Hallo,
ich möchte euch eine neue Art der Klirrfaktordarstellung vorstellen und eure Meinung dazu hören.
Um die Diagramme richtig lesen und interpretieren zu können, braucht man als allererstes - wie auch beim Isobarendiagramm - einen (kalibrierten) Frequenzgang auf Achse. Man weiß jetzt, wie laut ein einzelner Sinuston bei 2,83V Klemmenspannung wiedergegeben wird.
Gemessen wurde eine Lautsprecherbox einer sehr billigen Kompaktanlage mit etwa 10W Belastbarkeit. (Herstellerangabe) Die Messung ist zwar kalibriert, wurde aber im Wohnraum und mit etwas weniger als 1m durchgeführt. Darum geht es aber jetzt ja nicht.
Im Folgenden gibt es ein Diagramm für K2 und ein Diagramm für K3. Die beiden Faktoren werden vollkommen getrennt voneinander betrachtet. Das ist sinnvoll, weil der jeweils hervorgerufene Höreindruck stark varriiert. Auch ich wiederhole die Fachliteratur: K2 wird angeblich eher angenehm wahrgenommen, K3 eher als unangenehm, im Sinne von Hi-Fi sind natürlich beide "böse".
Das besondere an der Darstellung ist nun, dass die Informationsdichte erheblich größer ist, als man es von Klirrdiagrammen gewohnt ist. Man ließt zeilenweise und fängt von unten an:
Die Angaben in Dezibel beziehen sich auf den kalibrierten Frequenzgang, also auf 2,83V. Zur besseren Übersicht ist daneben auch noch die direkte Spannung angeben. -6dB entspricht also beispielsweise der halben Spannung relativ zu 2,83V und somit einem viertel Watt.
Die Farbe von hellgrün über dunkelgrün bis zu rot gibt den Klirrfaktor bei der jeweiligen Frequenz und dem jeweiligen Wiedergabepegel (aufwärts) an. Mit einem einzigen Blick ist jetzt also zu erkennen, wie sich der Klirrfaktor mit steigendem Pegel verändert. Da 3dB mehr Leistung auch 3dB mehr Schalldruckpegel bedeuten, weiß man zusätzlich, wie stark die Box bei einer bestimmten Lautstärke klirrt, man braucht die Angabe an der Ordinate nur auf den Frequenzgang "aufzuschlagen".
Als obere Grenze habe ich mehr oder minder willkürlich 5% Klirrfaktor gesetzt. Steigt er darüber, wird er hellrot angezeigt, der Meßbereich ist überschritten. Im Beschallungsbereich geht man von einer 3% und einer 10% Marke aus: Bei 3% ist der sinnvolle Bereich verlassen, mehr als 10% sollten der Box nicht abverlangt werden. Die Skalierung kann je nach sinnvollem Darstellungsbereich geändert werden.
Wie man sieht, ist die kleine BR-Box schon mit einem viertel-Watt im Bassbereich überfordert. Dies ist kein Meßfehler.
Der Pegel wird nun solange erhöht, bis es zu hörbar sehr starken Verzerrungen kommt, oder die Nennbelastbarkeit des Herstellers oder der maximale Hub erreicht ist. Ich habe die Messung bei 8W (entsprechend 9dB relativ zu 2,83V) abgebrochen. Alle Farben und Werte darüber sind also sinnlos und dürfen nicht zur Charakterisierung des Lautsprechers herangezogen werden.
Man sieht also "Flächen gleichen Klirrs", etwas holprig übersetzt könnte man die Darstellung also "Isochink"-Diagramme nennen.
Hier je ein Diagramm für K2 und K3
Ich finde die Darstellung sehr übersichtlich! Man sieht eigentlich sofort, was sich tut, wo man die Box sinnvoll einsetzen kann, und ab welcher Leistung sie definitiv nichtmehr geht. Würde man die Eingangsspannung jetzt weiter steigern, würde sich nach oben hin irgendwann ein Farbverlauf Richtung rot bilden, und man wüßte, dass die Maximallautstärke bei diesem Pegel und dieser Leistung dann erreicht ist. Vorgesehen ist im Diagramm eine Maximalleistung von etwa 0,5kW. Für Signalspitzen kann diese Leistung bei belastbaren Boxen durchaus kurz gefordert werden.
Das Problem ist jedoch, dass die Box (wie aber bei jeder anderen Klirrmessung) auch sonst sehr stark belastet wird. Solche Töne kommen bei Musik ja seltenst bei diesen extremen Pegeln vor! Bei der nächsten Messung wäre der Hochtöner (eine 12mm Kalotte oder sowas) immerhin rund 50mal mit jeweils >>200ms 16W - 200ms Pause - 200ms 16W... usw<< belastet worden. Das ist für eine Kalotte ganz schön viel... thermisch mag es - insbesondere beim Einsatz von FFL - noch gehen, der Hub ist aber schon ganz ordentlich.
Ausserdem fällt auf, dass solche Messungen eigentlich auch (wie auch die Isobarendarstellung) erst oberhalb des Bassbereiches sinnvoll sind. Wir sind auf Klirr im Bassbereich nicht sehr empfindlich und man treibt die Chassis unnötigerweise zig mal in die mechanische Begrenzung. Der Zeitaufwand für eine solche Messung ist enorm! Wie jede Klirrmessung ist das ganze obendrein sehr nervötend. Lohnt der Aufwand??
Was haltet ihr davon?
gruß, farad
PS: Alle Watt-Angaben beziehen sich im Beispiel auf 8 Ohm. Das Diagramm "kennt" nur Spannungen und dB, die jeweils unabhängig vom tatsächlichen Impedanzverlauf sind.
ich möchte euch eine neue Art der Klirrfaktordarstellung vorstellen und eure Meinung dazu hören.
Um die Diagramme richtig lesen und interpretieren zu können, braucht man als allererstes - wie auch beim Isobarendiagramm - einen (kalibrierten) Frequenzgang auf Achse. Man weiß jetzt, wie laut ein einzelner Sinuston bei 2,83V Klemmenspannung wiedergegeben wird.
Gemessen wurde eine Lautsprecherbox einer sehr billigen Kompaktanlage mit etwa 10W Belastbarkeit. (Herstellerangabe) Die Messung ist zwar kalibriert, wurde aber im Wohnraum und mit etwas weniger als 1m durchgeführt. Darum geht es aber jetzt ja nicht.
Im Folgenden gibt es ein Diagramm für K2 und ein Diagramm für K3. Die beiden Faktoren werden vollkommen getrennt voneinander betrachtet. Das ist sinnvoll, weil der jeweils hervorgerufene Höreindruck stark varriiert. Auch ich wiederhole die Fachliteratur: K2 wird angeblich eher angenehm wahrgenommen, K3 eher als unangenehm, im Sinne von Hi-Fi sind natürlich beide "böse".
Das besondere an der Darstellung ist nun, dass die Informationsdichte erheblich größer ist, als man es von Klirrdiagrammen gewohnt ist. Man ließt zeilenweise und fängt von unten an:
Die Angaben in Dezibel beziehen sich auf den kalibrierten Frequenzgang, also auf 2,83V. Zur besseren Übersicht ist daneben auch noch die direkte Spannung angeben. -6dB entspricht also beispielsweise der halben Spannung relativ zu 2,83V und somit einem viertel Watt.
Die Farbe von hellgrün über dunkelgrün bis zu rot gibt den Klirrfaktor bei der jeweiligen Frequenz und dem jeweiligen Wiedergabepegel (aufwärts) an. Mit einem einzigen Blick ist jetzt also zu erkennen, wie sich der Klirrfaktor mit steigendem Pegel verändert. Da 3dB mehr Leistung auch 3dB mehr Schalldruckpegel bedeuten, weiß man zusätzlich, wie stark die Box bei einer bestimmten Lautstärke klirrt, man braucht die Angabe an der Ordinate nur auf den Frequenzgang "aufzuschlagen".
Als obere Grenze habe ich mehr oder minder willkürlich 5% Klirrfaktor gesetzt. Steigt er darüber, wird er hellrot angezeigt, der Meßbereich ist überschritten. Im Beschallungsbereich geht man von einer 3% und einer 10% Marke aus: Bei 3% ist der sinnvolle Bereich verlassen, mehr als 10% sollten der Box nicht abverlangt werden. Die Skalierung kann je nach sinnvollem Darstellungsbereich geändert werden.
Wie man sieht, ist die kleine BR-Box schon mit einem viertel-Watt im Bassbereich überfordert. Dies ist kein Meßfehler.
Der Pegel wird nun solange erhöht, bis es zu hörbar sehr starken Verzerrungen kommt, oder die Nennbelastbarkeit des Herstellers oder der maximale Hub erreicht ist. Ich habe die Messung bei 8W (entsprechend 9dB relativ zu 2,83V) abgebrochen. Alle Farben und Werte darüber sind also sinnlos und dürfen nicht zur Charakterisierung des Lautsprechers herangezogen werden.
Man sieht also "Flächen gleichen Klirrs", etwas holprig übersetzt könnte man die Darstellung also "Isochink"-Diagramme nennen.
Hier je ein Diagramm für K2 und K3
Ich finde die Darstellung sehr übersichtlich! Man sieht eigentlich sofort, was sich tut, wo man die Box sinnvoll einsetzen kann, und ab welcher Leistung sie definitiv nichtmehr geht. Würde man die Eingangsspannung jetzt weiter steigern, würde sich nach oben hin irgendwann ein Farbverlauf Richtung rot bilden, und man wüßte, dass die Maximallautstärke bei diesem Pegel und dieser Leistung dann erreicht ist. Vorgesehen ist im Diagramm eine Maximalleistung von etwa 0,5kW. Für Signalspitzen kann diese Leistung bei belastbaren Boxen durchaus kurz gefordert werden.
Das Problem ist jedoch, dass die Box (wie aber bei jeder anderen Klirrmessung) auch sonst sehr stark belastet wird. Solche Töne kommen bei Musik ja seltenst bei diesen extremen Pegeln vor! Bei der nächsten Messung wäre der Hochtöner (eine 12mm Kalotte oder sowas) immerhin rund 50mal mit jeweils >>200ms 16W - 200ms Pause - 200ms 16W... usw<< belastet worden. Das ist für eine Kalotte ganz schön viel... thermisch mag es - insbesondere beim Einsatz von FFL - noch gehen, der Hub ist aber schon ganz ordentlich.
Ausserdem fällt auf, dass solche Messungen eigentlich auch (wie auch die Isobarendarstellung) erst oberhalb des Bassbereiches sinnvoll sind. Wir sind auf Klirr im Bassbereich nicht sehr empfindlich und man treibt die Chassis unnötigerweise zig mal in die mechanische Begrenzung. Der Zeitaufwand für eine solche Messung ist enorm! Wie jede Klirrmessung ist das ganze obendrein sehr nervötend. Lohnt der Aufwand??
Was haltet ihr davon?
gruß, farad
PS: Alle Watt-Angaben beziehen sich im Beispiel auf 8 Ohm. Das Diagramm "kennt" nur Spannungen und dB, die jeweils unabhängig vom tatsächlichen Impedanzverlauf sind.
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