Chassisqualität Nobelhersteller

[powerear]

Hallo,

als langjähriger Visatonkunde lese ich in letzter Zeit immer mehr über Accuton.
Die Chassis werden ZB in der Isophon Arraba oder bei Marten verbaut sind aber "etwas" teuer.

Mich würde mal interessieren, was man im Vergleich zu den höherwertigen Visatonchassis bekommt. Sind solch teuren Chassis wirklich "besser" oder tut sich da nicht viel. Es gibt ja auch viele Hersteller, die mit günstigerern Chassis im High-End Bereich anbieten zB Canton. Ist es mehr das Gesamtkonzept und sind dann die Chassis, ab einer entsprechenden Qualitätsklasse zweitrangig?
Was meint ihr?

Viele Grüße

PE

[Hiege]

Auch wenn das jetzt ein bisschen Religös klingt, ist meiner Meinung nach das ganze nur so gut wie das schwächste Glied.
Aber das Gesamtkonzept ist das wichtigste würde sagen das macht so 65% aus die restlichen 35% sind die Chassis und das Boxengehäuse.
Aber auf diese Frage wird es sicher keine eindeutige Antwort geben, weil es halt keine Normen gibt was nun wie wichtig ist um einen guten Lautsprecher zu bekommen.

[walwal]

Oberhalb der Chassis in deinen Boxen sind "bessere" Chassis vieleicht messtechnisch aber m. M. nach nicht mehr hörbar besser. Wie schon hier beantwortet, ist das Gesamtkonzept von größerem Einfluss. Und (Überraschung) die Raumakustik und richtige Aufstellung.

[Pansen]

Ich glaube, es verhält sich mit den Chassis wie mit der Elektronik. Ab einer gewissen Preisklasse sind die Unterschiede gering bis nicht vorhanden. Bei den Chassis muss natürlich berücksichtigt werden, ob sie richtig eingesetzt werden.

Vorher gibt es andere Baustellen, wie Raumakustik.

[MjoIIniR]

Das ist wohl ähnlich wie bei Nobelkarossen. Irgendwann ist der Mehrpreis nicht gleich Mehrleistung sondern edlere Materialien (bei Chassis dann so was wie Wurzelholz-Phaseplugs und Bananenfaser-Membran)

[jama]

(bei Chassis dann so was wie Wurzelholz-Phaseplugs und Bananenfaser-Membran)

etwas unlogich,hat visaton nicht eine keramik kalotte?...

das erinnert mich immer an "den fuchs und die trauben" von LA FONTAINE...

[andik]

Hm, an und für sich eine einfache Antwort:
Eine Concorde kostet als Bausatz glaube ich um die 1500Euro, wenn Du jetzt eine Fertigbox für beispielsweise 15000Euro dagegenhälst, glaubst Du wirklich die Fertigbox klingt 10mal besser als die Bausatz-Coni, nur weil sie 10mal so teuer ist?
Ein gutes Beispiel ist auch das TL16H, da gibts von einem anderen Hersteller, keinen Namen, aber das was beim TL16H vorne silber ist ist bei dem Hersteller gold, das TL16H kostet 1/4 des des anderen Herstellers, die Messdaten des anderen Herstellers sind auch nicht besser. Für sowas gibts die Bezeichung Preis/Leistung.

Zum anderen, Visaton entwickelt ebenfalls fähige Boxen und bietet diese als Bausatz zum günstigen Nachbau an, Fertighersteller lassen sich zum Teil neben den Chassis- und Industriebaukosten die Entwicklung teuer bezahlen, was bei Visaton quasi Kostenlos zu bekommen ist. Man muss neben dem Lautsprechergesamtkonzept auch das Wirtschaftliche sehen, dann relativiert sich vieles. Wie war das mit der Box beim MM für 12000Euro das Stück? Ein TIW250 und 2Thiel Chassis im Granitgehäuse ohne Gehrungsschnitte?

[DerAlteDachs]

Thiel/Accuton ist seit einigen Jahren einfach die "It"-Marke, was Lautsprecher angeht ... manchmal fragt man sich ja schon wo die ganzen Dinger herkommen, da deren Membran-Herstellung ja doch angeblich recht zeitintensiv sein soll.

Klanglich würde ich das ganze wie immer als sehr Konzept-abhängig ansehen.
Ich hab schon Boxen mit kompletter Thiel-Bestückung gehört die richtig gut waren (Isophon Cassiano/ K&T MiniTS) oder die eher nicht so ganz meine Erwartungen an einen guten Lautsprecher erfüllten (Marten/Pue Dynamics etc). Die Hochtöner können exzellent klingen wie bei der Brocksieper Arabeske, aber auch ziemlich schneidend-scharf .... ist also immer eine Frage, was der Entwickler aus den Zutaten macht.

@PE:
Wenn du dir ThielGeschichten mal anhören willst würde ich mal bei SpeakerHeaven in Duisburg nachfragen ... die haben doch einiges mit den KeramikTreibern im Portfolio ... selber hören ist doch immer noch am besten !

[angelralle]

jdas erinnert mich immer an "den fuchs und die trauben" von LA FONTAINE...

Äsop

[raphael]

Herrlich, schon wieder so eine lustige Stammtischdiskussion über die völlig überteuerten High-End-Hersteller.
Dabei ist die Ausgangsfrage schon eine Verkürzung der Realität indem ausschließlich auf das verwendete Material aufgesetzt wird und ich sehe schon jetzt Kommentare, die sich darüber aufregen, daß die Box 10mal so teuer wie der Chassispreis ist.
Dabei werden drei Punkte gerne ignoriert:
1) Oft sind das keine Serienchassis, sondern Modifikationen der Serienproduktion.
2) Die Materialkosten machen vielleicht 10%, wenn nicht weniger der Herstellungskosten aus. Mehr als zwei Drittel der Kosten sind Personalkosten samt Lohnnebenkosten etc., angefangen beim einfachen tarifvertraglich abgesichertem Lagerarbeiter bis hin zum außertariflich angestelltem Entwicklungsingenieur und schließlich noch die gesamte Verkaufs- und Marketingabteilung. Jeder der sich über den hohen Preis einer in Deutschland gefertigten Box oder Elektronik aufregt, lustig macht oder kritisiert, sollte mal darüber nachdenken, ob er als Hersteller bereit wäre, die Box für 1Eur Stundenlohn zu entwickeln und zu bauen ohne einen abderen Beruf auszuüben.
3) In bestimmten Klassen verkauft sich ein Produkt einfach besser, wenn es 1000Eur teurer ist. Kein Witz. Es geht hier auch um Prestige der Käufer.

Raphael

[fabi]

Es gibt einige Kritierien an Lautsprecherchassis, die je nach Konzept der Kombination erfüllt sein müssen. Egal ob Tief-, Mittel,- oder Hochtöner

- maximaler Hub damit auch Maximalpegel
- sinnvolle Parameter fürs Gegebene Gehäuse / Antrieb / Wirkungsgrad
- mögliche Trennfrequenzen / Bandpassverhalten
- Ausschwingverhalten
- Größe / Bündelung

Wenn diese Parameter jeweils günstig zueinander gewählt sind, wird auch eine "gute" Lautsprecherbox herauskommen. Ganz egal ob die einzelnen Komponenten jeweils 5€ kosten oder 500€.

Die Wahl des Konzepts richtet sich jetzt nach dem geforderten Maximalpegel (PA) oder nach der gewünschten Klangniveau (Hifi). Beides verläuft nach den Regeln des begrenzten Wachstums: Anfangs erreicht man mit sehr kleinen Änderungen der Einangsbedingungen große Änderungen des Ergebnisses, ab einem bestimmten Niveau ist dann fast schon egal was man einsetzt, das Endergebnis ist immer so gut, dass die Anforderungen erfüllt werden. Dann ist man wirklich bei der vielzitierten Geschmackssache.

Nobelhersteller müssen also nicht zwangsläufig sehr gute Chassis einsetzen. Oft geht es offensichtlich nicht um technisch ausgezeichnete Ergebnisse (sonst würde man viel mehr Schallführungen sehen), sondern andere Kriterien treten in den Vordergrund: Hochwertige Gehäuse mit tollem Finish, besondere Membranmaterialien als Kaufanreiz, ausgefallenes Design. Selbstverständlich können am Ende trotzdem "ganz gute" Lautsprecherboxen herauskommen, auch wenn die Bestückung beim Einkauf in größeren Mengen kaum 20€ kostet.

Grüße!

[Frank]

http://de.wikipedia.org/wiki/Nutzenfunktion

Alles andere ist Marketing. Es ist ja nicht so, als hätte Visaton nicht merhfach in den letzten Jahrzehnten Fertigboxenauf den Markt gebracht. Etablieren konnte man sich aber nicht. Da wohl eher nicht davon auszugehen ist, dass bei Visaton kein Geld für das entsprechende Marketing vorhanden wäre, setzt man dort scheinbar den Schwerpunkt anders.

[pico]

Hi,

Accuton-Chassis sind in der Regel gut+ bis sehr gut+. Keramik im Mittel- und Hochtonbereich mag ja noch Vorteile gegenüber anderen Hartmembranen haben, aber im Bassbereich < 500 Hz ist das unnötig.

AL130 und AL170 sind z.B. auch sehr gut kosten aber weniger als die Hälfte.

Und die KE25SC ist sowieso die Beste ;-)