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Scalpella (2x AL 130 M, DSM50FFL, KE25SC)

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  • Proletheus
    Registrierter Benutzer
    • 06.09.2004
    • 100

    Scalpella (2x AL 130 M, DSM50FFL, KE25SC)

    Hallo zusammen,

    hier ist mein erster selbst entwickelter und gebauter Lautsprecher.

    Nachdem ich den Entwurf schonmal im Allgemeinen Forum geteilt habe, ist nun die Box fertig und wird vorerst nicht mehr verändert. Vielleicht kann ich einmal zu Visaton fahren und gegen andere Visaton-Modelle vergleichen, das könnte mir viel Erkenntnis bringen.

    Es gab Kritik, dass bei der Entwurfsversion die Phase nicht perfekt verläuft. Zwar war die Phasenabweichung im TT-MT-Übergabebereich nicht größer als bei Atlas Compact MK5 oder gar Quadro, aber ich wollte mich selber von den Auswirkungen überzeugen und so entwickelte ich eine zweite Variante mit 18dB steiler Trennung. Ich konnte die meisten Teile der alten Konstruktion wiederverwenden und abgesehen von den benötigten Mehrteilen für die 18dB-Weiche blieben nur Bauteile im Wert von 30€ ungenutzt übrig und warten auf Ihren Einsatz in einem anderen Projekt.

    Die Weichenbauteile sind eher hochwertig, z.B. im TT-Zweig befinden sich nur Folienspulen und ClarityCap-Kondensatoren. Als Spulen, die eh noch einen Widerstand in Reihe haben, wurden Mundorf-Luftspulen verbaut. Ob's was bringt, weiß ich nicht, aber nachdem wir zusammen an die 100 Arbeitsstunden in dieses Projekt stecken, sind mir 100 Euro Mehrkosten für die besseren Weichenbauteile wurscht.

    Klang:

    Nach all den unten beschriebenen Schritten bin ich sehr zufrieden, dieses Projekt gewagt zu haben. Der Al 130 M ist völlig unproblematisch, was den Klirr angeht, selbst bei höheren Pegeln klingt alles sehr klar und unangestrengt. Der Bass im Raum ist extrem angenehm - während eine Concorde auch in Räumen um 30 m2 gern mal unten zu dick aufträgt, ist bei Scalpella die Bassdrum satt und tief, aber sehr trocken. Bei Kinotiefbass muss man Abstriche machen, bekommt aber deutlich mehr als bei einer Regalbox. Ich habe den Bassreflextunnel als einfache Öffnung um die 7,6 cm Höhe realisiert und den Bereich dahinter (Boden bis zur untersten Verstrebung) mit 2 ganzen zusammengerollten Dämmmatten recht stark bedämpft, weil der Tiefbass bei mir ohnehin aus dem Sub kommen soll. Die zusätzliche Bedämpfung hat messbar den Klirr höherer Ordnungen von 20 bis 150 Hz gesenkt.

    Stimmen sind sehr klar und präsent, man hört das Einatmen und Hauchen deutlich genauer als bei Concorde. Instrumente wirken plastisch und die Mittenortung ist sehr, sehr deutlich. Vielleicht ist die Tonalität im unteren Mittelton bis 1.000 Hz nicht ganz linear, aber das kann auch der Raumeinfluss wie z.B. der Fernseher und Rückwandreflexionen sein. Vielleicht mache ich nochmal Freifeld-Messungen, oder ich trage eine Concorde ins Schlafzimmer, damit ich eine Vergleichsmessung durchführen kann. Was ich an diesem Lautsprecher mag, ist wie unangestrengt er einem die Musik entgegenschleudert - Schlagzeug und harte Samplekanten kommen sehr deutlich rüber und werden nicht weichgezeichnet. Selbst, wenn man sehr leise hört, wundert man sich immer wieder, dass die Musik einfach...da ist. Ich weiß, das klingt sehr hochtrabend, aber die Concorde ist, was das angeht, nicht gerade schlecht. Sie klingt aber im direkten Vergleich behäbiger und wegen der Bassanhebung etwas dumpf. Vermutlich kommt der Unterschied durch die DSM, ich möchte dieses Plus an Transparenz aber nicht mehr missen. Ich habe die Concorde jetzt 10 Jahre und unzählige Stunden in verschiedenen Räumen gehört. Seit Scalpella höre ich in bekannten, sehr vertrauten Aufnahmen immer mal wieder ein Detail, das mich anspringt, weil es meinen Blick auf die Stelle im Raum lenkt, wo das Geräusch/Instrument herzukommen scheint.

    Meine Freundin bestätigte diese Eindrücke, besonders die gewonnene "Klarheit". Sie war wegen des schwierig zu bändigenden Bassbereichs kein Fan der Concorde. Mit Scalpella kann ich deutlich lauter drehen, ohne dass es ihr unangenehm wird.



    Der fertige Lautsprecher am Hörplatz:



    Ein paar Bilder von der Weiche:

    MT und HT:


    TT:


    Das Gehäuse:



    Die Schallwand kam vom Schreiner, der Rest ist aus 19mm MDF. Innen gibt es Querverstrebungen, die ich aus ganzen Brettern mit der Lochsäge hergestellt habe:



    Damit bei 36mm Schallwanddicke die AL 130 M genügend Platz zum Schnaufen haben, musste die Raspel ran:



    Das Gehäuse wird von innen mit selbstklebenden Bitumenmatten beklebt, darüber kommt noch eine Lage selbstklebendes Dämmvlies:



    Zuletzt wird das Gehäuse mit Dämmwolle ausgekleidet:



    Wachablösung - Scalpella hat ca. 1/3 der Grundfläche einer Concorde:



    Wenn man schon Lack auspackt, kann man die restlichen Schlafzimmermöbel gleich mit lackieren. Alles in Champagner:

    Angehängte Dateien
    Zuletzt geändert von Proletheus; 13.12.2014, 23:35.
  • Proletheus
    Registrierter Benutzer
    • 06.09.2004
    • 100

    #2
    Die 18mm-Fase trifft die Einfräsung der Tieftöner genau bündig:



    Die neue Weiche:



    Frequenzgang 18dB-Weiche simuliert:



    Frequenzgang alt (durchgezogen) gegen neu (gestrichelt), beide mit abgeklemmter DSM50FFL:



    Phasengang der 18dB-Variante:



    Ende Oktober waren dann alle Teile da und ich konnte mit dem Aufbau beginnen: Eine Box mit der Standardweiche, die andere Box als 18dB-Version.

    Die erste Messung der Standardversion (grün) gegen Concorde (lila):



    Was ist denn da los? Da muss ein Fehler in der Weiche sein. Ich habe die Gelegenheit genutzt und geprüft, wie sich der Klang verändert, wenn ich 1m vor der Box meinen Kopf nach oben und unten bewege. Wenn man Rauschen laufen lässt, hört man deutlich, wie die Farbe des Rauschens sich verändert. Bei der 18dB-Version hört man solche Schwankungen nicht.

    Es war klar, dass ein Fehler im Tieftonzweig der Standard steckte, weil der Frequenzgang der 18dB-Version im Bass viel gleichmäßiger war. Die Chassis sind alle mit den richtigen Kabelschuhen verbunden, da schien auf den ersten Blick keine Verpolung zu sein. Nachdem ich sowieso schon die Teile für die 18dB-Variante da hatte und diese Konstruktion mir auch in anderen Punkten lieber war (allein, dass der Arbeitsbereich der DSM viel deutlicher definiert ist), habe ich mich mit der lästigen Fehlersuche nicht länger aufgehalten und die Weiche als 18dB-Variante neu aufgebaut. Als diese Version dann ebenso unruhig im Bass war, bemerkte ich, dass ich einen bei einem der Tiefton-Kabel die farbigen Kabelschuhe vertauscht aufs Kabel gelötet hatte. Eine anständige Messung der Standardversion gibt es also nicht, und ob man die F-Gang-Schwankungen bei nicht-verpolten Tieftönern ebenso wahrgenommen hätte, kann ich nicht sagen. Das Verpolen ist aber auch "nur" eine Änderung der Phase um 180° - weit mehr, als die Standardversion hatte, aber dieser Fehler würde wohl in dieselbe Richtung gehen. Für's Gewissen ist es allemal gut, eine Version mit möglichst gutem Phasengang zu bauen. Auch jetzt bleibt noch eine schmalbandige Verschiebung um 30° bei 4.000Hz übrig, die eventuell unter gewissen Umständen hörbar ist. Rauschen ist jedenfalls unter vertikalen Winkeln recht gleichförmig. Das Thema Phase hinterlässt bei mir immer noch einige offene Fragen.

    Weiter ging es mit Messungen der 18dB-Version im Schlafzimmer.

    Klirrmessung:



    Die DSM bringt die erwartete, dezente K3-Spitze um 3.000 Hz mit. Bis jetzt ist mir im Vergleich zur Concorde noch kein Musikstück aufgefallen, bei dem ich den zusätzlichen K3 hören könnte. Anderen fällt das aber unter Umständen deutlicher auf - da könnte auch zweigeteilte Ruf der DSM im Forum herrühren. Der Bassbereich der Concorde ist um etwa 5 dB ärmer an Verzerrungen, ein Vergleich gegen eine Couplet würde mich hier sehr interessieren.

    Um den Tieftonbuckel, der im Raum entsteht, linear zu kriegen, genügte eine Einstellung am Receiver auf Small/100Hz. Ich habe zusätzlich einen selbstgebauten Dipol-Subwoofer mit Antimode, der alles unter 100Hz erledigt. Der ist aber in keiner der Messungen aktiv.

    So sieht das finale Ergebnis am Hörplatz (2,5m Abstand, direkt an der Rückwand) aus:

    Rot: LS auf Large
    Blau: LS auf Small, 100 Hz



    Spektrum mit Nachhall:

    Zuletzt geändert von Proletheus; 13.12.2014, 23:39.

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