Moin,
was unterscheidet einen akustischen Absorber eigentlich von einem elektronischen Equalizer mit IIR-Filtern?
Für Reflektionen im mittel- und höherfrequenten Bereich liegt der Unterschied meiner Meinung nach ja noch auf der Hand: Ein poröser Absorber zum Beispiel, der links oder rechts an der Wand oder an der Decke montiert wird, dämpft im Wesentlichen den Schall, der von Wand oder Decke reflektiert wird, nicht jedoch den Schall, den der Lautsprecher auf direktem Wege in Richtung Hörplatz abstrahlt. So ein Absorber kann deshalb gezielt verwendet werden, um einen evtl. verwaschenen Klang wieder aufzulösen, der durch Vermischung des Direktschalls mit einer zeitlich ungünstig verzögerten Reflektion hervorgerufen wird. Ein elektronischer Equalizer kann das nicht. Ein EQ kann den Pegel einer störenden Reflektion nicht unabhängig vom Direktschall verändern, er verändert immer beide Schallanteile, so dass ein durch Reflektion verwaschener Klang auch mit EQ verwaschen bleibt.
Nun scheint das obige Reflektionsmodell auf den tieffrequenten Bereich der Raummoden gar nicht anwendbar zu sein, vermutlich aufgrund der riesigen Wellenlängen. Hier fallen im Netz häufig Begriffe wie Schalldruck und Schallschnelle als Anhaltspunkte für die richtige Auswahl des Typs und der richtige Position eines akustischen Absorbers, wobei poröse Absorber in die Schallschnelle gehören, also weiter in den Raum hinein, und Plattenschwinger oder Helmholtzresonatoren dorthin, wo der Schalldruck am Größten ist, also am Besten an die Wand oder in die Ecke. Unabhängig von der Art eines Tieftonabsorbers frage ich mich, wie ein solcher Absorber an seiner bestimmungsgemäßen Position überhaupt unterscheiden kann zwischen dem – sagen wir – "guten Anregungsschall" aus den Lautsprechern und der zeitlich versetzten "schlechten Resonanz" zwischen zwei Raumwänden. Beide Schwingungen überlagern und vermischen sich doch, und sowohl der überhöhte Schalldruck als auch die (größere?) Schallschnelle sind das Ergebnis dieser Überlagerung. Hier kann ein Absorber meiner Meinung nach also gar nicht mehr selektiv auf die "schlechte Resonanz" einwirken, sondern nur noch auf das bereits verzerrte akustische Resultat, indem er lediglich den Pegel des betroffenen Frequenzbereichs ein wenig herabsetzt. So wie ein elektronischer EQ.
Zudem bin ich vor einiger Zeit im Netz auf einen recht interessanten Standpunkt gestoßen (weiß leider nicht mehr wo), der mir in diesem Zusammenhang aber wieder eingefallen ist, nämlich, dass ein Filter, sei er nun elektronisch oder mechanisch aufgebaut, immer eine zusätzliche "Phasenschweinigelei" im akustischen Resultat verursache. Woraus ich in mutiger Naivität schließe, dass auch ein so simpler Absorber, wie zum Beispiel ein Steinwollepaket, ebenso an der Phase dreht, wie ein elektronischer EQ.
In meiner laienhaften Ansicht erkenne ich deshalb im Moment keinen wesentlichen Unterschied im akustischen Resultat im Bereich der Raummoden zwischen einem Tieftonabsorber und einem elektronischen EQ. Ich fürchte, ein Absorber ist nichts weiter als ein mechanischer Saugkreis, quasi ein mechanischer EQ. Dann wäre gegenüber einem einfachen elektronischen EQ mit IIR-Filtern wohl nichts gewonnen.
Zur Zeit experimentiere ich im Bereich der Raummoden mit den EQ der DCX2496 und bin ehrlich gesagt noch zu keinem überzeugenden Ergebnis gekommen. Deshalb wäre ich schon bereit, den einen oder anderen Absorber zu bauen, vielleicht einen Plattenschwinger, drücke mich aber drum, weil ich einfach noch keinen technischen Vorteil darin sehe.
Was denkt ihr?
Edit:
Liebe Mods! Jetzt habe ich diesen Beitrag in "Messtechnik Simulation" erstellt. Kann der bitte vorschoben werden in die "Raumakustik"? Merci!
was unterscheidet einen akustischen Absorber eigentlich von einem elektronischen Equalizer mit IIR-Filtern?
Für Reflektionen im mittel- und höherfrequenten Bereich liegt der Unterschied meiner Meinung nach ja noch auf der Hand: Ein poröser Absorber zum Beispiel, der links oder rechts an der Wand oder an der Decke montiert wird, dämpft im Wesentlichen den Schall, der von Wand oder Decke reflektiert wird, nicht jedoch den Schall, den der Lautsprecher auf direktem Wege in Richtung Hörplatz abstrahlt. So ein Absorber kann deshalb gezielt verwendet werden, um einen evtl. verwaschenen Klang wieder aufzulösen, der durch Vermischung des Direktschalls mit einer zeitlich ungünstig verzögerten Reflektion hervorgerufen wird. Ein elektronischer Equalizer kann das nicht. Ein EQ kann den Pegel einer störenden Reflektion nicht unabhängig vom Direktschall verändern, er verändert immer beide Schallanteile, so dass ein durch Reflektion verwaschener Klang auch mit EQ verwaschen bleibt.
Nun scheint das obige Reflektionsmodell auf den tieffrequenten Bereich der Raummoden gar nicht anwendbar zu sein, vermutlich aufgrund der riesigen Wellenlängen. Hier fallen im Netz häufig Begriffe wie Schalldruck und Schallschnelle als Anhaltspunkte für die richtige Auswahl des Typs und der richtige Position eines akustischen Absorbers, wobei poröse Absorber in die Schallschnelle gehören, also weiter in den Raum hinein, und Plattenschwinger oder Helmholtzresonatoren dorthin, wo der Schalldruck am Größten ist, also am Besten an die Wand oder in die Ecke. Unabhängig von der Art eines Tieftonabsorbers frage ich mich, wie ein solcher Absorber an seiner bestimmungsgemäßen Position überhaupt unterscheiden kann zwischen dem – sagen wir – "guten Anregungsschall" aus den Lautsprechern und der zeitlich versetzten "schlechten Resonanz" zwischen zwei Raumwänden. Beide Schwingungen überlagern und vermischen sich doch, und sowohl der überhöhte Schalldruck als auch die (größere?) Schallschnelle sind das Ergebnis dieser Überlagerung. Hier kann ein Absorber meiner Meinung nach also gar nicht mehr selektiv auf die "schlechte Resonanz" einwirken, sondern nur noch auf das bereits verzerrte akustische Resultat, indem er lediglich den Pegel des betroffenen Frequenzbereichs ein wenig herabsetzt. So wie ein elektronischer EQ.
Zudem bin ich vor einiger Zeit im Netz auf einen recht interessanten Standpunkt gestoßen (weiß leider nicht mehr wo), der mir in diesem Zusammenhang aber wieder eingefallen ist, nämlich, dass ein Filter, sei er nun elektronisch oder mechanisch aufgebaut, immer eine zusätzliche "Phasenschweinigelei" im akustischen Resultat verursache. Woraus ich in mutiger Naivität schließe, dass auch ein so simpler Absorber, wie zum Beispiel ein Steinwollepaket, ebenso an der Phase dreht, wie ein elektronischer EQ.
In meiner laienhaften Ansicht erkenne ich deshalb im Moment keinen wesentlichen Unterschied im akustischen Resultat im Bereich der Raummoden zwischen einem Tieftonabsorber und einem elektronischen EQ. Ich fürchte, ein Absorber ist nichts weiter als ein mechanischer Saugkreis, quasi ein mechanischer EQ. Dann wäre gegenüber einem einfachen elektronischen EQ mit IIR-Filtern wohl nichts gewonnen.
Zur Zeit experimentiere ich im Bereich der Raummoden mit den EQ der DCX2496 und bin ehrlich gesagt noch zu keinem überzeugenden Ergebnis gekommen. Deshalb wäre ich schon bereit, den einen oder anderen Absorber zu bauen, vielleicht einen Plattenschwinger, drücke mich aber drum, weil ich einfach noch keinen technischen Vorteil darin sehe.
Was denkt ihr?
Edit:
Liebe Mods! Jetzt habe ich diesen Beitrag in "Messtechnik Simulation" erstellt. Kann der bitte vorschoben werden in die "Raumakustik"? Merci!
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