Gestern las ich den "Steppenwolf". Zum dritten Mal.... "Nur für Verrückte"... "Eintritt kostet den Verstand"... (man kennt es ja..)
Und dann dieses.
Zitat Anfang:
Es war ... ein Radioapparat...
In der Tat spuckte, zu meinem unbeschreiblichen Erstaunen und Entsetzen, der teuflische Bechtrichter nun alsbald jene Mischung von Bronchialschleim und zerkautem Gummi aus, welchen der Besitzer von Grammophonen und Abonnenten des Radios übereingekommen sind, Musik zu nennen, - und hinter den trüben Geschleime und Geckrächze war wahrhaftig, wie hinter dicken Schmutzkruste ein altes köstliches Bild, die edle Struktur dieser göttlichen Musik zu erkennen, die Königliche Aufbau, der kühle weite Atem, der satte breite Streicherklang.
„Mein Gott“, rief ich entsetzt, „was tun Sie Mozart? Ist es Ihr Ernst, daß Sie sich und mir diese Schweinerei antun? Daß Sie diesen scheußlichen Apparat auf uns loslassen, den Triumph unserer Zeit, ihre letzte siegreiche Waffe im Venichtungskampf gegen die Kunst? Muß das sein, Mozart?“
O wie lachte da der unheimliche Mann, wie lachte er kalt und geisterhaft, lautlos und doch alles durch sein Lachen zertrümmernd! Mit innigem Vergnügen sah er meinen Qualen zu, drehte an den verfluchten Schrauben, rückte am Bechtrichter. Lachen ließ er die entstellte, entseelte und vergiftete Musie weiter in den Raum sickern, lachten gab er mir Antwort.
„Bitte kein Pathos, Herr Nachbar! Haben Sie übrigens das Ritardando da betrachtet? Ein Einfall, hm? Ja, und nun lassen Sie einmal, Sie ungeduldiger Mensch, den Gedanken des Ritardando in sich hinein – hören Sie die Bässe?sie schreiten wie Götter – und lassen Sie diesen Einfall des alten Händel Ihr unruhiges Herz durchdringen und beruhigen! Hören Sie einmal, Sie Männlein, ohne Pathos und ohne Spott, hinter dem in der Tat hoffnungslos idiotischen Schleier dieses lächerlichen Apparates die ferne Gestalt dieser Göttermusik vorüberwandeln! Merken sie auf, es läßt sich etwas dabei lernen. Achten Sie darauf, wie diese irrsinnige Schallröhre scheinbar das Dümmste, Unnützeste und Verbotenste von der Welt tut und eine irgendwo gespielte Musik wahllos, dumm und roh, dazu jämmerlich entstellt, in einen fremden, nicht zu ihr gehörigen Raum hinein schmeißt – und wie sie dennoch den Urgeist dieser Musik nicht zerstören kann, sonder an ihr nur ihre eigene ratlose Technik und geistlose Betriebmacherei erweisen muß! Hören Sie gut zu, Männlein, es tut Ihnen Not! Also Ohren auf! Und nun hören Sie ja nicht bloß einen durch das Radio vergewaltigten Händel, der dennoch auf in dieser scheußlichsten Erscheinungsform noch göttlich ist, - Sie hören und sehen, Wertester, zugleich ein vortreffliches Gleichnis alles Lebens. Wenn Sie dem Radio zuhören, so hören und sehen Sie den Urkampf zwischen Idee und Erscheinung, zwischen Ewigkeit und Zeit, zwischen Göttlichem und Menschlichem....
Zitat Ende.
Kam mir interesant vor - Diskussionen, die in diesem Forum heute geführt werden wären ca. 70-80 Jahre alt...
Und dann dieses.
Zitat Anfang:
Es war ... ein Radioapparat...
In der Tat spuckte, zu meinem unbeschreiblichen Erstaunen und Entsetzen, der teuflische Bechtrichter nun alsbald jene Mischung von Bronchialschleim und zerkautem Gummi aus, welchen der Besitzer von Grammophonen und Abonnenten des Radios übereingekommen sind, Musik zu nennen, - und hinter den trüben Geschleime und Geckrächze war wahrhaftig, wie hinter dicken Schmutzkruste ein altes köstliches Bild, die edle Struktur dieser göttlichen Musik zu erkennen, die Königliche Aufbau, der kühle weite Atem, der satte breite Streicherklang.
„Mein Gott“, rief ich entsetzt, „was tun Sie Mozart? Ist es Ihr Ernst, daß Sie sich und mir diese Schweinerei antun? Daß Sie diesen scheußlichen Apparat auf uns loslassen, den Triumph unserer Zeit, ihre letzte siegreiche Waffe im Venichtungskampf gegen die Kunst? Muß das sein, Mozart?“
O wie lachte da der unheimliche Mann, wie lachte er kalt und geisterhaft, lautlos und doch alles durch sein Lachen zertrümmernd! Mit innigem Vergnügen sah er meinen Qualen zu, drehte an den verfluchten Schrauben, rückte am Bechtrichter. Lachen ließ er die entstellte, entseelte und vergiftete Musie weiter in den Raum sickern, lachten gab er mir Antwort.
„Bitte kein Pathos, Herr Nachbar! Haben Sie übrigens das Ritardando da betrachtet? Ein Einfall, hm? Ja, und nun lassen Sie einmal, Sie ungeduldiger Mensch, den Gedanken des Ritardando in sich hinein – hören Sie die Bässe?sie schreiten wie Götter – und lassen Sie diesen Einfall des alten Händel Ihr unruhiges Herz durchdringen und beruhigen! Hören Sie einmal, Sie Männlein, ohne Pathos und ohne Spott, hinter dem in der Tat hoffnungslos idiotischen Schleier dieses lächerlichen Apparates die ferne Gestalt dieser Göttermusik vorüberwandeln! Merken sie auf, es läßt sich etwas dabei lernen. Achten Sie darauf, wie diese irrsinnige Schallröhre scheinbar das Dümmste, Unnützeste und Verbotenste von der Welt tut und eine irgendwo gespielte Musik wahllos, dumm und roh, dazu jämmerlich entstellt, in einen fremden, nicht zu ihr gehörigen Raum hinein schmeißt – und wie sie dennoch den Urgeist dieser Musik nicht zerstören kann, sonder an ihr nur ihre eigene ratlose Technik und geistlose Betriebmacherei erweisen muß! Hören Sie gut zu, Männlein, es tut Ihnen Not! Also Ohren auf! Und nun hören Sie ja nicht bloß einen durch das Radio vergewaltigten Händel, der dennoch auf in dieser scheußlichsten Erscheinungsform noch göttlich ist, - Sie hören und sehen, Wertester, zugleich ein vortreffliches Gleichnis alles Lebens. Wenn Sie dem Radio zuhören, so hören und sehen Sie den Urkampf zwischen Idee und Erscheinung, zwischen Ewigkeit und Zeit, zwischen Göttlichem und Menschlichem....
Zitat Ende.
Kam mir interesant vor - Diskussionen, die in diesem Forum heute geführt werden wären ca. 70-80 Jahre alt...
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