Ich mache mal einen Parallelpost zu audioavid. Kann mich dunkel erinnern, daß hier mal ein paar Leute mit Tweeterbohren gespielt haben.
Ich habe ein paar OEM-Hochtöner von Audax aus einem Restposten in die Finger bekommen (Audax macht in Zukunft leider nur noch Autokram). Titan-Membran (die Textildinger von den normalen TM025 passen aber auch), unterhängte Spule, Neodym-Ringmagnet, Polkern und -platte aus Spezialstahl mit über 2.1 T Sättigung. Laut FE-Simulation ist das Feld im Spalt sehr symmetrisch. Kupferkapsel gibt es nicht, aber das Eisen ist bestimmt in Sättigung (unglaublich starkes Streufeld), so daß die wohl auch nichts bringen würde.
Ziemlich vermurkst ist hingegen das Kammerdesign. Es gibt eine 9 mm starke und 15 mm lange Bohrung, wobei oberes und unteres Drittel gut verrundet sind. Auf der Rückseite des Magnetssystems sitzt ein Kühlkörper, der gleichzeitig Kammer sein soll. Tatsächlich hat das Kämmerchen rund 40 mm Durchmesser, ist aber nur ca. 1 mm tief. Darin liegt eine einzelne Lage Baumwollflies. Die Bohrung selbst ist vollkommen unbedämpft.
Die Impedanzmessung zeigt ein sauberes Maximum bei 1,3 kHz und jede Menge Resos drüber. Mit einem bißchen lockerer Watte in der Bohrung ist das Problem gelöst. Soweit ok, aber ich hätte wegen des Phasenverhaltens gerne eine tiefere Resonanzfrequenz, auch wenn ich nicht unbedingt unter 1,8 kHz trennen würde. Gut, bei rein aktiver Beschaltung könnte ich einen Linkwitztransformator drauf loslassen. Dennoch gibt es Schallanteile unterhalb der mechanischen Reso, und das muß nicht sein.
Also Kühlkörper entfernt, Flies draufgelassen: wunderschöne Reso bei 750 Hz und ein zweites Maximum bei 1,9 kHz. Erster Gedanke: Die 750 Hz ist die Eigenfrequenz der Spule, wenn die Luftkammer durch Entfernen des Kühlkörpers größer wird und die 1,9 kHz sind eine Schwingung des hinten offenen Kanals. Mit 2 cm von Membran bis zu rückwärtiger Öffnung und einer lambda/4-Reso würde ich was bei 4,3 kHz erwarten, kann also nicht sein.
Dann habe ich mit verschiedenen Dammstoffen (Watte, Glaswolle, Latexschaum) in verschiedenen Packungsdichten und an verschiedenen Stellen des Kanals gespielt, außerdem verschieden große und verschieden gedämmte Kammern am Ende des Kanals ausprobiert. Ergebnis war immer gleich: jedwedes Dämmmaterial im Kanal oder in der Kammer dämpft primar die 750 Hz, die 1,9 kHz verschieben sich minimal und schrumpfen viel weniger. Dämmt man nur in der Kammer und läßt den Kanal offen, kommen zusätzlich die Hohlraumresonanzen, die der ursprüngliche Hochtöner hatte. Hat man hingegen eine sehr starke Dämpfung auf dem Ende der Bohrung (Lärmstopp-Stöpsel oder stark komprimierte Glaswolle), vereinigen sich die Peaks wieder zu einem einzigen bei 1,3 kHz. Nehme ich die weicher aufgehängte Textilmembran eines TM025A0, bekomme ich eine Reso bei 350 Hz und den Sekundärpeak bei 1,6 kHz. Wieder kann ich nur die Grundresonanz bedämpfen.
Was geht hier vor? Wenn mir klar wäre, wo der zweite Peak herkommt, wüßte ich vieleicht auch, was ich dagegen tun kann. Meine Vorstellung war eine Weile, daß der Originalzustand bzw. die Version mit stark bedämpften Ende eine geschlossene Box darstellen und die Version ohne oder mit großer Kammer eine art Bassreflex-Konfiguration. Nur müßten dann ja die 750 Hz die Reflexrohr-Reso sein und die 1,9 kHz die Membran/Kammerresonanz. Vorstellbar ist es, wenn nur noch der Bereich vor dem Loch als Volumen dient. Ich habe dann nochmal verstärkt mit Zeug im vorderen Teil der Bohrung bzw. sogar vor der vorderen Öffnung gespielt, aber die 1,9 kHz blieben davon ziemlich unbeeindruckt. Außerdem sind Rohrvolumen und Durchmesser schon ähnlich groß wie die "Box", was auch nicht so richtig den BR-Fall widerspiegelt.
Ich habe gesehen, daß viele Kammerdesigns, z.B. von Seas, Morel und Tang Band das Problem auch haben (manchmal notdürftig mit Ferrofluid kaschiert). Die höhere Reso ist manchmal im Frequenzgang erkennbar, manchmal nicht. Andererseits scheinen Vifa und Scan es ja hinzubekommen. Was ist der Trick? Die sich verjüngende Spitze, die in die Bohrung reinragt? Spezielle Abstimmung des Kammervolumens?
Gruß,
Eric
Ich habe ein paar OEM-Hochtöner von Audax aus einem Restposten in die Finger bekommen (Audax macht in Zukunft leider nur noch Autokram). Titan-Membran (die Textildinger von den normalen TM025 passen aber auch), unterhängte Spule, Neodym-Ringmagnet, Polkern und -platte aus Spezialstahl mit über 2.1 T Sättigung. Laut FE-Simulation ist das Feld im Spalt sehr symmetrisch. Kupferkapsel gibt es nicht, aber das Eisen ist bestimmt in Sättigung (unglaublich starkes Streufeld), so daß die wohl auch nichts bringen würde.
Ziemlich vermurkst ist hingegen das Kammerdesign. Es gibt eine 9 mm starke und 15 mm lange Bohrung, wobei oberes und unteres Drittel gut verrundet sind. Auf der Rückseite des Magnetssystems sitzt ein Kühlkörper, der gleichzeitig Kammer sein soll. Tatsächlich hat das Kämmerchen rund 40 mm Durchmesser, ist aber nur ca. 1 mm tief. Darin liegt eine einzelne Lage Baumwollflies. Die Bohrung selbst ist vollkommen unbedämpft.
Die Impedanzmessung zeigt ein sauberes Maximum bei 1,3 kHz und jede Menge Resos drüber. Mit einem bißchen lockerer Watte in der Bohrung ist das Problem gelöst. Soweit ok, aber ich hätte wegen des Phasenverhaltens gerne eine tiefere Resonanzfrequenz, auch wenn ich nicht unbedingt unter 1,8 kHz trennen würde. Gut, bei rein aktiver Beschaltung könnte ich einen Linkwitztransformator drauf loslassen. Dennoch gibt es Schallanteile unterhalb der mechanischen Reso, und das muß nicht sein.
Also Kühlkörper entfernt, Flies draufgelassen: wunderschöne Reso bei 750 Hz und ein zweites Maximum bei 1,9 kHz. Erster Gedanke: Die 750 Hz ist die Eigenfrequenz der Spule, wenn die Luftkammer durch Entfernen des Kühlkörpers größer wird und die 1,9 kHz sind eine Schwingung des hinten offenen Kanals. Mit 2 cm von Membran bis zu rückwärtiger Öffnung und einer lambda/4-Reso würde ich was bei 4,3 kHz erwarten, kann also nicht sein.
Dann habe ich mit verschiedenen Dammstoffen (Watte, Glaswolle, Latexschaum) in verschiedenen Packungsdichten und an verschiedenen Stellen des Kanals gespielt, außerdem verschieden große und verschieden gedämmte Kammern am Ende des Kanals ausprobiert. Ergebnis war immer gleich: jedwedes Dämmmaterial im Kanal oder in der Kammer dämpft primar die 750 Hz, die 1,9 kHz verschieben sich minimal und schrumpfen viel weniger. Dämmt man nur in der Kammer und läßt den Kanal offen, kommen zusätzlich die Hohlraumresonanzen, die der ursprüngliche Hochtöner hatte. Hat man hingegen eine sehr starke Dämpfung auf dem Ende der Bohrung (Lärmstopp-Stöpsel oder stark komprimierte Glaswolle), vereinigen sich die Peaks wieder zu einem einzigen bei 1,3 kHz. Nehme ich die weicher aufgehängte Textilmembran eines TM025A0, bekomme ich eine Reso bei 350 Hz und den Sekundärpeak bei 1,6 kHz. Wieder kann ich nur die Grundresonanz bedämpfen.
Was geht hier vor? Wenn mir klar wäre, wo der zweite Peak herkommt, wüßte ich vieleicht auch, was ich dagegen tun kann. Meine Vorstellung war eine Weile, daß der Originalzustand bzw. die Version mit stark bedämpften Ende eine geschlossene Box darstellen und die Version ohne oder mit großer Kammer eine art Bassreflex-Konfiguration. Nur müßten dann ja die 750 Hz die Reflexrohr-Reso sein und die 1,9 kHz die Membran/Kammerresonanz. Vorstellbar ist es, wenn nur noch der Bereich vor dem Loch als Volumen dient. Ich habe dann nochmal verstärkt mit Zeug im vorderen Teil der Bohrung bzw. sogar vor der vorderen Öffnung gespielt, aber die 1,9 kHz blieben davon ziemlich unbeeindruckt. Außerdem sind Rohrvolumen und Durchmesser schon ähnlich groß wie die "Box", was auch nicht so richtig den BR-Fall widerspiegelt.
Ich habe gesehen, daß viele Kammerdesigns, z.B. von Seas, Morel und Tang Band das Problem auch haben (manchmal notdürftig mit Ferrofluid kaschiert). Die höhere Reso ist manchmal im Frequenzgang erkennbar, manchmal nicht. Andererseits scheinen Vifa und Scan es ja hinzubekommen. Was ist der Trick? Die sich verjüngende Spitze, die in die Bohrung reinragt? Spezielle Abstimmung des Kammervolumens?
Gruß,
Eric
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