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Erfahrungsbericht Adler Aquasoft CFB (2k-Wasserlack)

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    Registrierter Benutzer
    • 16.05.2003
    • 319

    Erfahrungsbericht Adler Aquasoft CFB (2k-Wasserlack)

    Für zwei Anwendungen brauchte ich einen wasserbasierten 2k Klarlack.

    1) Türaufdoppelung für Kinderzimmer, MDF mit Kunstharztafelfarbe (Bauhaus) gestrichen. Das MDF hatte ich mehrfach mit lösemittelbasiertem PU Glanzlack grundiert, um es knochenhart und schlagfest zu machen. Nach zwei Wochen war die Chose auch gut ausgestunken. Die danach aufgetragene Tafelfarbe war leider auch nach etlichen Wochen noch so weich, daß Kreide oder Fingernägel sofort stumpfe Stellen hinterlassen haben. Außerdem hat die geruchsarme, isoparaffinbasierte Farbe auch nach 8 Wochen noch einen leichten Geruch nach Petroleum abgegeben. In meiner Verzweifelung habe ich nochmals mit Tafelfarbe, vermischt mit 30% meines geliebten Jansen 1k-PU-Lacks (UNI-Siegel) in stumpfmatt nachlackiert, aber auch das wurde nicht so hart, wie es für eine Kinderzimmertafel wünschenswert gewesen wäre. Hier war die Idee, mit einem stumpfmatten wasserbasierten PU-Lack überzulackieren, um die Kunstharzfarbe nicht hochzuziehen.


    2) Renovierung eines 32 Jahre alten Eßtisches von Ikea aus stabverleimter Kiefer. Dieser war wohl mal mit Nitrolack (CN) lackiert, aber die Oberfläche war total hinüber (Kratzer, Fettflecken, Restlack wurde weiß, wenn mal Wasser drauf kam). Hier war ein robuster Wasserlack wichtig, weil der Tisch gebraucht wird und nicht für Wochen irgendwo ausstinken darf. Abgesehen davon paßt er nur mit Mühe in meinen Spritzkeller.


    Fündig geworden bin ich bei www.schreinerlacke.de. Herr Remmers leistet zügigen e-mail-Support und hat auf meine Bitte sogar 1 l - Sonderabfüllungen von Aquasoft CFB in den Shop aufgenommen. Die Lieferung erfolgte auch schnell und problemlos.

    Als Wasserlack habe ich Aquasoft CFB (http://www.adler-lacke.com/produkte....duktnameid=107) und den entsprechenden Vernetzer genommen. Außerdem habe ich noch Antiscratch bestellt, aber noch nicht angewendet.


    Zu 1). Die Tür habe ich mit einem grünen Pad von Mirka angerauht und mit einer Velourrolle für Aqualacke aus dem Bauhaus (nicht das beflockte Schaumstoffzeugs) mit dem stumpfmatten Aquasoft gerollt. Ich habe ca. 10% Wasser zugesetzt und nur eine Schicht von ca. 50g /m² aufgebracht. Der Verlauf ist prima, die Farbe trocknet so schnell, daß ich trotz Lackieren auf einer liegenden Oberfläche kaum Probleme mit Staubeinschlüssen hatte. Der Geruch des frischen Lacks ist nicht schlimmer als übliche 1k-Acryl/Wasserlacke. Nach einem Tag war es komplett ausgestunken, und die Oberfläche ist sehr hart, allerdings so glatt, daß die Kreide nur noch gerade eben brauchbar schreibt.

    Zu 2). Von der Tischplatte habe ich mit einer roten 60er-Scheibe und Exzenterschleifer den alten CN-Lack und die meisten Krater geschliffen, üble Krater habe ich mit Resto-Holzkitt (ebenfalls bei Schreinerlacke) zugemacht und dann bis 120 geschliffen (eine der beiden abklappbaren Verlängerungen hatte ich auch mal bis 180 und dann noch mit Stahlwolle geschliffen, braucht es aber für die erste Lackierung nicht).

    Dann habe ich mit Aquasoft in seidenglänzend angefangen, wobei ich die erste Schicht noch mit einer feinen Schaumstoffrolle gemacht habe. Das kann ich nicht so richtig empfehlen, da der Lack zur Blasenbildung neigt. Die Blasen lassen sich zwar meist ausrollen bzw. platzen von selbst, aber es ist doch viel Arbeit, und einige Blasen gehen erst auf, wenn die Farbe schon härter ist. Bei den Seitenplatten hatte ich mit gut 10% Wasser verdünnt. Die Idee ist hier, daß die erste Lackschicht möglichst tief eindringen soll, damit das Holz nicht bei jedem Nachschleifen aufquillt und außerdem schön hart und schlagfest wird. Bei normalem PU-Lack klappt das prima, hier nur bedingt.
    Bei der Hauptplatte war ich dann mutig geworden und hatte um die 20% Wasser zugesetzt. Bereits einige Minuten nach dem Lackieren hat das Holz dann bläulich-schwarze Flecken entwickelt. Es ist mir ein Rätsel, waran das lag, denn Kiefer ist ja nicht Eiche, und die Hauptplatte wird auch nicht mehr ins Holz eingezogenen Dreck haben als die Verlängerungen. Glücklicherweise waren die Flecken auf den Lack und vielleicht die alleroberste Holzschicht beschränkt. Am nächsten Tag habe ich dann die Flecken schnell runtergeschliffen bekommen und mit unverdünntem Lack neu grundiert, dieses Mal ohne Flecken.

    Nach einer Schicht Aquasoft sieht die Oberfläche visuell schon ganz gut aus, ist aber ziemlich rauh, weil sich kleine Fasern wieder aufrichten (zum Teil hatte ich die Platten vor der ersten Lackierung sehr naß abgewischt und nochmals nachgeschliffen, aber der Lack wässert halt immer noch kräfitiger, als man mit Wasser wässern mag). Es gab auch den ungewohnten Effekt, daß Druckstellen sich wieder aufgerichtet hatten und zum Teil aus dem Holz rausguckten. Einen guten Teil des plangeschliffenen Holzkitts, den ich in die tiefen Krater und Riefen gepackt hatte, bin ich so losgeworden, was aber visuell ein Vorteil ist (der Kitt hat halt nie ganz die richtige Farbe).

    Obwohl man bereits nach 2 Stunden schleifen und überlackieren kann, habe ich mir jeweils einen Tag Zeit gelassen und mit roten 120er und 180er Scheiben angeschliffen und mit besagtem Mirka-Pad bzw. mit Abrolon 180 die Vertiefungen angerauht, an die die Scheiben nicht rangekommen waren.

    Ab der zweiten Lackschicht habe ich grundsätzlich mit der Velourrolle gearbeitet, die deutlich weniger Blasen wirft. Bei der ersten Tischverlängerung habe ich mit unverdünntem Lack gearbeitet. Dabei war das Problem, daß einige Stellen saugfähiger als andere sind und die Farbe schon weggesaugt hatten, bevor ich mit der ganzen Platte fertig war. Ich habe beim Egalisieren die Rolle immer wieder nachgefeuchtet und so vielleicht insgesamt einen zu hohen Auftrag gehabt, denn an anderen Stellen hat sich die Farbe dann wieder zusammengezogen, d.h. es gab dort wieder dünnere Stellen (im Prinzip war es wie lokale Farbabstoßung durch Öl-/Wachsreste, nur daß ich mir sicher bin, daß die Stellen sauber waren).

    Bei der zweiten Verlängerung habe ich dann mit 5% Wasser gearbeitet und weniger dick aufgetragen und so eher trockene Stellen wegen hoher Saugwirkung riskiert. Bei der Hauptplatte sah die zweite Schicht dann am besten aus (eigentlich war es die dritte, aber ich denke, ich hatte die erste verfärbte komplett weggeschliffen).

    Nach der zweiten Schicht sahen alle Teile für jemanden, der weniger pingelig ist als ich, schon ziemlich passabel aus. Insbesondere das Aufrichten von Fasern und die damit verbundene Rauhigkeit sind bei der zweiten Schicht schon deutlich geringer.

    Die Verlängerungen haben mittlerweile ihre dritte Schicht, die ich sehr dünn und mit 5% Wasser gerollt hatte. Rauhigkeit ist kein Problem, allerdings gibt es bei schrägem Lichteinfall immer noch Stellen, die etwas weniger glänzen, vermutlich weil der Untergrund noch zu saugfähig war.

    Ich bin mir etwas unschlüssig, wie ich weiter vorgehen soll:
    - ein viertes Mal dünn überollen
    - dünn überspritzen
    - dünn mit einem lösemittelhaltigen 2k-Lack überspritzen (z.B. Antiscratch), in der Hoffnung, daß der nicht tief einzieht und deshalb schnell ausstinkt
    - bei den bislang drei Schichten belassen
    - bei den drei Schichte belassen, aber anschleifen

    Bereits nach einer Schicht sah die angeschliffene Oberfläche absolut super aus, matt, eher weißlich und fühlte sich samtig an. Der Schliff nach der zweiten Schicht sah noch etwas besser aus, aber beim nassen Abwischen des Staubs war klar, daß die angeschliffene Schicht porös ist, denn sie nahm Wasser auf und verfärbte sich für etwa 10 Minuten dunkel. Insofern ist mir nicht klar, wie robust eine solche Oberfläche auf einem Eßtisch wäre, wo sie immer wieder Wasser und Fett ausgesetzt ist.



    Ich habe mittlerweile ein paar Schubladenböden aus im letzten Jahr gekauftem Birken- und Buchensperrholz mit ein bzw. zwei Schichten Aquasoft seidenglänzend lackiert. Der Aufstelleffekt nach der ersten Schicht ist bei diesem frischen Holz noch viel stärker als bei dem alten Kieferntisch. Die zweite Schicht sieht schon recht ordentlich aus, aber es braucht wohl mindestens drei Schichten für eine gute Oberfläche.

    Interessanterweise gab eine Birkenplatte, die ich letztes Jahr schon mit einer Schicht Uni-Siegel behandelt hatte, bereits nach einer Schicht Aquasoft eine mustergültige Oberfläche. Die ganze Aufstell-/Rauhigkeitsproblematik entschärft sich also wohl mit einem Einlaßgrund. Ich bin mir nicht sicher, ob es einen geeigneten wasserbasierten Einlaßgrund gibt (tiefes Eindringen, kein Quellen/Aufrichten mehr bei nachfolgenden Wasserbehandlungen, große Härte des getränkten Holzes). Da man mit Einlaßgrund nicht staubfrei arbeiten muß, kann man die meisten Werkstücke natürlich draußen einlassen und erstmal auch dort ausstinken lassen. Clou Schnellschleifgrund (CN) ist erfahrungsgemäß nach drei Tagen geruchsneutral, allerdings härtet er das Holz nur wenig. Lösemittelbasierter PU-Lack (1k oder 2k) funktioniert prima, aber die von mir bislang benutzten Sorten (Uni-Siegel und Frankodur) riechen noch ca. zwei Wochen lang leicht.

    Ach ja, sowohl der Tisch als auch die Sperrholzplatten (letztere lagen auch mal einige Tage in der Sonne) zeigen keinerlei Tendenz zum Nachgilben, ganz im Gegensatz zu Uni-Siegel. Wer so richtig bleiches Birken- und Buchenholz nicht mag, muß beizen oder die Sachen vor der ersten Lackierung ein paar Tage in die Sonne legen.

    Die Anfeuerung durch Aquasoft ist ziemlich gut, aber nicht so gut wie bei Uni-Siegel im gleichen Glanzgrad (2 K Lösemittel-PU habe ich bislang noch nicht in matt verabeitet).

    Insgesamt bin ich begeistert. Endlich ein Lack, der hinsichtlich Härte und Oberflächenqualität an die lösemittelhaltigen PU-Lacke rankommt, aber mit etwas Lüftung in Wohnräumen verarbeitet werden kann! Und die Reinigung der Werkzeuge ist auch viel einfacher.
    Zuletzt geändert von capslock; 15.05.2007, 15:52.
  • Dudendrucker Dr. D.
    Registrierter Benutzer
    • 17.08.2003
    • 184

    #2
    Hallo capslock,

    weil ich derzeit nicht auf Lacksuche bin, habe ich Deinen ausführlichen Erfahrungsbericht nur überflogen (möglicherweise erweist er sich in der Zukunft einmal als hilfreich) und könnte deshalb übersehen haben, dass Du bereits selbst auf die folgenden zwei Punkte eingegangen bist:

    1) Eine wesentliche Eigenschaft von Tafellack ist natürlich seine feine Oberflächenrauhigkeit, die Kreideabrieb und -anhaftung garantiert. Dass andere, nicht speziell für diese Anwendung geschaffene Lacke sich auch nur bedingt als Malgrund eignen, kann ich mir nur schwer vorstellen. Vielleicht würde es aber helfen, die vollständig ausgehärtete Lackoberfläche sehr fein anzuschleifen.

    2) Möglicherweise wäre es sinnvoll, unterhalb der Malfläche eine Leiste anzubringen, die den herabfallenden Kreidestaub auffängt, der andernfalls auf das Parkett, dann an die Kinderschuhsohlen und letztlich als gerichtsverwertbarer Abdruck auf die dunkle Stoffcouch im Wohnzimmer gelangt.

    Gruß,
    Dudi

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    • LANDO
      Registrierter Benutzer
      • 10.12.2004
      • 2186

      #3
      Hallo

      Nein!


      Durch anschleifen verliert die Oberfläche sehr die Fähigkeit mit Kreide auf Ihr zur malen. Die Oberfläche besitzt nämlich spezielle Adhäsionskräfte.

      Entscheidend für die Eigenschaft von TafelLacken, ist das Auftragsverfahren. In der Regel Tauch- oder Spritzverfahren. Mit Rollen schlecht zu erreichen.

      MfG LANDO
      Musikzimmer:
      B&G Matrix Magnetostat, Studio1 plus aktiven Tiefton (jeweils 2 x GF200)
      Hörzimmer mit Solitude
      Heimkino 2 mit Beamer: 5mal Acoustic Research AR15 mit TL-Sub
      Reckhorn A 404

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      • capslock
        Registrierter Benutzer
        • 16.05.2003
        • 319

        #4
        Der Tafellack war gespritzt, trotzdem als Produkt einfach Mist, weil zu weich. Der stumpfmatte Überzug war gerollt und funktioniert zufriedenstellen. Mag sein, daß ich mit Spritzen eine noch rauhere Oberfläche hinbekommen hätte, aber dann hätte ich die Tür wieder vom Obergeschoß in den Keller tragen müssen, was dem Aussehen auch nicht zuträglich gewesen wäre.

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