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  • poor but loud
    Registrierter Benutzer
    • 09.11.2006
    • 532

    #16
    Der Dickason-Band hat noch fünf weitere Nachteile der Passivmembran-Variante zutage gefördert:

    1.) Es fallen etliche Alignments weg. Von den 3 diskreten Alignments bleibt nur B4 übrig, von den anderen flachen Alignments nur QB3 und von den Tschebyschew-Abstimmungen nur C4. (Die entsprechende Abstimmtabelle erinnert insofern an Timmermanns' Abstimmtabelle für ventilierte Reflexsysteme, in der nicht die traditionellen Alignment-Paare (SBB4 und BB4, QB3 und SQB3, SC4 und C4), sondern die drei als am vorteilhaftesten angesehenen Abstimmungen (QB3 für minimales Gehäusevolumen bei fast nicht mehr zu unterbietender Grenzfrequenz, SC4 für eine erst sehr spät in den Tschebyschew-Bereich umschlagende Abstimmung und C4 als die mit den geringsten Überhöhungen behaftete Tschebyschew-Abstimmung) gegenübergestellt wurden.) Insbesondere die sehr sanft abfallende SBB4-Abstimmung ist nicht verfügbar. Selbst bei den verfügbaren Abstimmungen ist die abfallende Flanke steiler als bei den entsprechenden mit einem Bassreflexrohr realisierten Abstimmungen.

    2.) Dies ist vor allem dann der Fall, wenn die Passivmembrane mindestens so hart aufgehängt ist wie die Tieftönermembrane. Das System verhält sich dann in etwa so, als hätte sich beim Qts des Tieftöners eine erhebliche Plus-Toleranz eingeschlichen, d. h., die angedachte QB3-Abstimmung schlägt schon bei einer Freiluftgesamtgüte, bei der man es noch nicht erwartet hätte, in eine C4-Abstimmung um.

    Die Kurve des Amplitudenfrequenzgangs fällt dann im Sperrbereich noch steiler ab, und im Übertragungsbereich ergeben sich Welligkeiten. Falls Passivmembrane und Tieftönermembrane gleich hart aufgehängt sind, ist dies bei einem Qts oberhalb von 0,35 der Fall.

    Aus diesem Grunde ist das Impulsverhalten oft noch schlechter als bei ventilierten Bassreflexsystemen. Wenn jedoch die Passivmembrane deutlich weicher aufgehängt ist als die Tieftönermembrane, fällt das Impulsverhalten nach Dickason sogar bei einem Qts zwischen 0,36 und 0,44 recht gut aus.

    3.) Da man Tschebyschew-Abstimmungen nur im Notfall einsetzen sollte, ist die Auswahl an Tieftönern eingeschränkt, wobei die genauen Grenzen aber von den Aufhängungsnachgiebigkeiten abhängen (siehe Punkt 2).

    4.) Passivmembranen stellen wie Bassreflexrohre ein zusätzliches Masse-Feder-System dar, bei dem dem Massestück ein erhebliches Hubvolumen abverlangt wird. Dies stellt bei einem ventilierten Bassreflexsystem keine besonderen Ansprüche an die Konstruktion, wohl aber bei einem System mit Passivmembrane. Das erforderliche Hubvolumen im Verhältnis zum Hubvolumen des Tieftöners hängt dabei von Qts ab. Die Abstimmtabelle von Richard Small (statt der 12 allein bei Dickason zu findenden Abstimmtabellen gibt es nur eine einzige, nämlich die in Punkt 1 erwähnte QB3/B4/C4-Kombi) ist für Treiber ab einem Qts von 0,2 anwendbar und nennt für diese Güte einen Hubvolumenquotienten (Vpr/Vd) von 1,81. Zu höheren Güten hin steigt dieser Wert sogar noch an, überschreitet bei einem Qts von 0,25 den Wert 2 und bei einem Qts von 0,39 den Wert 3. Bei einem Qts von 0,44 erreicht Vpr/Vd bereits den Wert 3,38. Für noch höhere Güten hat Small keine entsprechende Simulation mehr durchgeführt, auch wenn die Tabelle die übrigen Abstimmfaktoren noch nennt (sie endet bei Qts=0,6). Allerdings sind so hohe Güten bei Passivmembran-Systemen generell problematisch.

    Ein noch nicht genannter Vorteil ergibt sich aber auch: Da wie in Punkt 1 ausgeführt etliche Alignments nicht funktionieren (fragt mich nicht warum, fragt Vance Dickason!) und zudem die Gehäuseverluste nur sehr geringen Schwankungen unterliegen, gibt es für Passivmembran-Systeme nur eine einzige Abstimmtabelle. Die Abstimmfaktoren H und Alpha sind also schnell ermittelt. Mit fb = H x fs ermittelt man dann die Abstimmfrequenz und stimmt die Passivmembrane auf diese Frequenz ab.

    Alternativ dazu findet man öfters die Empfehlung, die Abstimmung wie bei einem ventilierten System zu ermitteln und dann wiederum die Passivmembrane auf den so gefundenen fb-Wert abzustimmen. Aber wie gesagt, etliche Alignments fallen weg, und für Güten über 0,35 ergeben sich u. U. erhebliche Diskrepanzen zwischen ventiliertem und Passivmembran-System. Ich würde das deshalb nur versuchen, wenn mir als Rückzugsmöglichkeit ein schmerzfrei zu variierendes Testgehäuse sowie die Smallsche Abstimmtabelle (oder ein gleichwertiges Simulationsprogramm) zur Verfügung steht.

    Ist - wie bei etlichen audiophilen Kompaktboxen, die nicht im Regal stehen sollen - eine Passivmembran-Abstimmung unumgänglich, aber nicht befriedigend durchführbar, würde ich auf die geschlossene Variante ausweichen. Lässt sich das Tiefbassproblem überhaupt nicht lösen (frei aufgestellt sehr bassschwach, im Regal dagegen dröhnend), bleibt immer noch die Möglichkeit, einen Subwoofer hinzuzuziehen.
    Moden kommen und gehen. Manche Moden kommen sogar wieder. Nur die Raummoden sind unsterblich.

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    • UweG
      Registrierter Benutzer
      • 29.07.2003
      • 5607

      #17
      Da stimmt was nicht. Wenn die Passivmembran beliebig weich afgehängt wird, geht jede Abstimmung, die mit BR auch geht.

      Ich habe den Dickason eben nur mal schräg überflogen, insofern keine Gewähr für 100% korrekte Interpretation. Aufgefallen ist mir aber, dass er sich an einer Analyse von Richard Small (Ja, der von Thiele und Small) entlang hangelt, der, um sich in Zeiten weit vor dem Taschenrechner einige Rechnungen zu vereinfachen, das Äquivalentvolumen der Passivmembran als identisch mit dem Chassis angenommen hat. Richard Small mag ich das nachsehen. Er hatte (ca. 1970) ohne Taschenrechner und sowieso ohne Computer keine Möglichkeit, Abstimmungen anders zu rechnen als die Systemparameter auf bestimmte Werte zu bringen, die eine einfach analytisch handhabbare Übertragungsfunktion ergeben. Seine daraus resultierenden Alignments sind ein Meilenstein der Lautsprecherentwicklung. Passivmembranen werden nicht gerade sein Hauptthema gewesen sein, damit hat er es wohl dabei belassen.
      Ich finde es schade, wenn Vance Dickason im Jahr 2000, also 19 Jahre nach dem ersten IBM-PC, sich und den Leser mit der gleichen Herangehensweise quält. Längst ist jede technisch erzeugbare Übertragungsfunktion in Sekundenschnelle rechenbar und vollständig analysierbar. Alignmenttabellen sind nur noch von historischem Wert, bzw. der Entwicklung von Verständnis dienlich. Zur Boxenauslegung braucht man sie nicht mehr.
      Die schon bei Small deutlich gewordene Erkenntnis, dass die Steifigkeit der Passivmembran das Verhalten eher stört als ihm dient, bleibt jedoch richtig.
      Boxsim ... wenn Lautsprechersimulation gelingen soll.

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      • Silvio
        Registrierter Benutzer
        • 14.11.2001
        • 883

        #18
        Danke erstmal für Eure Anteilnahme

        Das Problem was Axel angesprochen hat, waren auch meine grundsätzlichen Bedenken, die sich damit auch bestätigt haben.
        2 + 2 Chassis die sich ein Volumen teilen, bringen leider zuviel Nachteile mit sich.

        Da die Gehäusekonstruktion zwar eine Aufteilung der Volumen zulässt, aber damit der Einsatz der PM, aufgrund Platzmangels nicht mehr möglich ist, habe ich mich für den Einsatz von je zwei BR-Rohren, wie bei der Atlantis entschieden.

        Wenn also jemand Interesse an zwei Paaren SEAS SP17R neu/OVP hat, kann sich also bei mir melden.

        Grüße Silvio
        Stretto | Solitude AL/CB | Stella light 200 | Aria UL94 | Piko |
        Concorde MKIII CB | Funrise | Notos | Notos C² | VIB Mikro SE | VIB 170 AL

        BoxSim-Datenbank

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        • poor but loud
          Registrierter Benutzer
          • 09.11.2006
          • 532

          #19
          Original geschrieben von UweG
          Ich finde es schade, wenn Vance Dickason im Jahr 2000, also 19 Jahre nach dem ersten IBM-PC, sich und den Leser mit der gleichen Herangehensweise quält.
          Ich glaube, meine Dickason-Ausgabe stammt noch aus den Neunzigern. Dass der IBM-PC schon 1981 entstand, besagt letztlich gar nichts. MLSSA entstand erst im Zeitalter der 486er. Schon damals hat man überlegt, ob nicht der Gleichstromwiderstand des Chassis, alle Serienwiderstände der Weiche, die Eigeninduktivität des Chassis, alle Serieninduktivitäten der Weiche und alle Parallelkapazitäten der Weiche eine Verschiebung der TSP bewirken. Diese komplizierten Wechselwirkungen wurden in Fachbüchern nie diskutiert, während Jürgen Heinzerling ihnen eine zweiteilige Serie gewidmet hat und an der Stelle, wo es interessant wurde, abbrach (Überprüfung nur für die unkritischere (mit hoher Trennung) der beiden Simulationen, keine Faustregeln). Heinz Schmitt und Christian Gather haben sich überhaupt nicht darüber ausgelassen, Bernd Timmermanns nur ansatzweise. Und Simulationsprogramme, die diese Einflüsse mehr oder weniger einbeziehen, gibt es vielleicht seit 5 Jahren. Ebenso wie Simulationsprogramme, die über den Thiele-Small-Ansatz hinausgehen.

          Dickason hat eben anderen die Programmierarbeit überlassen und lieber Bücher geschrieben. Diese können natürlich nur das damals verfügbare Wissen berücksichtigen. Was daran verkehrt?

          Was die von Dickason behauptete Nichtverfügbarkeit diverser Alignments angeht: Ich habe die Gründe dafür auch nicht durchschaut, jedoch sind Passivmembranen härter aufgehängt als die ohne Aufhängung auskommenden, also unendlich weich aufgehängten Luftsäulen in Bassreflexrohren, so dass der Frequenzgangabfall entsprechend steilflankiger ist. Auch die nach Dickason mittels PM realisierbaren Alignments heben sich u. a. hierdurch von den ihm zufolge nicht mittels PM realisierbaren ab. Insofern ist anzunehmen, dass sich Abstimmungen mit sanftem Frequenzgangabfall denjenigen mit weniger sanftem annähern, was Dickasons Behauptung teilweise erklärt.
          Moden kommen und gehen. Manche Moden kommen sogar wieder. Nur die Raummoden sind unsterblich.

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