THO 170 HiFi

[Frankynstone]

Hallo Leute,

mein Kumpel Thomas (deshalb heißt die Box THO) und ich haben uns eine tolle Box ausgedacht, die fast nichts kostet, aber dennoch gut klingt. Es handelt sich um einen Abklatzsch der VIB 170 AL (wie konnte es anders sein), aber eben mit W170S und SC10N.



Mehr Fotos gibt es wegen Thomas' Handwerkskunst nicht besonders problematisch verhielt sich billiges Furnier von eBay. Das Gehäuse ist (Fasen und Senkungen ausgenommen) exakt VIB.

Die Simulation sieht schmuck aus. Sehr ausgewogen, exakte Addition der beiden Töner. Mit Dämpfungsmaterial schwindet dann auch die leichte Bassüberhöhung und die Abstimmfrequenz wandert paar Hz runter, das hatte ich bei der Simulation noch nicht beachtet:



Die Frequenzweiche ist im Prinzip bekannt, die habe ich mit relativ großem Aufriss optimiert, besonders der Sperrkreiskondensator parallel zur Tiefpassspule muss exakt stimmen, damit der Tieftöner im Hochtonbereich die Klappe hält:



Der Impedanzverlauf weißt einen Buckel zwischen 1000Hz und 1500Hz auf, der an Röhrenverstärkern oder bei sonderlich langen Kabeln den Klang beeinträchtigen kann. Mir scheint ein Saugkreis parallel zur Box sinnvoll, der dann aus 22µF+5,6Ohm+680µH bestehen könnte.

Extrem innovativ ist die Geschichte freilich nicht, aber vielleicht gefällt sie euch trotzdem, die THO-Box.

Grüße

Frank

[UweG]

Nicht umsonst sind 17/25-Kombinationen im unteren Preissegment so beliebt. Die Weiche ist auch ein richtiges Sahneschnittchen. Nicht was ihre Funktion angeht, da gibt's leicht 10 andere Weichenschaltungen die genauso gut funktionieren, aber mir fällt keine ein die billiger wäre.

[mamuesp]

@Frankynstone: Hassuma BoxSim-Datei? Bin mal neugierig ...

Gruß, Manfred

[Frankynstone]

@Manfred:

Na klar, Du kriegst gleich 'ne iMehl. Ich hab mir auch eine aktive Version ausgedacht, allerdings muss da der Hochtöner außermittig angeordnet werden, weil ich sonst nicht mit einfachen Hoch- und Tiefpässen den Frequenzgang gebogen kriege.

Momentan betreibe ich die Boxen mit einer Fake-Weiche aus noch viel weniger Bauelementen (TP: 1,5mH und 10µF, HP: 2,2µF, 5,1Ohm), bis Thomas die Weichen fertig gelötet hat (er wollte es selber machen, pü). Abschließende Klangbewertung gebe ich also nächste Woche erst ab.

@all:

Schade, dass mein Kumpel so einen konservativen Geschmack hat, sonst hätte ich mehr Experimentierwut gehabt und in die Box mit WS17E und FRS7 bestückt mit denen die Simulation übrigens sehr vielversprechend ausschaut.

[albondiga]

sowas ähnliches gibt's auch offiziell von Visaton:
www.visaton.cz/

[We-Ha]

Error, laut Admin ist die nicht offiziell !

[phaeton]

Wie erreicht man mit BoxSim so einen glatten Verlauf beim SC10? Alle Hochtöner fallen bei mir zu 20kHz hin ab und sind alles andere als linear. Einstellungssache?

[Frankynstone]

Man kann bei etwas höherer Trennfrequenz elektrisch einen Frequenzgang erzeugen, der zu den Höhen hin ansteigt. Der Hochtöner, der nach oben hin etwas müde wird, kann so kompensiert werden. Bei 2000Hz Trennfreq geht das eigentlich noch nicht, außer, man überbrückt den Vorwiderstand mit einem Kondensator, damit die höchsten Frequenzen nicht sonderlich gedämpft werden.

Andererseits kann man natürlich gemessene Frequenzgänge lustig schönen oder einfach den Frequenzgang des Mikrofons unkompensiert lassen (Elektret-Mikrofone haben eine obere Resonanzfrequenz, wo sie etwas empfindlicher sind, das MCE2000 hat sogar zwei Spitzen oben, die aber nicht sonderlich hoch sind).

Eine Optimierungsmöglichkeit, die ich nur für Hochtöner mit geringer Exemplarstreuung empfehlen kann, ist ein Tiefpass hoher Güte bei paarnzwanzig kHz anzusiedeln, der durch die Resonanzüberhöhung den Hochtöner in die Hüfte holt.

[Frankynstone]

Für die THO170HiFi käme der Tiefpass zwischen Hochpass und Spannungsteiler mit 47µH und 1,2µF. Impedanz der Box fällt bis 20kHz auf etwas unter 4 Ohm, da spielen manche Verstärker schon wieder Schaumbremse.

[Frankynstone]

So, nun bin ich um eine Erfahrung reicher. Auch bei relativ billigen Boxen lohnt sich der Einsatz von guten Bauelementen für die Frequenzweiche.

Erstmal hab ich die Chassiseingespielt, tagelang, teilweise ordentlich Pegel drauf. Für den Zweck hatte ich die Boxen mit einer Behelfsweiche aus wenigen Bauelementen bestückt.

Dann kam die richtige Weiche (Schaltung siehe oben) hinein. Aber ich konnte mich wider Erwarten nicht an den Klang gewöhnen. Es wirkte immer irgendwie fad. Selbst nach stundenlangem einspielen (kann ja sein, dass die Elkos sich erst formieren müssen).

Dann hab ich den Hochtonelko der linken Box gegen einen MKT getauscht, gemessen nahezu identische Kapazität. Linke und rechte Box klangen jetzt unterschiedlich. Links (MKT) klang dadurch frischer und lebendiger, aber nicht signifikant lauter; rechts mit Elko hinkte lustlos hinterher. Nachdem rechts auch ein MKT drin gelandet war, klangen beide Boxen wieder gleich.

Die verwendeten Elkos waren genau solche Tesla-Glattfolien, wie sie Intertechnik noch auf Fertigweichen lötet. Ich werde sie wegwerfen

Im Endeffekt klingen die THO 170 HiFi nun unaufdringlich, aber dennoch detailreich. Ich könnte ganzen Tag mit den Dingern hören Auch bei hohen Lautstärken nerven die Dinger nicht. Der Typ von unter uns kam hoch klingeln und klopfen, anscheinend war es lauter, als ich es empfunden habe. Also man kann schon mehr als 50 Watt drauf geben, ohne Verzerrungen von den Boxen zu hören

Ich finde, das Experiment ist mehr als geglückt. Viel Spaß beim Nachbau.

[Zwen]

Hallo!

Nettes Projekt, aber ein W170S zieht keine 50Watt Sinus im Tiefbass.
Und ich finde die SC10N ist der G20SC in jeder Hinsicht deutlich unterlegen, auch wenn die deutlich mehr kostet... lohnt sich das.

Die Preise für TMT und HT sollten je eh in etwa gleich liegen… der WS17E passt zur SC10N.
Eine SC10N würde ich nicht verwenden… zuviel Eigenklang und unpräzise, wenig Detail.

Mit welcher Musik hast du getestet? Hast du was von Eva Cassidy oder was klassisches?

Gruß
Sven

[Frankynstone]

Ich hab verschiedene Musikrichtungen getestet. Vor allem Rock, black music, easy listening (also die Sachen, bei denen nicht extrem viel Präzision gefragt ist), aber auch Chor und Sologesang, Techno und Klaviermusik. Grobe klangliche Fehler, die nicht auf die noch fehlende Bedämpfung zurückzuführen wären (Dröhnbass), sind mir erstmal nicht aufgefallen, gewisse Unzulänglichkeiten, die den zukünftigen Besitzer aber keineswegs stören, habe ich wohl herausgehört.

Ich bin mir bewusst, dass man bessere Boxen hätte bauen können, aber das war nicht zweck der Übung. Das schöne Design der VIB stand im Vordergrund, ein besseres Preis-Leistungs-Verhltnis war in dem Fall nicht machbar.

Der WS17E ist vergleichsweise hässlich durch die Befestigungsohren. Mir persönlich gefallen die zwar, aber die Boxen sind ja nicht für mich, also musste ich mich den Designvorstellungen meines Kumpels beugen und habe auf den W170S hin optimiert.

Ich werde noch verschiedenes hören, auch klassischen weiblichen Gesang und auch im Vergleich mit anderen Boxen. Vielleicht kann ich dann weitere Details schreiben.

[Zwen]

Hi!

Hast mich ja richtig verstanden, schön.
Im übrigen ist der WS17E nicht schlechter als ein W170S… jedenfalls mit passendem Filter.

Gefällt mir mit einer G20SC besser als ein W170S mit SC10N in einer kompakt Version mit 25L netto.
Recht neutrale und lebendige Klangfarben, unkritisch und einfach universell einsetzbar.

mfg
Sven

[Frankynstone]

Abschließender Hörbericht.

Ich hab nun noch mal mit anspruchsvolleren Aufnahmen gehört, nachdem ich die Bedämpfung des Gehäuses korrekt vorgenommen habe.

Positiv ist mir aufgafallen, dass der Stereoeindruck und die Mitte-Ortung einwandfrei sind. Selbst Rebecca Pidgeon bleibt in ihrem Song "Grandmother" ruhig auf einer Stelle stehen und scheint nicht hin und her zu schweben, wie ich das von Canton gewöhnt war. Ich schließe daraus, dass die Frequenzweiche absolut richtig ist und die Addition perfekt klappt, denn nur so kann Ortbarkeit entstehen. Sogar eine Tiefenstaffelung ist hörbar. Von Canton war ich bisher Chor in Rückenlage gewöhnt.

Eine gewisse Färbung des Mitteltonbereiches lässt sich nicht abstreiten. Aber vielleicht wirken gerade dadurch Frauenstimmen über die THO gehört so unglaublich sexy. Wieder das Extrembeispiel: Amy Lee von Evanescence. Ich mag ihre Stimme sehr aber sie nervt irgendwann. Mit dem unaufdringlichen Klangcharakter der THO nervt sie garantiert nicht

Mit verschiedenen CDs habe ich auch die Enden des Frequenzganges untersucht. Feine Anschlag- und Zupfgeräusche von Gitarrensaiten, sowie High Hats vom Schlagzeug kommen in leuchtenden Farben, die ich von den Billighochtönern nicht erwartet hätte. Der Abfall zu den höchsten Höhen hin lässt das Klangbild immer rund und warm wirken, fast schon audiophil was natürlich auch Details frisst. So verschwindet das helle Rauschen meines derzeitigen Verstärkers eh schon fast durch den niedrigen Wirkungsgrad der Box und wird dann auch noch spektral günstig beeinflusst.

Der Bass ist schön weich und warm, so richtig kuschelig. Auch Heimkinoeffektbass traue ich den Kisten zu, da sie ganz vernünftig drücken können aber leider nicht so richtig kicken. Dafür müsste das Gehäuse weniger röhren-, als vielmehr kistenförmig sein. Trotz reichlich PE-Watte lassen sich wohl Hohlraumresonanzen nicht tot kriegen. Aber ich hab ehrlich null Bock, die Kisten nochmal aufzumurksen, mehr Zeug nei zu stoppen um dann ze hörn, dasses ni besser wird passt scho. Die bassigen Aufnahmen Alan Baker und Marla Glenn machen jedenfalls Spaß.

Also insgesamt nix mit High-End. Aber Längen besser, als gleichteure Industriekisten.

Ein Wort noch zum W170S: Ich habe ihn pur und direkt am Verstärker mit verschiedenen anderen 17er Tieftönern im Vergleich gehört. Das obere Übertragungsende war Ziel meiner Aufmerksamkeit. Aus keinem 17er dieser Welt kommt so ein Müll in den oberen Mitten rausgeplärrt, weshalb auch diese komische Sperrkreisweiche mit ihrer hochnotkomischen Filtercharakteristik unumgänglich ist.
Ein optisch extrem ähnlicher Tieftöner von Westra spielte gehörmäßig viel neutralere Mitten und auch die obere Grenzfrequenz lag deutlich höher. Die Überraschung war von SEG, der verhielt sich fast, wie ein Breitbänder. Zwar auch keine wirklichen Höhen, aber die oberen Mitten von erlesener Leichtfüßigkeit. Je billiger, desto besser

[Zwen]

Was haben dich die Boxen komplett gekostet?