Hallo,
ich habe diesen Beitrag von mir aus einem anderen Thread herauskopiert, weil das Thema vielleicht von allgemeinem Interesse ist.
Baßreflex hat sechs schwerwiegende Nachteile:
1. Dröhnen, "Eintonbaß" durch Arbeitspunktverschiebungen bzw. Nullagenfindung. Das ist eine Achillesferse des dynamischen Lautsprechers, man kann sie mit einem 100Hz-Sinugsgong von der SQAM-CD beobachten (Lautsprecher bewegt sich sichtbar aus dem Gehäuse hinaus oder hinein)
https://tech.ebu.ch/publications/sqamcd
https://tech.ebu.ch/docs/tech/tech3253.pdf
Der - auch bei Musikwiedergabe - durch Fehler aus der Nullage ausgelenkte Lautsprecher fällt immer wieder in die Nullage zurück und regt daher den Helmholtzresonator an (bei der bass-drum sieht man den Lautsprecher oft hüpfen - das sind die Nullagefindungsprobleme). Daher das nervige Baßreflex-Dauerdröhnen.
2. Gruppenlaufzeitverzerrungen. Langsamer Baß im Wortsinne. Durch den akustischen Hochpaß 4. Ordnung (24dB/8ve) kommt es zu einem deutlich über die Hörschwelle verzögerten Baß.
Nimmt man einen zusätzlichen elektrischen Hochpaß zum Schutz des Baßreflex-Lautsprechers vor tiefen Frequenzen (siehe Punkt 4), hat man einen Gesamthochpaß noch höherer Ordnung mit noch deutlicher hörbaren Gruppenlaufzeitverzerrungen.
Diesen Weg kann man nur mit einem Controller gehen, der die Gruppenlaufzeit linearisiert (z.B. Klein + Hummel pro C28), allerdings um den Preis einer Grundlaufzeit.
Alle anderen Frequenzen werden dabei auf den verzögerten Baß angepaßt, beim K+H O500C waren dies 63ms, man hat 80ms (zwei Frames) gewählt, wegen der Bildwiedergabe.
3. Es ist nicht tief genug abstimmbar für Musikwiedergabe. Der tiefste in der Musik vorkommende Ton ist das Subkontra-C, 16Hz. Fast jede größere Orgel hat ein 32´-Register, daß ein 16Hz-Subcontra-C erzeugt. Der Baßreflexkanal würde durch eine Abstimmung auf 16Hz, die musikalisch dringend notwendig ist, zu lang.
Im Finale der "Suite Gothique" hört man z.B. ein sehr deutliches Subcontra-C (Titel 13 auf der 2. CD):
https://www.jpc.de/jpcng/classic/det...s/hnum/3159918
4. Hohe nichtlineare Verzerrungen unterhalb der Tuning-Frequenz ("akustischer Kurzschluß").
5. Mitteltonanteile aus dem BR-Rohr, stehende Welle zwischen Boxenvorderwand und Rückwand, gerade bei Zweiwegesystemen (habe ich z.B. sehr deutlich gemessen und gehört an RFT BR 25).
6. Strömungsgeräusche bei hohen Pegeln.
Fazit: Baßreflex ist einfacher Unsinn. Man baut das nicht, wenn man das weiß, was hier steht.
Hat man einen Baßreflexlautsprecher: Kein Problem!
a.) Baßreflexloch verstopfen (Küchentuch, Schwamm, Handtuch)
b.) Amplitudenfrequenzgang im Raum linearisieren:
https://www.musikhaus-korn.de/de/beh...q-2496/pd/1860
https://www.musikhaus-korn.de/de/beh...cm-8000/pd/455
Geschlossene Lautsprecher sind im Raum ideal, da sie sich sehr tief entzerren lassen, was erstens zu viel hörbarem Tiefbaß führt (wenn auf dem Tonträger vorhanden) und zweitens aufgrund der Filtertheorie auch zu "schnellem" Baß, also geringen Gruppenlaufzeitverzerrungen.
Braucht man hohe Baß-Pegel rate ich zu einem Dreiwegesystem, wenn man keinen FIR-Controller hat (mit FIR-Controller sind auch Subwoofer möglich). Dreiwegesysteme mit zwei 25er Tieftönern je Box machen schon ganz schön Pegel, ca. 114 dB/SPL @ 1m bei 40Hz und +/- 5mm in der unendlichen Schallwand bei Baß, der in Phase gemischt ist pro Lautsprecher-Paar. Dazu kommt reichlich Gewinn durch gleichphasige Addition von Begrenzungsflächen und bei kleineren Räumen durch den Druckkammereffekt. Ein geschlossener Lautsprecher, der unterhalb der Resonanzfrequenz mit 12dB/8ve fällt, ist unter Druckkammerbedingungen linear bis 0 Hz!
Das 25er-Doppelbaßsystem ist bis 500Hz brauchbar (gewisse, wohl tolerable Einschränkung beim Bündelungsmaß) und sorgt daher für geringe Gruppenlaufzeitverzerrungen (Ein Filter 4. Ordnung bei 500Hz macht ca. 2 ms Gruppenlaufzeitverzerrungen).
Vom Bündelungsmaß ist ein 25er bis 500Hz vorzuziehen. Aber vielleicht zu pegelschwach für einige.
Liebe Grüße
Andreas
ich habe diesen Beitrag von mir aus einem anderen Thread herauskopiert, weil das Thema vielleicht von allgemeinem Interesse ist.
Baßreflex hat sechs schwerwiegende Nachteile:
1. Dröhnen, "Eintonbaß" durch Arbeitspunktverschiebungen bzw. Nullagenfindung. Das ist eine Achillesferse des dynamischen Lautsprechers, man kann sie mit einem 100Hz-Sinugsgong von der SQAM-CD beobachten (Lautsprecher bewegt sich sichtbar aus dem Gehäuse hinaus oder hinein)
https://tech.ebu.ch/publications/sqamcd
https://tech.ebu.ch/docs/tech/tech3253.pdf
Der - auch bei Musikwiedergabe - durch Fehler aus der Nullage ausgelenkte Lautsprecher fällt immer wieder in die Nullage zurück und regt daher den Helmholtzresonator an (bei der bass-drum sieht man den Lautsprecher oft hüpfen - das sind die Nullagefindungsprobleme). Daher das nervige Baßreflex-Dauerdröhnen.
2. Gruppenlaufzeitverzerrungen. Langsamer Baß im Wortsinne. Durch den akustischen Hochpaß 4. Ordnung (24dB/8ve) kommt es zu einem deutlich über die Hörschwelle verzögerten Baß.
Nimmt man einen zusätzlichen elektrischen Hochpaß zum Schutz des Baßreflex-Lautsprechers vor tiefen Frequenzen (siehe Punkt 4), hat man einen Gesamthochpaß noch höherer Ordnung mit noch deutlicher hörbaren Gruppenlaufzeitverzerrungen.
Diesen Weg kann man nur mit einem Controller gehen, der die Gruppenlaufzeit linearisiert (z.B. Klein + Hummel pro C28), allerdings um den Preis einer Grundlaufzeit.
Alle anderen Frequenzen werden dabei auf den verzögerten Baß angepaßt, beim K+H O500C waren dies 63ms, man hat 80ms (zwei Frames) gewählt, wegen der Bildwiedergabe.
3. Es ist nicht tief genug abstimmbar für Musikwiedergabe. Der tiefste in der Musik vorkommende Ton ist das Subkontra-C, 16Hz. Fast jede größere Orgel hat ein 32´-Register, daß ein 16Hz-Subcontra-C erzeugt. Der Baßreflexkanal würde durch eine Abstimmung auf 16Hz, die musikalisch dringend notwendig ist, zu lang.
Im Finale der "Suite Gothique" hört man z.B. ein sehr deutliches Subcontra-C (Titel 13 auf der 2. CD):
https://www.jpc.de/jpcng/classic/det...s/hnum/3159918
4. Hohe nichtlineare Verzerrungen unterhalb der Tuning-Frequenz ("akustischer Kurzschluß").
5. Mitteltonanteile aus dem BR-Rohr, stehende Welle zwischen Boxenvorderwand und Rückwand, gerade bei Zweiwegesystemen (habe ich z.B. sehr deutlich gemessen und gehört an RFT BR 25).
6. Strömungsgeräusche bei hohen Pegeln.
Fazit: Baßreflex ist einfacher Unsinn. Man baut das nicht, wenn man das weiß, was hier steht.
Hat man einen Baßreflexlautsprecher: Kein Problem!
a.) Baßreflexloch verstopfen (Küchentuch, Schwamm, Handtuch)
b.) Amplitudenfrequenzgang im Raum linearisieren:
https://www.musikhaus-korn.de/de/beh...q-2496/pd/1860
https://www.musikhaus-korn.de/de/beh...cm-8000/pd/455
Geschlossene Lautsprecher sind im Raum ideal, da sie sich sehr tief entzerren lassen, was erstens zu viel hörbarem Tiefbaß führt (wenn auf dem Tonträger vorhanden) und zweitens aufgrund der Filtertheorie auch zu "schnellem" Baß, also geringen Gruppenlaufzeitverzerrungen.
Braucht man hohe Baß-Pegel rate ich zu einem Dreiwegesystem, wenn man keinen FIR-Controller hat (mit FIR-Controller sind auch Subwoofer möglich). Dreiwegesysteme mit zwei 25er Tieftönern je Box machen schon ganz schön Pegel, ca. 114 dB/SPL @ 1m bei 40Hz und +/- 5mm in der unendlichen Schallwand bei Baß, der in Phase gemischt ist pro Lautsprecher-Paar. Dazu kommt reichlich Gewinn durch gleichphasige Addition von Begrenzungsflächen und bei kleineren Räumen durch den Druckkammereffekt. Ein geschlossener Lautsprecher, der unterhalb der Resonanzfrequenz mit 12dB/8ve fällt, ist unter Druckkammerbedingungen linear bis 0 Hz!
Das 25er-Doppelbaßsystem ist bis 500Hz brauchbar (gewisse, wohl tolerable Einschränkung beim Bündelungsmaß) und sorgt daher für geringe Gruppenlaufzeitverzerrungen (Ein Filter 4. Ordnung bei 500Hz macht ca. 2 ms Gruppenlaufzeitverzerrungen).
Vom Bündelungsmaß ist ein 25er bis 500Hz vorzuziehen. Aber vielleicht zu pegelschwach für einige.
Liebe Grüße
Andreas
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