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Grenzen von BoxSim

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  • fabi
    Registrierter Benutzer
    • 05.01.2008
    • 1472

    Grenzen von BoxSim

    Hallo,

    in vielen Threads werden mit BoxSim Dinge simuliert, die das Programm nicht leisten kann. Ich sage ausdrücklich, dass BoxSim ein hervorragendes Simulationstool ist und habe größten Respekt vor Uwes Arbeit. Schon vor vielen Monaten saß ich mit Uwe beim Forumstreffen zusammen und er weiß, dass ich BoxSim schätze. Wir redeten über die Chancen und Möglichkeiten von BoxSim, aber auch über die Grenzen. Beispielsweise ändert sich der Energiefrequengang, wenn einfach die ganze Anordnung um 45° gedreht wird. Selbstverständlich ist das in der Praxis nicht der Fall, in der Simulation aber dem vergleichsweise einfachen Algorithmus geschuldet. BoxSim rechnet mit Konusstrahlern oder Kalotten, deren Abstrahlverhalten idealen Kolbenstrahlern angenähert ist und über Versuche optimiert wurde. Das funktioniert erstaunlich genau! Aus der Praxis ist bekannt, dass sich das Abstrahlverhalten beim Einsatz gleicher Chassis praktisch nicht ändert: Wird eine Box beispielsweise einmal mit Lautsprecherchassis der W-Serie und einmal mit Chassis der AL-Serie aufgebaut, so ändert sich das Abstrahlverhalten im relevanten Übertragungsbereich der Chassis bei gleicher Trennfrequenz praktisch nicht.

    Daraus ergeben sich aber auch ein paar Schwierigkeiten: Alle Schallstrahler, die nicht im Kolbenförmigen Arbeitsbereich als Kalotte oder Konus arbeiten, können nicht sonderlich genau simuliert werden. Darunter fallen etwa Breitbänder, die Hochtonanteile wiedergeben sollen, Treiber-Horn-Kombinationen oder etwa Bändchenhochtöner.

    Weiter simuliert BoxSim die Frequenzgänge in unendlicher Entfernung. Das ist für die Rechnung ziemlich einfach und in der Praxis leicht dadurch zu erreichen, dass der Abstand des Mikrofons zur Lautsprecherbox viel größer ist, als der Abstand der einzelnen Schallquellen zueinander. Chassiskombinationen, bei denen der Abstand untereinander jedoch gerade entscheidend ist, wie etwa im Car-Hifi-Bereich, können prinzipbedingt nicht richtig simuliert werden. Das ist kein Fehler von BoxSim, sondern schlichtweg im Anwendungsbereich nicht vorgesehen.

    BoxSim rechnet mit den Daten einer hinterlegten Datenbank. Das Ergebnis kann immer nur so genau sein, wie die eingegebenen Daten. Auch nach gründlicher Statistikarbeit, kann der zu Grunde liegenden Datensatz immer nur den Durchschnitt/Median aller gemessenen Chassis darstellen. Das gekaufte Chassis wird vom Datensatz immer abweichen. Da Visaton eine Firma mit ISO9001 Zertifizierung ist, gehen wir mal davon aus, dass das Qualitatsmanagement in Ordnung ist, bewußt sein sollte man sich der Tatsache jedoch insbesondere bei Chassis wie Magnetostaten, Breitbändern usw...

    Was bleibt? Mir scheint, sehr viele User verbringen inzwischen viel Zeit vor BoxSim. Das ist in sofern erfreulich, als dass mit wenige Einarbeitungszeit hervorragende Weichen für Standardkombinationen gestrickt werden können. Selbst unerfahrene Selbstbauer können nach ein paar Tagen Weichen erstellen, die auch Profis nicht aus dem Ärmel schütteln.

    Es gibt jedoch einen Grund, dass eben jene Profis nicht ausschließlich simulieren. Die Simulation sollte (wie in jedem anderen Ingenieurbereich) stets als Vorstufe zum Prototypen gesehen werden. Anschließend wird das optimierte Ergebnis aufgebaut, vermessen, angehört und bewertet. Mit diesem ersten Durchlauf hat der Entwicklungsprozess begonnen, er ist der Anfang, nicht das Ende. Lautsprecher werden für die Ohren gebaut, nicht für das BoxSim-Projekt.

    -> Steckt die Zeit in Spanplatten, Prototypen und Chassis, lasst die Kreissäge schnurren und die Lötkolben rauchen. Baut die Sachen auf, hört sie euch an: Viele hochinteressante Projekte wären nur mit Simulationen nie entstanden.

    Traut ihr den Ohren nicht, ladet euch ARTA herunter. Mit einer einfachen Test-CD mit rosa Rauschen und dem Spektrum-Analyzer läßt sich schon soviel sagen, dass eine Optimierung im Hörraum weit über die Grenzen von BoxSim hinaus möglich ist. Gegenüber dem Raum, den Toleranzen von Chassis, Abstrahlverhalten und Hörabstand schmelzen die dBs der Mikronfon- und Soundkartenabweichung von Behringer und MAudio dahin wie Schnee in der Mittagssonne. Kalibrierte Mikrofone gibt es billig etwa bei Hifi-Selbstbau. Ein bisschen Mühe muss man sich schon machen.

    Nichts für Ungut,
    fabi
  • Benny
    Registrierter Benutzer
    • 02.04.2002
    • 1622

    #2
    Zitat von fabi Beitrag anzeigen

    ...

    Es gibt jedoch einen Grund, dass eben jene Profis nicht ausschließlich simulieren. Die Simulation sollte (wie in jedem anderen Ingenieurbereich) stets als Vorstufe zum Prototypen gesehen werden. Anschließend wird das optimierte Ergebnis aufgebaut, vermessen, angehört und bewertet. Mit diesem ersten Durchlauf hat der Entwicklungsprozess begonnen, er ist der Anfang, nicht das Ende. Lautsprecher werden für die Ohren gebaut, nicht für das BoxSim-Projekt.

    -> Steckt die Zeit in Spanplatten, Prototypen und Chassis, lasst die Kreissäge schnurren und die Lötkolben rauchen. Baut die Sachen auf, hört sie euch an: Viele hochinteressante Projekte wären nur mit Simulationen nie entstanden.

    ...

    Nichts für Ungut,
    fabi
    Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen.

    Ja, ich habe auch mit Boxsim gespielt (damals, und heute wieder). Aber ich komme damit nicht klar. Deshalb vertraue ich auf Vorschläge und baue nur nach, anstatt eigenes zu entwickeln.

    Dennoch hält es mich nicht davon ab, Anpassungen an meine Hörgewohnheiten vorzunehmen. Bauvorschläge können nur ein "Durchschnittsergebnis für die Masse" sein...

    Ich stelle 'mal eine gewagte These auf: Hier wird mit Boxsim bis in die letzte Ecke simuliert, die wildesten Kreationen hat man hier schon gesehen... Und ganz entscheidend scheint ein aalglatter Frequenzgang zu sein...

    Kann es sein, daß ein mit dem Lineal gezogener Frequenzgang machmal den Klang "langweilig" erscheinen läßt?

    Sicher, ich habe großen Respekt vor einigen Usern für ihre Kenntnisse. Fabian, Norbert, Tomtom (leider nicht mehr da), Carsten (im Bezug auf Car- HiFi (auch wenn ich selbst kein Auto habe)), Thomas Reimann u. a.... Deren Projekte würde ich (neben denen von Visaton natürlich) blind nachbauen. Was ich nicht tun würde wäre ein Projekt allein aus dem Grund nachzubauen, nur weil die Simu vielversprechend ist...
    Zuletzt geändert von Benny; 29.12.2008, 00:09.
    MfG B.

    -- kleine Knipsereien-- [15. 01. 2012]

    Kommentar

    • Chaomaniac
      Registrierter Benutzer
      • 01.08.2008
      • 2916

      #3
      Danke, das musste mal von jemandem gesagt werden, obwohl ich mich selber sehr viel mit Boxsim und AJ-Horn aufhalte. Die Möglichkeit mittlerweile kostengünstig und größtenteils (in Grenzen) recht sicher simulieren zu können, hat mir schon den ein- oder anderen Nervenstrang sowie einige Geldbörsenfüllungen gespart, aber auch vom Bauen und tüfteln am lebenden Objekt abgehalten.
      Kein Licht ohne Schatten...
      Gaaaanz viel Zeug zu verkaufen...

      Kommentar

      • Kleinstweich
        Registrierter Benutzer
        • 18.05.2006
        • 299

        #4
        Hallo Fabi,

        im Grunde kann ich Dir nur zustimmen, auch wenn ich selbst sehr viel mit Boxsim herumspiele.
        Drei Einwände möchte ich aber doch machen:

        1. Wenn Du sagst, dass Profis kein Konzept ausschließlich auf Basis einer Simulation erstellen - was spricht dann für Laien dagegen? Ich vermute, dass viele (auch ich) nicht im Mindesten die Anforderungen eines professionellen Lautsprecherentwicklers haben, sondern nur eine gute Ausgangsbasis für die weitere Feinabstimmung benötigen. Und die liefert Boxsim allemal, wie Vergleiche zwischen Simulation und Messung immer wieder zeigen.

        2. Ich habe nicht den Eindruck, dass die Mehrheit der Forumsteilnehmer mit dem verwirklichten Ergebnis ihrer Simulationen bis an´s Ende ihrer Tage lebt. In gewissem Umfang halte ich sogar solche Entwicklungs- (Leidens-) Geschichten wie bei den Voces oder der Concorde mit zigfachen Änderungen und individuellen Anpassungen für Normalität.
        Wenn man das sportlich sieht, könnte man glatt sagen: "Darin liegt zu einem Teil der Reiz des Selbstbaus."
        Nimmt man nicht gerade das ewig Unfertige inkauf? Jedenfalls definiere ich so den Begriff "Hobby"; alles Andere würde mir das Hobby verderben.


        3. Ohne Simulation wären viele Nutzer womöglich viel schlechter dran als mit. Ich erinnere da nur an die zahlreichen Anfragen von Einsteigern an das Forum, die irgendwelche Visatonchassis gekauft haben und nun mit einer HW 2-70 NG nicht mehr zufrieden sind. Ich finde, gerade in unteren Preisregionen spricht absolut nichts dagegen, ausschließlich auf Basis einer Simulation von der Katastrophe zum annehmbaren Ergebnis zu gelangen. Wo allerdings die finanzielle Schmerzgrenze für ein solches Vorgehen liegt, möge doch ruhig jeder selbst entscheiden, oder?


        Jedenfalls fände ich es sehr schade, wenn es die Möglichkeit der guten Simulation mit Boxsim nicht gäbe. Vielleicht wären dann viele Projekte nicht realisiert worden und die Kreissägen hätten noch viel öfter still gestanden, die Lötkolben wären kalt geblieben...


        @Benny: Dass aalglatte F-Gänge sich "langweiig" anhören können, kann ich aus meiner Laienerfahrung einerseits bestätigen. Andererseits ist gerade das Langweilige für mich immer noch ein Garant für Langzeit-Zufriedenheit. Manchmal nervt das Aufregende halt doch schneller.
        Wenn´s am Rücken juckt, solltest Du dir nicht die Füße kratzen.

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