{{{ 75 Jahre }}}
Dieser Beitrag soll Klarheit über den historischen Ursprung des Klangfilm Kugelwellentrichter /Spherical Wave Horn geben und die mathematischen Grundlagen bereitstellen.
Denn z.B. die Begriffe Kugelwellentrichter, Tractrix-Horn und Spherical Horn werden im Netz häufig aus Unkenntnis sehr unspezifisch benutzt, verwechselt oder falsch erläutert.
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Mit der Gründung der Klangfilm GmbH 1928 führten die Allgemeine Elektrizitäts-Gesellschaft (AEG) und die Siemens & Halske AG ihre Arbeiten und Erfahrungen in der Tonfilmtechnik zusammen. Zu den Schwerpunkten zählten Entwicklung, Herstellung und Vertrieb von Kino- und Tonfilmapparaturen. Im Rahmen der sogenannten "Telefunken-Transaktion" 1941 übernahm die Siemens & Halske AG die bisherigen Anteile von Telefunken und der AEG. /1/
In den Laboratorien der Klangfilm G.m.b.H. führten Arbeiten von Rösch zur Konstruktion des „Kugelwellentrichters“. Über diese Entwicklung hat Obering. H.Schmidt mit dem Beitrag
Über eine neuartige Lautsprecherkombination
Mitteilung aus dem Arbeitsgebiet der Klangfilm GmbH
in der Zeitschrift „Funk und Ton“ (1950 Nr.5, S.226 – 232) berichtet. In diesem Aufsatz wird erstmals der Begriff Kugelwellentrichter benutzt.
Dieser Artikel ist im Netz bei WWW.KLANGFILM.ORG im Verzeichnis „Magazines“ einsehbar (vier Doppelseiten). /2/
Die Firma Klangfilm hat diesen Trichter patentiert. In der Schweiz ist das Patent am 16. November 1949 eingereicht und am 31. Dezember 1951 mit
1) Patentschrift CH 279947
Lautsprecher mit Exponentialtrichter /16/
für die Klangfilm GmbH., Karlsruhe (Deutschland) eingetragen worden. Es ist beim Europäischen Patentamt abrufbar. /3/
Man findet es auch sowohl bei WWW.Klangfilm.org. /4/
als auch – sehr gut lesbar – im Lansing Heritage Forum (JBL-Forum), eingestellt 2008. /5/
Die Angabe „Priorität: Deutschland 27.Dezember 1948“ ließ mich recherchieren, und kürzlich (2015) fand ich dazugehörig eher zufällig zwei deutsche Patente, die beim Europäischen Patentamt abrufbar sind. Das ursprüngliche Patent, gültig ab Januar 1940, ist augenscheinlich 1939 eingereicht worden.
2) Patentschrift DE 952179
Lautsprechertrichter mit gekrümmtem Mantelkurvenverlauf /17/
für die Siemens & Halske Aktiengesellschaft, Berlin und München, wobei Friedrich Rösch, Berlin-Steglitz, als Erfinder genannt worden ist.
Das Patent ist im Gebiet der Bundesrepublik Deutschland vom 12. Januar 1940 an gültig. (Der Zeitraum vom 8. Mai1945 bis einschließlich 7. Mai 1950 wird auf die Patentdauer nicht angerechnet.) Die Patenterteilung wurde erst am 25. Oktober 1956 bekanntgemacht.
3) Patentschrift DE 955248
Verfahren zur Herstellung von Lautsprechertrichtern mit gekrümmten
Mantelkurvenverlauf /18/
für die Siemens & Halske Aktiengesellschaft, Berlin und München, wobei Friedrich Rösch, Heidelberg /Neckar, als Erfinder genannt worden ist.
Dieses Zusatzpatent ist im Gebiet der Bundesrepublik Deutschland vom 28. Dezember 1948 an gültig. Die Patenterteilung wurde erst am 13. Dezember 1956 bekanntgemacht.
Die genannten Zeitangaben stehen auf den Patenten. Wie man sieht ist durch die Kriegseinwirkung die Patentierung erst sehr spät öffentlich gemacht worden, obwohl das erste Patent fast zeitgleich mit dem Kriegsbeginn (1. September 1939) eingereicht worden sein muß.
Im Patent 2 wird dargelegt, dass man nicht von einer ebenen Wellenfront senkrecht zur Trichterachse ausgeht, sondern dass die Wellenfront als eine Kugelkalotte angenommen wird. Dabei wird der Radius konstant gelassen, und die Oberfläche wächst nach dem Exponentialgesetz. Die näheren Ausführungen sind im Wesentlichen verbal mit sehr wenig Mathematik.
Das Patent 3 bezieht sich auf das zweite und betrift in erster Linie die Berechnung solcher Trichter. Die Erfindung ist nicht auf Exponentialtrichter beschränkt, sie kommt auch bei solchen Trichtern in Betracht, die nach einem anderen Erweiterungsgesetz konstruiert sind.
In diesen Patenten wird keiner der Begriffe „Kugelwellentrichter“ oder „ Spherical Wave Horn“ verwendet. Bei der kommerziellen Beschreibung ihrer Lautsprechersysteme benutzt die Firma Klangfilm dagegen regelmäßig den Begriff Kugelwellentrichter, z.B /6/, und zusätzlich im Englischen den Ausdruck Spherical Wave Horn. /7/
Klangfilm hat nach dem Krieg für unterschiedlich große Kinos unterschiedliche Lautsprecher-Kombinationen vorgestellt. Ihnen ist gemeinsam, dass sie Zweiwege-Systeme mit einer Trennfrequenz von von 500 Hz sind und wenigstens einen Kugelwellentrichter mit Kompressionstreiber im oberen Frequenzbereich einsetzen. /8/
In dieser Liste /8/ von 1954 ist die riesige Euronor II nicht aufgeführt. /15/
Gemäß eines Beitrags von Volker Leiste im Filmvorführerforum wurde Klangfilm verkauft:
Siemens hat 1983 Namen und Warenzeichen "Klangfilm" an die Müncher Firma Kinoton verkauft, die dann ab 1984 auch den Service und die Ersatzteilversorgung für alte Klangfilmanlagen übernommen hat. Entsprechend ist ab diesem Zeitpunkt die Aktenlage im Siemens-Archiv "zu Ende". /9/
Hoerninger
Links in Posting #3
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