Ankündigung

Einklappen
Keine Ankündigung bisher.

Konzeptanalyse zur Solitude mit AJ-Horn 7.0

Einklappen
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge
  • Yves
    Registrierter Benutzer
    • 22.04.2014
    • 250

    Konzeptanalyse zur Solitude mit AJ-Horn 7.0

    Hallo Leute,

    mit ist irgendwann mal aufgefallen, dass man die Solitude sowohl als BR auffassen kann, aber durchaus auch als eine etwas abstraktere TL. Das hat mich dann dazu bewegt, das Ganze einmal mit AJ-Horn 7.0 zu analysieren.

    Im Folgenden geht es mir nicht um die kleinsten Details, sondern vielmehr um die Analyse des wirksamen Konzepts und einen relativen Vergleich. Natürlich habe ich nur die Tieftonsektion mit den beiden GF200 betrachtet.

    Hier zunächst einmal der gemessene Frequenzgang aus dem Original-Bauvorschlag:



    Im Vergleich dazu liefert die Simulation der Solitude als TL (schwarze Kurve im Bild unten) nahezu die gleichen Frequenzen für die konzeptbedingten Störungen wie der Messschrieb: knapp über 100 Hz, knapp unter 200 Hz und um 300 Hz.

    Für BR habe ich zweimal gerechnet, weil sich für jeden der beiden GF200 eine andere Gehäuseresonanz ausbildet - geschätzt einmal für 0,7 m Gehäuselänge (blaue Kurve) und einmal für 1,5 m (rote Kurve). Die Summenwirkung lässt sich leider nicht berechnen. Wie man aber erkennt, liegen die Störstellen bei BR an anderen Stellen. Man hätte hier sicher auch eine einzige Kurve ohne Einfluss der Längsresonanz darstellen können, aber genau darum geht es hier ja nicht.

    Bei den Amplitudenwerten liegt die Simulation als TL recht nahe an der Messung, während die Betrachtung als BR gerade im unteren Bassbereich deutlicher abweicht. Eine Abweichung besteht jedoch in beiden Fällen bezüglich der unteren Grenzfrequenz. Warum die Simulation hier einen etwas "nach links" verschobenen Verlauf zeigt, weiß ich nicht.



    Auch der nachfolgende Vergleich des simulierten Impedanzverlaufs zeigt deutliche Unterschiede zwischen beiden Rechnungen. Während auch hier wieder die Abstimmfrequenzen für BR und TL vom Original abweichen, entsprechen die Impedanzniveaus bei TL doch eher der Messung:



    Hier noch die Eingabemasken für BR und TL:






    Mein Fazit:

    Die Solitude ist wohl etwas mehr TL als BR. Sicher mag das praktisch egal sein und alles geht vielleicht fließend ineinander über. Hilfreich ist eine solche Analyse für den Selbstbauer aber, da man für einen bekannten und vermessenen Lautsprecher die Stellschrauben und deren potenziellen Auswirkungen gut bewerten kann, wenn man mal hier und da an ihnen dreht. Daraus lässt sich meines Erachtens viel für eigene Projekte lernen, bei denen sonst vielleicht der Mut fehlt, es anzugehen.

    Vor allem aber zeigt sich, dass bei Konzepten abseits des Standards die gemeinsame Anwendung von Boxsim und AJ-Horn sehr gut gelingt. Auch Ralf (pulsar99) hat hier am Beispiel der Triniti gezeigt, wie leistungsfähig sich AJ-Horn 7.0 einsetzen lässt.

    Viele Grüße
    Yves
    Angehängte Dateien
    Zuletzt geändert von Yves; 13.04.2020, 14:39.
  • FZZ
    FZZ
    Registrierter Benutzer
    • 01.11.2015
    • 255

    #2
    Ist eine TL denn nix anders wie eine BR mit einem langem großen BR Kanal?

    Kommentar

    • jhohm
      Registrierter Benutzer
      • 24.09.2003
      • 4527

      #3
      Zitat von FZZ Beitrag anzeigen
      Ist eine TL denn nix anders wie eine BR mit einem langem großen BR Kanal?
      Armin Jost ( Programmierer von AJHorn) soll mal gesagt haben "Alles ist Horn"
      ...Gruß Jörn

      Kommentar

      • Lebrichon
        Moderator
        • 20.06.2008
        • 284

        #4
        Ist eine TL denn nix anders wie eine BR mit einem langem großen BR Kanal?
        Nein, dabei handelt es sich um grundverschiedene Konzepte.
        - Bassreflex arbeitet nach dem Helmholtz-Resonator Prinzip. Kann man sich einfach anhand einer mit Wasser gefüllten Flasche vorstellen. Bläst man von oben in die Öffnung, schwingt der Luftanteil des Flaschenhalses als "Masse" auf das Volumen der Flasche. Es entsteht ein Ton. Dabei handelt es sich um ein Feder-Masse-Prinzip.
        - Transmissionline arbeitet nach dem Prinzip der stehenden Welle. Im Rohr entsteht eine stehende Welle. Der daraus resultierende Ton ist abhängig von der Länge des Rohres. Je länger das Rohr, desto tiefer der Ton. Ein einfaches Beispiel für eine Transmissionline ist eine Orgelpfeife.

        Man muss aber dazu noch sagen, dass irgendwann sich die Varianten vermischen. In einem Bassreflexkanal entsteht immer automatisch auch eine stehende Welle. Meist ist diese aber außerhalb des Nutzbereiches. Wird der Kanal jedoch zu lang, kann sich diese sowohl negativ, als auch positiv auswirken. Ein negatives Beispiel war unsere "Studio 1", weswegen der Kanal danach diese ungewöhnliche Form bekam. Ein positives Beispiel ist unsere "Topas"
        Visaton Technik und Entwicklung

        Kommentar

        • F.H.
          Moderator
          • 05.10.2011
          • 1014

          #5
          Dass das Prinzip TL je nach Konstruktion fließend ins Prinzip BR übergehen kann, hat Lebrichon oben schon geschrieben. Vor ca. 35 Jahren habe ich das bereits in einem Artikel in Elektor untersucht (ab S. 10 unten rechts)
          Friedemann

          Kommentar

          • Yves
            Registrierter Benutzer
            • 22.04.2014
            • 250

            #6
            Hallo Leute,

            nachdem nun einige Beiträge entstanden sind, möchte ich noch einmal auf meine Intention hinweisen, um nicht falsch verstanden zu werden: Mit diesem Thema wollte ich weder eine kontroverse Diskussion darüber anstoßen, ob es sich bei der Solitude um BR oder TL handelt, noch das Konzept der Solitude überhaupt in Frage stellen. Und auch sind wir uns hier sicher einig, dass jedes Simulationsprogramm seine eigenen Vorteile und Grenzen sowie die daraus resultierenden Anwendungsbereiche hat.

            Stattdessen wollte ich einmal zeigen, was ich nach einer kleinen Spielerei festgestellt habe. Und das sind die von AJ-Horn (7.0) simulierten, kleinen Störungen auf der absteigenden Filterflanke der TT, die auch in der Messung sichtbar sind. Dass diese typisch für TL sind, eben weil hier die Wellenleiterfunktion des Gehäuse zum tragen kommt, ist auch nicht neu und wurde schon vor Jahrzehnten beschrieben. Bei einem reinen, oder sagen wir klassischem BR-Gehäuse würde man solche Stellen wohl eher nicht messen.

            Wie bin ich überhaupt dazu gekommen, mir die sonnigen Ostertage mit dieser Analyse zu vertreiben? Tatsächlich war der Beitrag "Das Fuzzy-Prinzip" in HobbyHiFi 5/2018, S. 82-85 die Anregung dazu. Wer Lust und das Heft vorliegen hat, kann gerne mal reinlesen - heute soll ja auch wieder tolles Wetter werden

            Viele Grüße
            Yves

            Kommentar

            • F.H.
              Moderator
              • 05.10.2011
              • 1014

              #7
              Zitat von Yves Beitrag anzeigen

              Stattdessen wollte ich einmal zeigen, was ich nach einer kleinen Spielerei festgestellt habe. Und das sind die von AJ-Horn (7.0) simulierten, kleinen Störungen auf der absteigenden Filterflanke der TT, die auch in der Messung sichtbar sind.
              Übrigens fand ich diese Erkenntnis sehr interessant. Darüber habe ich mir nie Gedanken gemacht.
              Friedemann

              Kommentar

              Lädt...
              X