mich aber drum, weil ich einfach noch keinen technischen Vorteil darin sehe.

    Was denkt ihr?

    Edit:
    Liebe Mods! Jetzt habe ich diesen Beitrag in "Messtechnik Simulation" erstellt. Kann der bitte vorschoben werden in die "Raumakustik"? Merci!
    Gruß
  • walwal
    Registrierter Benutzer
    • 08.01.2003
    • 28072

    #2
    http://www.casakustik.de/forum/index...pic,326.0.html

    Meiner Meinung nach sollte es nicht heißen: Entweder - oder, sondern beides wohldosiert.
    „Audiophile verwenden ihre Geräte nicht, um Ihre Musik zu hören. Audiophile verwenden Ihre Musik, um ihre Geräte zu hören.“

    Alan Parsons

    Kommentar

    • wiesonich
      Registrierter Benutzer
      • 21.06.2006
      • 152

      #3
      Hi walwal,

      erstklassiger Link, danke! Sorry für die späte Antwort, aber der Beitrag dort ist ja recht umfangreich.

      Zitat von (aus dem oben Link)

      (...) Wenn man Bassfallen installiert, macht man die Wände weniger reflektierend bei tiefen Frequenzen, sodass Schall, der eine Wand oder die Decke trifft, absorbiert wird (...). Das Endergebnis ist genau dasselbe, wie wenn die Wand nicht existierte oder oder zumindest weiter weg wäre (...) Man kann generall sagen, dass die meisten Räume so viele Bassfallen brauchen, wie hinein passen (...). Während es definitv möglich ist, einen ein Raum zu tot bei mittleren und hohen Frequenzen zu machen, kann man wohl nicht zu viel tieffrequente Absorption haben. (...)
      Demnach können Absorber auch für den Bass höchstens Freifeldbedingungen schaffen. Und das bedeutet, Tieftonabsorber wirken im Wesentlichen doch selektiv auf den "schlechten" Schallanteil, also nur auf die Reflektion, was ein elektronischer EQ nicht kann. Das überzeugt mich. Danke walwal. Der Link lässt zwar die Frage offen, warum es nicht möglich sein soll, einen Raum im Bass tod zu dämpfen - aus rein praktischen Gründen oder, falls es praktisch ginge, die Freifeldbedingung sich im Bass nicht so störend auswirkt wie im Mittel- oder Hochtonbereich, wo das Fehlen zeitlich günstiger Reflektionen als "unlive" bzw. tod empfunden wird - aber weil im Netz Tabellen existieren, wo auch für den Bass Nachhallzeit empfohlen werden, vermute ich mal, es hat hauptsächlich praktische Gründe (Baugröße der Absorber), dass man den Bass so leicht nicht überdämpfen kann.

      Jetzt muss ich noch heraus finden, wie so´n Plattenschwinger berechnet wird (gibt´s allerhand Widersprüchliches im Netz), und dann ab in den Baumarkt!
      Gruß

      Kommentar

      • walwal
        Registrierter Benutzer
        • 08.01.2003
        • 28072

        #4
        Plattenschwinger kann man nur ungenau berechnen, früher gab es im Netz eine Kalulationsseite HiFi Speaker Design nhl-software o. ä. Damiet hatte ich so was mal gebaut. Aber Plattenabsorber sind kein Hexenwerk und wirken so breitbandig, dass sie fast immer passen. Luftdichten Kasten bauen, Steinwolle rein, die nicht die Frontplatte berühren darf. Frontplatte drauf. Je tiefer der Kasten und je schwerer die Frontplatte, um so tiefer wird absorbiert. Als Front geht gut MDF, Hartfaserplatte, Alu oder Stahlblech 1 mm.

        Testfrequenzen draufgeben, wo es mitschwingt, absorbiert er. Besser: ein Mikro luftdicht einbauen. Abstimmung durch Erhöhung des Gewichtes der Frontplatte, zB etwas aufkleben. Muss nicht ins Eck, fach an die Wand am Eck geht gut.

        Nicht quadratisch bauen. mindestens 50 x 100 cm.

        http://www.trikustik.at/
        http://www.casakustik.de/forum/
        http://www.visaton.de/vb/showthread.php?t=16056
        http://www.hunecke.de/de/wissen/abso...nabsorber.html
        http://www.raumakustikforum.de/Plattenresonatoren.htm

        Mit der Variante: Platte aufkleben auf Absorbermaterial haben sich einige im casakustik- Forum beschäftigt.
        Zuletzt geändert von walwal; 18.04.2009, 19:22.
        „Audiophile verwenden ihre Geräte nicht, um Ihre Musik zu hören. Audiophile verwenden Ihre Musik, um ihre Geräte zu hören.“

        Alan Parsons

        Kommentar

        • wiesonich
          Registrierter Benutzer
          • 21.06.2006
          • 152

          #5
          Sehe gerade, du hast noch einige Links hinzugefügt.

          Neben deinem eigenen Threat finde ich den hier http://www.raumakustikforum.de/Plattenresonatoren.htm besonders interessant, weil hier unter anderem das Seitenverhältnis eines Plattenschwingers als eine Stellschraube für Breitbandigkeit erläutert wird.

          Wo bist du beim Bau deiner Plattenschwinger frequenzmäßig eigentlich jeweils gelandet? Jedesmal über oder unter der angestrebten Frequenz? Oder war´s mal so mal so? Und welche Formel hast du verwendet?
          Zuletzt geändert von wiesonich; 19.04.2009, 19:53.
          Gruß

          Kommentar

          • walwal
            Registrierter Benutzer
            • 08.01.2003
            • 28072

            #6
            Ich hatte die Formel von mhsoft verwendet, die sind aber offline. Ha, jetzt habe ich sie wieder, kannst du runterladen:

            http://www.mh-audio.nl/user/acoustic%20calculator.asp

            Der Schwinger schwang zu hoch
            und darum musst ich noch
            die Masse leicht erhöhn
            erst danach schwang es schön.

            Ich hatte nur einen Winzling gebaut, 50x70, 6 cm tief, mit Hartfaserplatte, der lag etwas über 100 Hz und kam mit etwa 100 g Zusatzgewicht auf 100. Der wirkte etwa wie mein jetziger Kantenabsorber.

            Es gibt die auch zu kaufen, das 60 cm tiefe Modell wirkt von 30 Hz-100.
            Zuletzt geändert von walwal; 19.04.2009, 20:58.
            „Audiophile verwenden ihre Geräte nicht, um Ihre Musik zu hören. Audiophile verwenden Ihre Musik, um ihre Geräte zu hören.“

            Alan Parsons

            Kommentar

            Lädt...
            X