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Messungen der Dämmung von Gehäusewänden - II

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  • krabat
    • 28.03.2024

    Messungen der Dämmung von Gehäusewänden - II

    siehe dort (das thema erschließt sich bestens beim rückwärts lesen!)

    http://www.visaton.de/vb/showpost.ph...49&postcount=1

    hat jemand spaß daran, vergleichsmessungen anzufertigen?

    1) these: die bewegung der gehäusewände ist keine resonanz der wände in sich, sondern ein mit-schlepp-effekt, die resonanz ist die der eingeschlossenen luftmasse

    2) these: der am hörplatz messbare schalldurchgang liegt ausreichend weit unter dem direktschall - lt. BBC wären 20..30db gut, um die wiedergabe mit großer bestimmtheit nicht zu beeinträchtigen

    für die bestätigung, oder besser noch den nachweis, dass dem nicht so ist, müssten mehrere testgehäuse in realer größe angefertigt werden. das ist deshalb notwendig, weil der untersuchungsgegenstand nicht "skaliert". aus kleinen gehäusen lässt sich wegen des kubischen verhältnisses von volumen zu breite/höhe/länge nicht auf das verhalten größerer boxen zurückschließen.

    die motivation ist wie folgt:

    - auch bei sehr aufwändigen untersuchungen (siehe http://eprints.soton.ac.uk/79101/1/C..._IOA_paper.pdf) wurde versäumt, die eigentlichen plattenresonanzen gegen die resonanzen der luft im gehäuse abzugrenzen

    - bereits einfach aufgebaute gehäuse zeigen eine schalldämmung, die nur knapp an einer bewertung als "gut genug" vorbeigeht - mit wenig aufwand könnte vieleicht schon ein perfektes ergebnis erreicht werden. fraglich ist, was genau muss man tun?


    nachdem meine eigenen ergebnisse als unzureichend bewertet wurden drängt sich die frage auf, welche art messungen sind erforderlich, um das thema tatsächlich abzuschließen? welches messverfahren wären ausreichend überzeugend, um eine übereinstimmung in der bewertung zu erreichen? beim frequenzgang hält man ein mikrophon hin. das rundrumstrahlen wird von manchen zusätzlich aufgenommen und sehr kritisch bewertet. bei der gehäusedämmung scheint es noch keinen standard zu geben.

    daraus liessen sich dann empfehlungen ableiten, die vieleicht weniger arbeit machen als "das maximum". vieleicht bringen gezielt eingebrachte versteifungen mindestens so viel wie zb "bitumen/sandwich"? aber wie misst man so, dass die messwerte von allen als grundlage einer bewertung akzeptiert werden können?
  • F.H.
    Moderator
    • 05.10.2011
    • 1014

    #2
    Der These 2) würde ich auch ohne messtechnischen Beweis zustimmen.

    Aber bei der 1. These habe ich Zweifel. Kennst Du die Messungen, die ich schon 1988 gemacht habe? Ich bin mir sicher, dass ich damals nur die Eigenresonanzen der Platten gemessen habe, weil die Luftresonanzen im Gehäuse durch extrem starkes Ausstopfen der gesamten Box unterdrückt wurden.
    Friedemann

    Kommentar

    • ALler
      Registrierter Benutzer
      • 10.12.2009
      • 494

      #3
      Mahlzeit,

      für akustische Messungen ist die von F.H. gewählte Methode ja schon ganz gut gewesen.
      Mit stärker Abschirmung (das rückseitige Testgehäuse aus 15cm? Beton, die Seitenwände dabei verschiedentlich untereinander verstreben) würde die Messsicherheit vielleicht noch steigen.

      Per Impedanzmessungen mit zunehmender Hohlraumbedämpfung könnte man noch schauen, inwieweit die fundamentale stehende Welle, flach gemacht wurde (die Fundamentale ist ja recht hartnäckig, weil das Verhältnis Schnellebereich/Dämmwolle sehr klein ist).

      krabat schrieb:

      - auch bei sehr aufwändigen untersuchungen (siehe http://eprints.soton.ac.uk/79101/1/C..._IOA_paper.pdf) wurde versäumt,
      die eigentlichen plattenresonanzen gegen die resonanzen der luft im gehäuse abzugrenzen
      Vielleicht könnte man einmal per Lautsprecher-Anregung messen.
      Und einmal, zur Anregung der Plattenresonanz, per Klöppel.
      Also mit einem Testaufbau wie bei F.H., nur eben beide Verfahren.

      Ein "Rausrechnen" der Plattenresonanz wäre aber glaube ich schwierig.
      Also man könnte beide Kurven ja nicht von einander abziehen. Einmal wegen Ungewissheit bei den Anregungs- folglich Pegelverhältnissen.
      Und dann, eine besonders schlecht bedämpfte Klopf-Resonanz von der Kurve mit LS-Anregung abziehen, würde ja ein komplett falsches Bild erzeugen (es würde ein Vorteil ausgewiesen, eine gut bedämpfte Klopfresonanz würde hingegen weniger Vorteil zeigen).

      (...) müssten mehrere testgehäuse in realer größe angefertigt werden.
      das ist deshalb notwendig, weil der untersuchungsgegenstand nicht "skaliert".
      aus kleinen gehäusen lässt sich wegen des kubischen verhältnisses von volumen zu breite/höhe/länge nicht auf das verhalten größerer boxen zurückschließen
      Man könnte zur Untersuchung des Sachverhaltes an einem kleinen Gehäuse messen, und dann an einem doppelter Größe. Um mal eine Tendenz zu haben.
      Das läßt sich ja schon einfach mit dem Beschleunigungssensor messen.

      vieleicht bringen gezielt eingebrachte versteifungen mindestens so viel wie zb "bitumen/sandwich"?
      Viele Streben machen aus einer großen Fläche ja quasi kleinere Flächen.
      Damit sich gewiss schon viel gewonnen. Dazu vollständige Dämmwollfüllung und alles ist gut.

      Bitumensandwich hat wegen der vielen Unsicherheiten sowas richtig montiert zum bekommen, und wegen dem unfassbaren Gestank beim Verarbeiten, aber seinen Freundeskreis.
      "Weisser Mann hacken viel Holz"(?).

      Grüße von
      ALler

      Kommentar

      • Gast-Avatar
        krabat

        #4
        Zitat von F.H. Beitrag anzeigen
        Der These 2) würde ich auch ohne messtechnischen Beweis zustimmen.

        Aber bei der 1. These habe ich Zweifel.
        die von dir gemessenen resonanzen verschieben sich mit dem eingesetzten material. die luftresonanzen sollten vom material nicht beeinflusst werden.

        andererseits hatte ich bemerkt, dass an einem schon versteiften kleinen gehäuse von 20l volumen zwei resonanzfälle vorkommen.

        einmal das resonieren beim anklopfen der platte, es lag zum beispiel bei 600hz. zum zweiten die resonanz bei anregung durch den lautsprecher, und also durch die eingeschlossene luft. die lag bei leerem, ungedämpften gehäuse um ca 300hz. dämpfung mit watte brachte die letztere zum verschwinden, die erste nicht.

        was mir bei deiner messreihe auffällt ist, dass die massiven, im mittelton gut dämmenden platten im unteren bereich um rund 10db schlechter sind, als die anderen - auch für den marmor. zum teil gilt das auch für die abgestützte wand.

        Kommentar

        • Gast-Avatar
          krabat

          #5
          Zitat von ALler Beitrag anzeigen
          Viele Streben machen aus einer großen Fläche ja quasi kleinere Flächen.
          Damit sich gewiss schon viel gewonnen. Dazu vollständige Dämmwollfüllung und alles ist gut.

          Bitumensandwich hat wegen der vielen Unsicherheiten sowas richtig montiert zum bekommen, und wegen dem unfassbaren Gestank beim Verarbeiten, aber seinen Freundeskreis.
          mir geht's um folgendes. zum vergleich: ein lautsprecher sei um +/- 1db im ampl.verlauf glatt, keine breiten senken/überhöhungen. wer würde dazu sagen: nicht gut genug! wohl jeder wüsste, das reicht quer und lang, eine weitere optimierung wäre keine, besser braucht es nicht. wie kann man ein maß finden, dass eine solche sichere, allgemein anerkannte bewertung auch für den schalldurchgang durch die gehäusewände bietet?

          zur zeit scheint eine große zahl von boxenbauern davon auszugehen, dass an der problemstelle "gehäuse" noch viel zu machen sei. regelmäßig liest man von grob aufgedoppelten doppelwänden und anderem. die werbung stellt überaus aufwändige maßnahmen als besonderes merkmal heraus. wieviel ist genug, auf weche messgröße kann man sich als sichere bewertungsgrundlage einigen?

          Kommentar

          • ALler
            Registrierter Benutzer
            • 10.12.2009
            • 494

            #6
            krabat schrieb:

            mir geht's um folgendes. zum vergleich:
            ein lautsprecher sei um +/- 1db im ampl.verlauf glatt, keine breiten senken/überhöhungen.
            wer würde dazu sagen: nicht gut genug!
            wohl jeder wüsste, das reicht quer und lang, eine weitere optimierung wäre keine, besser braucht es nicht.
            Ich würde mal sagen, wiederum ausgehend davon das Gehäusewände an Stehwellen gekoppelt sind, sich die Stehwellen auch im Frequenzgang zeigen "würden".

            Bei üblichen gefensterten Messungen ist die Auflösung ja jedoch zu gering, als das sich kleine Obstrakel durch Stehwellen, auf der Fernfeldmessung zeigen würden.

            Aber hörbar sind sie, wenn eine Ton-Wellenlänge gerade zu den Gehäusemaßen paßt.

            Zum Beweis: Nahfeldmessung am Konus-Töner einmal mit, einmal ohne Dämmwolle im Gehäuse.

            Wenn nun die Dämmwollefüllung optimiert wird, wird der Frequenzgang auch glatter. Man kommt +- 1dB im FrequenzBereich des Konus-Töners schon näher.

            Folglich, grob gesagt, also im Umkehrschluss: wenn man +- 1dB erreicht, dann hat man sich auch Mühe bei der Stehwellenbedämpfung gegeben Oder eine zu grobe Messauflösung.

            Gleichsam wie der Membranenfrequenzgang durch Dämmwollfüllung dabei glatter wird, wird die Intensität von Wandvibrationen verringert. Weil die Stehwellen die sie verursachen, verringert wurden.



            Bei der verbleibenden Schallabgabe von Gehäusewänden kann man sich wohl einig sein, dass deren Peaks mindestens 20dB unter dem Nutzschall (mittels des Chassis) liegen sollten.
            Besser natürlich 25dB oder mehr. (Natürlich eine Frage, wie das zu messen ist).

            Ohne Streben und mit "akustischen Sümpfen" statt kompletter Dämmwollfüllung, wird das (für Vibrations-Peaks gesprochen) wohl nicht zu erreichen sein.


            was mir bei deiner messreihe (Anmerkung ALler: die von F.H.) auffällt ist, dass die massiven, im mittelton gut dämmenden platten im unteren bereich um rund 10db schlechter sind, als die anderen - auch für den marmor. zum teil gilt das auch für die abgestützte wand.
            Ist mir auch schonmal aufgefallen: bekommt man einen Peak bei höherer Frequenz flacher, steigt dafür unter- oder oberhalb davon, der Pegel manchmal breitbandig etwas an.
            Aber: lieber doch das breitbandige "Leisere", als einen schmalen viel lauteren Peak. Würde ich mal sagen.

            Das ist eh alles eine hochkomplizierte, rein "caotische" Sache.

            So können Wandvibrationen zu hohen Frequenzen offenbar stärker werden, wenn Dämmwolle eingefüllt wird.
            (Was im untersuchen Fall jedoch keine Relevanz hat, weil der Töner im richtigen Leben ja beschaltet betrieben würde, und so hohe Frequenzen gar nicht abgeben würde).

            Also nochmal in kurze Worte gefaßt:

            - wenn man +-1 dB erreicht hat,
            - was durch hochauflösende Nahfeldmessung am Konus-Töner zu bestätigen ist,
            - hat man zwangsläufig auch wenig Wandvibrationen (klar, Streben sind dafür auch eine Voraussetzung).

            So würde ich das mal sehen.

            Schnelle Grüße von
            ALler

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            • Gast-Avatar
              LineArray

              #7
              Schwingungen an Lautsprechergehäusen I

              Hallo, liebe Freunde der gepflegten Konversation...
              ...
              Es gibt hauptsächlich zwei Mechanismen, über die jeweils Plattenschwingungen (Biegewellen) an Lautsprechergehäusen angeregt werden. Vor allem sind diese für Tieftöner, Tief-/Mitteltöner sowie Mitteltöner und deren jeweilige Gehäuse relevant:

              1) Durch die Wechseldruckamplitude des eingeschlossenen Luftkörpers, der sich seinerseits je nach Frequenz resonant verhalten kann.

              2) Durch direkte Anregung über den Lautsprecherkorb, denn die Antriebskraft B x L x I zur Beschleunigung der Membran wirkt mit umgekehrtem Vorzeichen auch auf das Antriebssystem (Magnet) und damit auf den Korb des Chassis. Dieser kann seinerseits Resonanzen ausbilden, da er nachgiebige wie auch Massenkomponenten aufweist. Bei gedachter unendlicher Steifigkeit des Lautsprecherkorbes, wird die Antriebskraft über den Montageflansch des Korbes 1:1 auf die Schallwand des Lautsprechergehäuses übertragen.

              Die resultierenden Hübe des Korbs sind zwar gering, weil seine Masse sehr viel höher ist als die Masse der mit gleicher Kraft beschleunigten Membran, es können aber Resonanzen der Gehäusewände angeregt werden, womit potentiell sehr große Flächen zu Biegeschwingungen angeregt werden und dadurch unerwünscht Schall abstrahlen.

              3)Alle Komponenten zusammen (Gehäusewände, Chassiskorb) bilden ein schön komplexes für Körperschall (hier hauptsächlich Biegewellen) leitfähiges Netzwerk mit entsprechenden Eigenfrequenzen.


              Anmerkung zum im Gehäuse eingeschlossenen Luftkörper

              Auch bei einem gedachten völlig schwingungsfreien Gehäuse und einer ideal kolbenförmigen Bewegung der Membran, können Resonanzen des Luftkörpers angeregt werden ( n x lambda/2 "Pfeifenresonanzen" ), welche bei ungünstiger räumlicher Verteilung der Druckmaxima durch die Membran selbst abgestrahlt werden:
              Die Membran selbst ist eine sehr schalldurchlässige Fläche im LS-Gehäuse.

              Ebenso klar ist, das Resonanzen des Luftkörpers potentiell mit Plattenschwingungen (realer schwingfähiger Gehäuse) interagieren können, d.h. Energie mit diesen austauschen. Es gibt eine Energieübertragung zw. Luftkörper <> Plattenresonanzen, welche in beiden Richtungen erfolgen kann. Dass Resonanzen des Luftkörpers vermieden bzw. bedämpft werden müssen, ist damit augenfällig. Eine Bedämpfung des im Gehäuse eingeschlossenen Luftkörpers trägt also dazu bei, das Gehäuse nach außen "strahlungsärmer" zu machen: Das gilt zumindest für den Frequenzbereich, innerhalb dessen der Luftkörper resonieren kann.

              Selbst wenn Resonanzen des eingeschlossenen Luftkörpers so stark bedämpft sind, daß sie nicht mehr in Erscheinung treten, bleibt jedoch
              - die Anregung des Gehäuses nach 1) bestehen und es können weiterhin Plattenresonanzen angeregt werden.
              - die direkte Anregung durch das Chassis nach 2) ebenso bestehen


              Strategien für ein "strahlungsarmes Gehäuse"

              Auf dem Weg zu einem Gehäuse mit "geringer akustischer Abstrahlung", kommt man u.a. auf ein Gehäuse mit "geringer Schwingungsamplitude der Wände". Beides ist jedoch nicht zwingend dasselbe:

              Wenn sich z.B. die Gehäuseoberfläche in gegenphasig schwingende Zonen etwa gleicher Größe aufteilen würde und die Ausbreitungsgeschwindigkeit der Biegewellen auf dem Gehäuse kleiner als bei Luftschall wäre, dann würde das Gehäuse zwar - mittels Sensoren nachweisbar - auch bei höheren Frequenzen schwingen, aber dort kaum Schall abstrahlen (Das entspräche in der Vorstellung einer Art "Weichgummigehäuse").

              Die Schalldurchlässigkeit der Wände ist maßgeblich durch deren sog. Koinzidenzfrequenz bestimmt. An der Koinzidenzfrequenz breiten sich Biegewellen auf einer Wand ebenso schnell aus wie Schall in Luft.

              Bei dieser Frequenz und darüber können Biegeschwingungen der Gehäusewände effizient (und unerwünscht) Schall abstrahlen. Somit ist die Strategie für ein strahlungsarmes Gehäuse immer vom Frequenzbereich abhängig, für den es konstruiert werden soll, und von den erwünschten Abmessungen des Gehäuses selbst:

              Das Problem ist für Gehäuse, welche innerhalb einer großen Bandbreite betrieben werden, i.A. wesentlich schwieriger zu lösen.
              Zuletzt geändert von LineArray; 09.02.2014, 19:16.

              Kommentar

              • Gast-Avatar
                LineArray

                #8
                Schwingungen an Lautsprechergehäusen II

                Beispielstrategien motiviert aus konkreten Anwendungen

                Subwoofer-Gehäuse betrieben bis z.B. ca. 100Hz.

                Mögliche Strategie: Kompakte Bauweise, hohe Wandstärke aus üblichen Materialien (MDF), nötigenfalls Aussteifung.
                Resultat: Die Eigenfrequenzen der Wände (Grundmoden der Plattenschwingungen) können z.B. bis ca. 300Hz "hochgetrieben" werden.

                Die Eigenfrequenzen liegen damit sogar außerhalb des Übernahmebereichs der Weiche, und so muß es auch sein. Das "Klopfspektrum" eines leeren Gehäuses kann mit z.B. mit Gummihammer an verschiedenen Anregungsstellen geprüft werden. Man hat das Problem allein über die "Steifigkeit der Wände" gelöst.


                Tief-Mitteltongehäuse betrieben bis ca 2Khz.

                Verwenden wir das obige Subwoofer-Gehäuse jetzt aber als Tief-/Mitteltongehäuse, dann erleben wir eine sehr böse Überaschung:
                Die unerwünschte Abstrahlung im Tiefbass ist zwar gering (durch hohe Steifigkeit der Wände), aber wir haben die Koinzidenzfrequenz durch hohe Steifigkeit und gleichzeitig geringe Massebelegung der Wände stark herabgesetzt: Die Biegewellen breiten sich schneller aus. Genau das passiert, wenn lediglich die Wandstärke erhöht wird:

                Der Zuwachs an Steifigkeit dominiert die "Massebelegung". Dadurch sinkt die Koinzidenzfrequenz und die Wandresonanzen, welche nun typischerweise im Bereich um einige hundert Hertz angeregt werden können, werden dafür um so effizienter abgestrahlt.

                Hier ist "das Rennen" um ein strahlungsarmes Gehäuse also allein über die Steifigkeit der Wände nicht mehr zu gewinnen. Mehr noch: Wir müssen einsehen, dass wir kein breitbandig schwingungsfreies Gehäuse bauen können und müssen uns stattdessen auf ein "strahlungsarmes Gehäuse" (Ein Gehäuse mit hoher Schalldämmung) konzentrieren: "Wenn es schon schwingt, soll es wenigstens nicht übermäßig abstrahlen."

                Jedwede Steifigkeit ist hier also durch entsprechende Massebelegung zu kompensieren, um die Koinzidenzfrequenz nicht unnötig herabzusetzen. So kommt man auf Kompositbauweisen, welche mehrere Strategien gleichzeitig nutzen können und die im Bereich der Körperschalldämmung auch bekannt sind:

                - Steifigkeit gegen Vibrationen bei tiefen Frequenzen aber gleichzeitig
                - Massebelegung der Wände
                - Dämpfung des Gehäuses nicht zwingend nur in der Fläche, sondern auch durch "Fugendämpfung" zwischen angrenzenden Bauteilen.
                - "Constraint Layer" Dämpfung, d.h. eine dämpfende Schicht wird unter ganzflächigem Kontakt zwischen zwei steifen Schichten eingebracht (und räumlich eingegrenzt).

                Desweiteren kann es dazu notwendig werden, die Steifigkeit an bestimmten Stellen sogar gezielt herabzusetzen (z.B. durch Nuten in Kantennähe, welche mit dämpfendem Material gefüllt werden) oder durch "schwimmende" Verbindungen zw. Bauteilen (z.B. Chassiskorb-Schallwand, Schallwand-Seitenwangen, ...)

                Desweiteren ist es sinnvoll die Anregung selbst zu minimieren z.B. durch:

                - Montage zweier Chassis Rücken an Rücken (oft "Impulskompensation" genannt) kann die Anregung nach 2) vollkommen unterdrücken.
                - Ersatzweise "Magnetmontage" von Tief-Mitteltönern auf einem Massekörper, der als akustisches Tiefpass-Filter für Körperschall fungiert.
                - Ersatzweise Montage einer Zusatzmasse direkt am Antriebssystem bei konventioneller Montage. (Nicht für Körbe zu empfehlen, welche sich verwinden können).
                - Bedämpfung des Luftkörpers im Gehäuse

                Ein "Vollstopfen" des Gehäuses mit Dämpfungsmaterial ist meist akustisch nicht sinnvoll, könnte aber - je nach Aufbau der Wände - auch eine direkte mech. Bedämpfung der Wände als Nebeneffekt bewirken.


                >> Oder man lässt LS-Gehäuse und großflächige Schallwände ganz weg ...

                http://bilder.hifi-forum.de/medium/6...array_3507.jpg
                Zuletzt geändert von LineArray; 09.02.2014, 19:22.

                Kommentar

                • Gast-Avatar
                  gutjan

                  #9
                  Hallo LineArray,

                  großes Lob, sehr gute Beschreibung

                  Gruß Jan

                  Kommentar

                  • Gast-Avatar
                    LineArray

                    #10
                    Zitat von krabat Beitrag anzeigen

                    ...
                    1) these: die bewegung der gehäusewände ist keine resonanz der wände in sich, sondern ein mit-schlepp-effekt, die resonanz ist die der eingeschlossenen luftmasse
                    ...

                    Wie ich bereits in vorausgehenden Posts erläuterte, kann es zu einem Austausch von Schwingungsenergie zwischen
                    - Eigenmoden des "Luftkörpers" im Gehäuse und
                    - solchen Eigenmoden, welche auf Biegeschwingungen der Gehäusewände beruhen,
                    kommen.

                    Das wird naturgemäß weitgehend unterbunden, sobald das im Gehäuse eingeschlossene Luftvolumen hinreichend bedämpft ist. Bei Gehäusen üblicher Abmessungen und üblichen Aufbaus (z.B. 30Liter Volumen, 19mm Spanplatte) ist jedoch darüberhinaus
                    - der Anteil der Massebelegung durch die umgebende Luft (innen und außen) an der Gesamtmassebelegung der Wände völlig vernachlässigbar und ferner
                    - eine etwaige Veränderung der wirksamen Biegesteifigkeit der Gehäusewände ( etwa im Bereich der Grundmoden der Gehäuseplatten ) allein durch die eingeschlossene Luft im Gehäuse ebenfalls völlig vernachlässigbar: Dafür ist das Gehäuse viel zu steif und das Luftvolumen dahinter viel zu nachgiebig.

                    Lediglich bei sehr dünnen und großflächigen Platten mit dahinter angebrachten flachen Gehäusen - wie sie z.T. bei DML-Panels untersucht wurden - ist eine Beeinflussung der Plattenresonanzen durch das "Luftpolster" wirklich relevant.

                    Für "gewöhnliche" Lautsprechergehäuse sind die Eigenfrequenzen der Wände durch die Biegesteifigkeit (gegeben durch relevante und u.U. richtungsgebundene materialspezifische Elastizitätsmodule und Wandstärke) der Wände sowie deren Massebelegung bestimmt.

                    Form und Ausdehnung des Luftvolumens - sowie seine eigene Anregung - haben lediglich einen Einfluss darauf, wie und wo die Eigenfrequenzen der Gehäuseplatten (auch in Abhängigkeit von der Frequenz) angeregt werden.

                    Das eingeschlossene Luftvolumen übernimmt die Rolle eines von zwei möglichen anregenden Mechanismen (s.o.), indem es einen Wechseldruck auf die Wände ausübt. Es hat jedoch vernachlässigbaren Einfluss auf Frequenzen, Gestalt und Güte der an den Gehäuseplatten auftretenden Eigenmoden, welche praktisch ausschließlich auf Körperschallmechanismen (hier Biegeschwingungen) beruhen und mithilfe gängiger Parameter s.o. beschrieben werden.
                    Daher hat das Luftvolumen im Gehäuse auch einen vernachlässigbaren Einfluß auf die für die Schalldämmung entscheidende Koinzidenzfrequenz der Gehäusewände. Denn die Phasengeschwindigkeit von Biegewellen auf den Gehäuseplatten wird vom eingeschlossenen Luftvolumen praktisch nicht beeinflusst.

                    >> Geschlossenes Gehäuse bauen ohne Lautsprecher aber mit Ausgleichsventil.
                    >> Gehäuse innen gut bedämpfen.
                    >> Gehäuse in einen stufenweise evakuierbaren Raum stellen.
                    >> Selber rausgehen.
                    >> Gehäuse bei verschiedenenen Luftdrücken innen und außen per Impulshammer an zuvor definierten Stellen anregen.

                    >> Nichts ("so gut wie ...") wird passieren in Bezug auf die Ausprägung der Schwingungsmoden, welche nun vorzugsweise mit einem Laser-Interferometer sichtbar gemacht werden müssten.

                    _______________

                    Für Insider: Ein Lautsprecherhgehäuse ist i.A. auch zu klein, als das sich darin z.B. ernstzunehmende Wetterphänomene abspielen könnten.
                    Zuletzt geändert von LineArray; 09.02.2014, 21:07.

                    Kommentar

                    • Gast-Avatar
                      LineArray

                      #11
                      Zitat von gutjan Beitrag anzeigen
                      Hallo LineArray,

                      großes Lob, sehr gute Beschreibung

                      Gruß Jan
                      Vielen Dank für Dein Lob Jan,
                      es freut mich, wenn Erfahrung, Wissen und die Bemühung darum beides auch zu vermitteln, geschätzt werden.
                      Zuletzt geändert von LineArray; 09.02.2014, 21:09.

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                      • ALler
                        Registrierter Benutzer
                        • 10.12.2009
                        • 494

                        #12
                        `n Abend,

                        wobei krabats Frage eigentlich war:

                        (...) nachdem meine eigenen ergebnisse als unzureichend bewertet wurden drängt sich die frage auf, welche art messungen sind erforderlich, um das thema tatsächlich abzuschließen?

                        welches messverfahren wären ausreichend überzeugend, um eine übereinstimmung in der bewertung zu erreichen?

                        beim frequenzgang hält man ein mikrophon hin. das rundrumstrahlen wird von manchen zusätzlich aufgenommen und sehr kritisch bewertet.
                        bei der gehäusedämmung scheint es noch keinen standard zu geben.
                        Die Ursachen für Schall/Gehäuse sind ja hinreichend bekannt. Aber wie die Auswirkungen eben messen?

                        Grüße von
                        ALler

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                        • Gast-Avatar
                          krabat

                          #13
                          Zitat von ALler Beitrag anzeigen
                          Die Ursachen für Schall/Gehäuse sind ja hinreichend bekannt. Aber wie die Auswirkungen eben messen?
                          die koinzidenzfrequenz? was das überhaupt ist:

                          http://www.sga-ssa.ch/pdf/events/Bue...rperschall.pdf

                          ich konnte niemals eine wellenartige bewegung der boxenwände feststellen. keine partialschwingungen. eine freie wand schwingt am stück.

                          selbst wenn, bei 20mm sperrholz und vermtl. MDF liegt die koinzidenzfrequenz bei ca 900hz. eine solche welle müsste sich auf den wänden auch ausbreiten können. das geht offenbar nicht, wenn die frei schwingende wandfläche kleiner ist als die wellenlänge in luft. bei sperrholz/MDF also müsste die wand wesentlich länger als 30cm sein.

                          bei der herleitung der koinzidenz spielen randbedingungen keine rolle. bei boxen sind die wände an allen seiten aber eingespannt.

                          die dämpfung ist unterhalb der k.f. größer als drüber etc. je schwerer desto schlechter also.

                          um sie anzuregen müsste die luft-schallwelle "streifend" einfallen - was bei boxen auch nicht nicht zutrifft.

                          offenbar bestehen tiefe unsicherheiten, wie die schwingung der boxenwände überhaupt aufzufassen ist. eine einzige messung hatte aber ausgereicht, die bedeutung der koinzidenz ins reich der mythen zu verweisen.

                          eben wegen der vielen irrtümer und maßlosen übertreibungen finde ich die aufklärung der sachverhalte so wertvoll. ohne eine maß dafür, was "gut genug" ist, sind alle "optimierungen" nur eine fleißübung.

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                          • aurelian
                            Registrierter Benutzer
                            • 05.03.2013
                            • 1911

                            #14
                            Der Zuwachs an Steifigkeit dominiert die "Massebelegung". Dadurch sinkt die Koinzidenzfrequenz und die Wandresonanzen, welche nun typischerweise im Bereich um einige hundert Hertz angeregt werden können, werden dafür um so effizienter abgestrahlt.
                            Und was ist im Fall, dass wir ein Gehäuse von 20 Hz bis 250 oder max. 300 Hz haben wollen, wie üblich für größeren Tieftöner?
                            Was ich schreibe, ist nur meine Meinung. Denn wessen Meinung soll es sonst sein?

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                            • Gast-Avatar
                              LineArray

                              #15
                              Zitat von krabat Beitrag anzeigen

                              ich konnte niemals eine wellenartige bewegung der boxenwände feststellen. keine partialschwingungen. eine freie wand schwingt am stück.
                              Eigenmoden einer Platte sind dem Wesen nach stehende Wellen, welche Schwingungsbäuche (Zonen maximaler Schnelle) und Knotenlinien (Zonen minimaler Schnelle) ausbilden.

                              Informiere Dich diesmal bitte VOR Beginn einer von Dir losgetretenen Diskussion über die in diesem Kontext relevanten Begriffe.

                              Du kannst diesbezuglich von meiner Seite nicht mehr mit der gleichen Geduld rechnen, wie sie Dir noch ca. 120 Posts zuvor zuteil wurde.

                              Deine Schonfrist für sachfremdes und fachlich falsches Geschwätz ist hier endgültig abgelaufen, soviel kann ich Dir sagen.

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