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Kann man "Klang" messen!

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  • monoton
    Registrierter Benutzer
    • 05.04.2004
    • 1085

    #16
    Original geschrieben von raphael
    Es fehlt der Parameter Raum, den kannst Du nicht beeinflussen.
    Nehmen wir mal an, Du nimmst tatsächlich Beethovens 5. auf und könntest einen Lautsprecher bauen, der diese in dergleichen Konzerthalle absolut gleich anhört, wird sich das im heimischen Wohnzimmer anders anhören, wenn Du den Lautsprecher dann dorthin verfrachtest. Ebenso wenn Du eine Lautsprecher von einem Wohnzimmer in ein anderes Wohnzimmer verfrachtest.

    Raphael
    Irgendso ein Raum könnte zu 90% bei guten Lautsprechern ausgeschaltet werden technisch mittlerweile. Ich schreibe "kann" - praktisch ist es schwer machbar. Google-Stichwort: "Wellenfeldsynthese" - praktische Anwendung: "Fraunhofer Iosono". Leider ist oben und unten da immer noch nicht richtig berücksichtigt worden. Aber Raumeinflüsse werden zumindest stark reduziert gegenüber früheren Versuchen der Stereophonie.

    Aber Lautsprecher-bedingte, Mikrofontechnik-bedingte, Wiedergabenkette-bedingte Fehler können auch nur minimiert werden. Und was machen die aus war ja die Frage hauptsächlich.

    Gruß,
    monoton

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    • raphael
      Registrierter Benutzer
      • 10.05.2001
      • 3490

      #17
      Was das Frauenhofer Institut da macht, ist was ganz anderes. haste das schonmal in Aktion erlebt? Das hat sogut wie garnichts mehr mit HiFi-Lautsprechern zu tun. Wenn man mit den Entwicklern dort spricht, dann wird klar, daß die eher Kinos im Auge hatten.
      Wenn Du aber auf die Raumkorrektur hinuas willst, das geht bedingt in gewissen Grenzen. Allerdings muß hier gesagt werden, daß soetwas schonmal in dr HighEnd-Ecke angeboten worden ist, sich aber nicht durchgesetzt hat. Das ist hier aber nicht das Thema (also die Raumkorrektur).

      Raphael
      There are 10 types of people: Those that understand Binary and those that don't.

      T+A SACD 1245R, Sony DVP-NS305, AppleTV (2G), Marantz SR5200,
      2x Pass Aleph-X 70W (DIY)
      LS mit Visaton:
      RiPol (2xTIW400)
      Nothung (2x W170S+CD-Horn, vollaktiver Lautsprecher)
      Troll (W100S+KTN25F Koaxlautsprecher)

      Kommentar

      • Farad
        Registrierter Benutzer
        • 09.09.2001
        • 5775

        #18
        Hallo.

        Im Moment habe ich sehr wenig "freie Zeit" und will daher nur ganz kurz auf das Thema "Kann man Klang messen!" eingehen, obwohl ich auch schon im Hifi-Forum beim durchlesen des Threads schwer schmunzeln mußte. Ohne große Versprechungen zu machen, will ich kurz anreissen, was derzeit etwa "Stand der Technik" ist.

        Verzerrungsfreie Aufzeichnung ist praktisch nicht möglich und auch keinesfalls gewünscht. Man muß jegliche Art der Aufzeichnung als Kunstwerk der Toningenieurs anerkennen. Eine CD ist NICHT die ideale Aufzeichnung des Originalschalls, sondern ein eigenes Kunstwerk, das die Live-Darbietung interpretiert. Wenn dies verstanden ist, kann man weiter über "Wiedergabe" reden. "Wiedergabe" ist dann nichts weiter, als die akustische Weiterführung der elektrischen Kettenglieder einer Nachrichtenkette. Eine Lautsprecherbox soll folglich nichts weiter machen, als die unverzerrte Wiedergabe der ankommenden elektrischen Signale. Ist der Schall erstmal von der Lautsprecherbox emittiert, hat sie selbst keinen Einfluß mehr darauf, was der Hörraum oder das Ohr daraus macht. Nur in Extremfällen ("Gegenschall", DBA) kann eine zweite Schallquelle das Signal noch beeinflussen.

        Um die Wiedergabe einer Lautsprecherbox zu bewerten, werden mehrere Kriterien bewertet:

        - Impulsantwort auf Achse (komplexer Frequenzgang, Sprungantwort, alles dasselbe)
        - Bündelung in Horizontaler- und Vertikaler Ebene (Energiefrequenzgang)
        - Verzerrungen (über Frequenz und Pegel)

        Durch digitale FIR-Filter ist es im reflexionsarmen Raum relativ einfach möglich, Lautsprecherboxen unterhalb der wahrnehmbaren Verzerrungsgrenze auf gleichen Frequenzgang zu entzerren. Entgegen landläufiger Meinung klingen die verglichenen Boxen NICHT gleich. Grund dafür ist die unterschiedliche Ausbreitung der Wanderwelle im Ohr selbst. Auch die ankommende Wellenfront am Ohr ist bereits unterschiedlich geformt. Ein einzelnes Meßmikrofon kann dies nicht erfassen. Tauscht man bei großem Meßabstand hingegen das Mikrofon durch einen Kunstkopf und entzerrt auf die in den Ohrmuscheln ankommenden Frequenzgänge, sind die auch Lautsprecherboxen mit sehr unterschiedlichen Konzepten (und sonst unkritischen Kriterien) nichtmehr zu unterschieden.

        Diese Erkenntnis ist sehr wichtig! Hier liegen die eigentlichen Klangunterschiede verschiedener Boxenkonzepte. Die Wellenform eines Line-Arrays wird selbst bei gleichem Frequenzgang und gleichem Isobarendiagrammen stets anders geformt sein, als die Wellenfront, die von einer 2m hohen 5-Wege Box oder einem Koinzidenzschallwandler abgestrahlt wird.

        Um die Wiedergabekette im elektroakustischen Sinne weiterzuführen, bedarf es also sowohl einem frequenzneutral absorbierenden Raum, also auch einem frequenzneutral abstrahlendem Lautsprecher mit geringen Phasenverzerrungen und linearem Freifeldfrequenzgang. Ein Lautsprecher die diese Anforderungen in ausreichendem Maße erfüllt wird NICHT "klingen", sondern lediglich das wiedergeben, was auf der CD (oder einem sonstigen Medium) bereits vorhanden ist.

        Der Meinung, dass das menschliche Ohr ein "Meßwerkzeug" ist, widerspreche ich entscheidend. Hat man NICHT die Fähigkeit absolute dB-Angaben zur Dämpfung oder Anhebung einer einzelnen Frequenz zu geben, kann das Ohr auch nicht als Meßwerkzeug dienen. Mein Ohr (und auch dies der meisten anderern Hörerer) ist vielmehr ein Prüfwerkzeug. Man hört eine bekannte Aufnahme über eine Anlage an und entscheidet, ob der Klangeindruck dem entspricht, was man von der Aufnahme ERWARTET.

        Die Erfahrung zeigt, dass sehr gut ausentwickelte Lautsprecherboxen (mit dem entsprechenden Controllersetup) so klingen, wie man es von ihnen erwartet, und folglich als "gut" empfunden werden. Für Beschallungsanlagen oder Hifi-Boxen für gehobene Lautsärke gilt ausserdem, dass sie diesen Klangeindruck für hohe Schalldruckpegel aufrecht erhalten. Eine "gute" Anlage wird beim Verstellen des Lautstärkestellers einfach lauter oder leiser, verändert ihren Klang aber nicht.

        Eine andere wichtige Komponente ist, dass unser Ohr trotz aller "Grenzwerte" auf alle alle Parameter sehr dynamisch reagiert. 3% K3 sind eben beispielsweise nicht immer das gleiche. In der Summe machen all die "unkritischen" Parameter (Ausschwingverhalten, lineare und nichtlineare Verzerrungen usw) dann doch einen gewissen Anteil am "Eigenklang" der Box selbst aus.

        Richtig ist, wie bereits oft bemerkt, dass der Hörraum selbst einen hohen Anteil am Gehörten hat. Er darf aber keineswegs als "Entschuldigung" für schlechte Lautsprecherboxen herhalten. Man kann zwar für einen Raum besser und schlechter geeignete Boxen auswählen, an der Qualität der Boxen selbst ändert dies jedoch nichts.

        "Kann man 'Klang' messen!"? Im Prinzip ja. Die Messung ist jedoch sehr aufwendig (Kunstkopf) und die Ergebnisse sind sehr, sehr schwer interpretierbar. Deutlich einfacher ist es, den Klang im vorneherein auf ein Minimum zu reduzieren und somit einen "unauffälligen" Lautsprecher zu "designen". Schafft man es nun noch, die Einzelschallquellen der oft eingesetzten Mehrwegboxen so dicht aneinanderzupacken, dass sie das Ohr nichtmehr als diskrete Schallquellen wahrnimmt, den komplexen Frequenzgang und das Abstrahlverhalten zu optimieren und die nichtlinearen Verzerrungen klein zu halten, hat man die größten Fehler vermieden.

        gruß, farad

        PS: Selbstverständlich sind "individuelle Klangvorstellungen" Geschmacksache. Sie sollen aber nicht zur Kaschierung schlechter ELA herangezogen werden! Für den eigenen Geschmack ist durch feinfühlig eingesetzte Equalizer jeglicher Art und die Auswahl der Aufnahmen genügend Platz.
        Zuletzt geändert von Farad; 01.12.2006, 03:18.

        Kommentar

        • walwal
          Registrierter Benutzer
          • 08.01.2003
          • 27980

          #19
          Farad, Du hast ja fleißig die Doktorarbeit gelesen...Brav
          „Audiophile verwenden ihre Geräte nicht, um Ihre Musik zu hören. Audiophile verwenden Ihre Musik, um ihre Geräte zu hören.“

          Alan Parsons

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