Ankündigung

Einklappen
Keine Ankündigung bisher.

@Visaton: Chassiskonstruktion

Einklappen
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge
  • megaholli
    Registrierter Benutzer
    • 17.04.2002
    • 88

    @Visaton: Chassiskonstruktion

    Ich frage mich gerade anlässlich der Diskussion um ein passendes B 200 Gehäuse, wie Chassis eigentlich entwickelt werden.
    Hat man bestimmte Thiele Small Parameter als Ziel, auf die man hinarbeitet oder konstruiert man einfach und schaut was hinten rauskommt.
    Ich wundere mich nur etwas, daß Visaton den B 200 neu entwickelt und jetzt mühselig versucht ein passendes Gehäuse zu entwerfen.

    Vielleicht bin ich ja zu naiv, aber sollte es nicht einfacher sein, wenn man einen bestimmten Einsatzbereich vor Augen hat, daß man versucht, das Chassis passend dazu zu entwickeln?

    Bitte dieses nicht als Kritik verstehen, ich habe von Boxen/Chassisentwicklung keine Ahnung, deshalb frage ich ja.

    Gruß, Holger
  • VISATON
    Administrator
    • 30.09.2000
    • 4490

    #2
    Diese Fragen drängen sich förmlich auf und ich hatte schon vor, etwas zur Entwicklungsgschichte des B 200 zu sagen.

    In der Regel haben wir die Daten eines zu entwickelnden Chassis vorher recht gut festgelegt und versuchen, diese so genau wie möglich zu realisieren. Beim B 200 war es etwas anders. Hier hatten wir aus Mangel an Erfahrung nur etwas diffuse Vorstellungen:

    - hoher Wirkungsgrad
    - viel besserer Frequenzgang als die teilweise schlimmen "Gurken", die zu horrenden Preisen gehandelt werden
    - hohe obere Grenzfrequenz, damit wirklich kein Hochtöner nötig ist

    Bald merkten wir, dass eine resonanzarme Membran mit einem gleichmäßig verlaufenden Frequenzgang nur mit einer kleinen Spule (Durchmesser 25 mm) zu erreichen ist. Damit war auch eine gute Hochtonwiedergabe möglich. Um die Höhen immer weiter zu verbessern, wählten wir die sogenannte Unterhangspule: Die Wickelhöhe ist wesentlich geringer als die Polplatte (4 mm zu 8 mm). D.h., die Spule bewegt sich immer im völlig linearen Feld des Luftspaltes. Gleichzeitig ist die bewegte Masse der Schwingspule sehr gering. Bei 10 kHz und darüber schwingt nur noch die Spule und die Staubschutzkalotte. Die Kunst besteht darin, alle "Zutaten" so zu wählen, dass der Übergang der unterschiedlichen Frequenzbereiche möglichst nahtlos gelingt.

    Eine so kleine Spule hat allerdings nur wenig Windungen im Luftspalt. Daher ist das B x L - Produkt nur klein (Magnetfeld x Windungslänge) und damit auch der Qte-Faktor. Der Wirkungsgrad allerdings ist wegen der geringen Membran- und Spulenmasse hoch, wie es angestrebt wurde. Wir hatten also ein Chassis, das uns klanglich sehr überzeugt hat. Nur mussten wir die ausgetretenen Wege der üblichen Gehäusekonstruktionen verlassen und nach Alternativen suchen. Das finde ich reizvoll, denn ich kann den Dogmatismus, den es auch beim Boxenbau gibt, nicht leiden. Warum soll man nicht mal versuchen, eine geschlossene oder BR-Box mit Treibern mit hohem Q-Faktor zu bauen? Das Ergebnis ist wichtig und nicht das, was die klugen Leute ständig predigen. Sie haben zwar meistens Recht, aber eben nicht immer. Für mich ist die Sache mit dem Horn und den geforderten niedrigen Q-Faktoren auch noch nicht ganz geklärt. Ich diskutiere zur Zeit mit einem Hornspezialisten dieses Thema.

    Interessant ist, dass das akustische Ergebnis des B 200 dem der uralten Grundig-Breitbändern ähnelt. Soweit ich weiß, gehörten diese damals zu den besten ihrer Art. B. Timmermanns hat mir seine Messungen alter Breitbänder gezeigt. Nur die Höhenwiedergabe des B 200 ist messtechnisch noch wesentlich besser.

    Admin
    Admin

    Kommentar

    • Mr.E
      Registrierter Benutzer
      • 02.10.2002
      • 5316

      #3
      Ich finde den B 200 zunehmend interessanter. Vor allem nach diesem Beitrag. Da kommt mal frischer Wind auf.
      Nicht das mir der "alte" nicht gefallen würde, aber der Einblick in den Visatonschen Alltag finde ich enorm und sehr gut.

      Kommentar

      Lädt...
      X